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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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erzählen, in dem sich der Himmel in strahlender Bläue spiegelte, von Sonnenaufgängen, bei denen das Tagesgestirn glühend aus dem bleifarbenen Wasser auftauchte, die See rosig färbte, die Nebelschleier aufsog, das Wasser anheizte, daß man am liebsten den ganzen Tag darin verbracht hätte, und am Abend in roter Glut hinter den blau verschatteten Bergen versank. Vom Mond und von den Nächten in Rimini sprach er lieber nicht... Das waren Erinnerungen, die er nur mit Sonny Sonntag teilte.
    Noch nie waren ihm die Tage so rasch vergangen wie jetzt, da er sich schon morgens beim Erwachen darauf freuen durfte, Sonny nach Büroschluß von ihrer Firma, Kienast & Söhne, abzuholen, mit ihr noch eine Stunde zu bummeln, um sie dann am Abend wiederzutreffen. Frau Lobedanz warnte ihn, sich nicht zu überarbeiten, aber sie sah ein, daß durch die Urlaube bei Ottos Firma vieles liegengeblieben war, was jetzt in Tag- und Nachtschichten nachgeholt werden mußte.
    War es wirklich schon vierzehn Tage her, daß sie in Rimini die Koffer gepackt und die Heimreise im Feriale-Expreß angetreten hatten? Und wie merkwürdig, daß eigentlich niemand von der kleinen Runde über das Ende des Urlaubs sonderlich traurig gewesen war. Urlaub war etwas Herrliches, und wie man ihn hier in Sonne, Sand und See verbracht hatte, war er noch herrlicher gewesen, aber irgendwie sehnte man sich doch wieder in die gewohnte Umgebung und Ordnung zurück. Und man sehnte sich auch ein wenig nach Sauerkraut und...
    »Ich nehme ja zum Schweinebraten grundsätzlich nur das Bauchstück«, sagte Frau Lobedanz zwischen Modena und Verona, wo man sich schon langsam auf die Nacht vorzubereiten begann, . »natürlich muß es gut durchwachsen sein. Da pfeife ich auf Halsgrat und Lende, ganz abgesehen davon, daß alles andere das Doppelte kostet...«
    »Na, hören Sie mal, Frau Lobedanz«, meinte Frau Pütterich, »für gutes Geld verlange ich auch gute Ware!«
    »Ich finde, zweiachtzig fürs halbe Kilo ist auch gutes Geld. Aber ich sagte ja schon, darauf kommt es nicht an, aber bei Bauchstück habe ich die Garantie, daß ich ein saftiges und zartes Stück
    Fleisch bekomme. Die Hauptsache sind dabei die Zwiebeln und ein heißes Rohr. Die Zwiebeln müssen braun werden, daß sie fast brennen! Das gibt der Soße erst Geschmack und Farbe. Nichts ist mir schlimmer, als wenn die Soße so blaß wie Kartoffelkeime ist und wie eingeschlafene Füße schmeckt. Da muß ein Paukenschlag drinstecken! Und dann die Kruste... Frau Pütterich, ich sage Ihnen, die muß so rösch wie ‘ne gebrannte Mandel sein. Zähne muß man natürlich haben...Und dazu eine gute mehlige Kartoffel — ich bevorzuge ja die Sorte Blanke Luise — und natürlich Sauerkraut, aber drei Tage geschmort!«
    »Hören Sie auf, Frau Lobedanz«, stöhnte Herr Schnürchen, »Sie machen das so plastisch, daß es über meine Kräfte geht. Ich fürchte, ich werde heute nacht von Ihrem Schweinebraten träumen.«
    Es ging nicht nur über seine Kräfte, alle schluckten schwer, Frau Pütterich, Fräulein Sonntag und auch Herr Blumm und Fräulein Lenz, die zwar in einem anderen Abteil untergebracht waren, sich aber hier zu einem Gespräch — vielleicht dem letzten auf dieser Reise — eingefunden hatten. Die beiden machten kein Geheimnis mehr daraus, daß sie sich in Rimini gefunden hatten und daß Fräulein Lenz bald Frau Blumm heißen würde.
    »Unsere Adresse haben Sie ja, Herr Schnürchen«, sagte Frau Lobedanz, »und wenn bei mir daheim der Haushalt wieder läuft, dann sind Sie für den Sonntag zum Schweinebraten eingeladen. Solch einen armen Junggesellen wie Sie muß man doch ein wenig verwöhnen.«
    »Und vielleicht kommen Sie dann darauf«, meinte Fräulein Lenz zwinkernd, »daß es für Sie zum Heiraten durchaus nicht zu spät ist...«
    »Ach, Fräulein Lenz«, sagte der alte Herr galant, »nachdem Sie vergeben sind, werde ich wohl schon in meinem Stand bleiben müssen.«
    Ja, so war das noch einmal hin und her gegangen, bis man dann zwölf Stunden später endgültig auseinanderging. Das war nun vierzehn Tage her, oder sogar fünfzehn, wenn man es ganz genau nahm. Und nun lief Otto Lobedanz durch die Straßen und hatte ein Gefühl, als ob Kommissar Knuffka ihm im Polizeipräsidium einen Schlag vor den Magen versetzt hätte.
    Der arme Otto Lobedanz war ganz verstört. Sonny Sonntag in ihrer Firma anzuläuten, wagte er nicht, weil ihr Chef unangenehm bis zur Grobheit werden konnte, wenn seine Angestellten während der

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