Das weiße Amulett
verletzt wurde.«
»Na ja, aber es ist ja nichts Ernstes.«
Laurent wandte sich an Karen. »Madame Alexandre, haben Sie vielleicht Feinde in Paris, oder wollte der Mann nur Ihre Handtasche?«
Sie sah ihn ratlos an und zuckte leicht mit den Schultern.
»Ich weiß nicht. Ich kenne hier niemanden.«
Mansfield machte eine ungeduldige Handbewegung. »Sie ist wahrscheinlich jemandem in der Metro aufgefallen, der sie für eine leichte Beute hielt. Wie auch immer, es war bestimmt eine einmalige Sache und wird sich nicht wiederholen. Können wir jetzt gehen?«
Laurent zögerte. Die beiden gefielen ihm nicht. Es roch förmlich nach Ärger. Vor allem der Amerikaner machte keinen Vertrauen erweckenden Eindruck auf ihn. Er grummelte leise, als er sein Notizbuch wegsteckte, dann wedelte er leicht mit der Hand in Mansfields Richtung. »Also gut. Aber halten Sie sich zur Verfügung, falls wir noch Fragen haben.«
»Selbstverständlich.«
Wenige Minuten später saßen sie in Mansfields BMW. Der Amerikaner warf Karen heimlich einen Blick zu. Sie hatte ein schönes Profil mit weichen Lippen, und ihre schulterlangen Locken streichelten ihre Wangen, aber ihre graugrünen Augen schienen leblos. Karen war im Moment völlig abwesend.
Er räusperte sich. »Sie sind so still geworden, Karen. Worüber denken Sie gerade nach?«
Sie starrte benommen in die Dunkelheit vor sich. »Haben Sie das ernst gemeint, was Sie dem Kommissar erzählt haben?«
Mansfield versuchte sich zu erinnern. »Wieso? Was habe ich denn gesagt?«
»Dass der fremde Mann mich vielleicht umbringen wollte.«
Mansfield bemerkte ihre Totenblässe. Offenbar wurde ihr auf einmal bewusst, was in den letzten Stunden alles passiert war.
»Eigentlich wollte ich dem Kommissar damit nur klar machen, dass es nicht um mich, sondern um Sie ging. Ich glaube nicht, dass der Mann Sie töten wollte. Wahrscheinlich wollte er nur Ihre Handtasche.«
Karens Hände verkrampften sich. »Sie sagten, dass es wohl eine einmalige Sache gewesen sei und nicht noch mal vorkommen würde.«
»Na, das denke ich doch.« Er sah forschend in ihr Gesicht. »Oder?«
Sie konnte nicht sofort antworten. Ihre Atmung wurde immer schneller.
»Jemand hat schon mal versucht mich umzubringen. Mein Gott, es ergibt erst jetzt einen Sinn. Im Flughafen war ein dichtes Gedränge. Ich wurde viel geschubst und geschoben. Aber jetzt erinnere ich mich, dass ich einen kurzen, schnellen Druck in die Nierengegend bekam.« Sie kaute nervös auf ihrem rechten Zeigefinger herum. »Erst in meinem Hotel bemerkte ich den kleinen Riss in meinem Rucksack.«
Mansfield starrte auf die Straße vor sich. »War es ein Loch oder ein Riss?«
»Ein Riss. Meine Zeitschriften waren zerschnitten, und mein Paris-Baedeker war halb durchbohrt.«
»Dann hat der Stadtführer Ihnen wohl einen ungewöhnlichen Dienst erwiesen«, stellte Mansfield nüchtern fest, bereute seine Worte aber sofort, als er sah, wie Karen ungläubig den Kopf schüttelte. »Vielleicht war es ja nur ein Reisender, der Ihnen seinen Regenschirm in den Rücken gerammt hat«, schlug er vor.
»Nein. Es war ein glatter Schnitt, wie mit einem Messer. Außerdem habe ich den Kerl von der Metrostation auf dem Flughafen gesehen.«
Mansfield startete den Wagen, fuhr aber noch nicht los. »Glauben Sie nicht, dass Sie sich täuschen?«
Karen schüttelte den Kopf.
»Wenn wirklich jemand hinter Ihnen her ist, Karen, sollten Sie besser nicht in Ihr Hotel zurückkehren. Er könnte dort auf Sie warten.«
»Ich glaube nicht, dass er es zweimal in einer Nacht versuchen wird, oder?«
»Dafür gibt es keine Garantie. Immerhin hat er es bereits zweimal am selben Tag probiert, wenn Sie mit Ihrer Vermutung richtig liegen. Wollen Sie trotzdem in Ihr Hotel zurück?«
»Ja, bitte«, sagte sie ohne Überzeugung und versuchte einige Alternativen zu durchdenken. Aber welche sollten das sein? Welches Hotel würde sie nachts um drei Uhr aufnehmen? Nein, es gab keine andere Möglichkeit als in ihr kleines Mansardenzimmer zurückzukehren.
Oder doch?
Mansfield fuhr los. Eine Viertelstunde später stellte er den Wagen auf dem privaten Parkplatz des Hotels ab.
»Ich begleite Sie bis zu Ihrem Zimmer.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Normalerweise hätte Karen dagegen protestiert, aber in dieser Nacht war es ihr nur recht.
Es gab keinen Nachtportier, wie Mansfield feststellte, sodass sie unbeobachtet bis zu ihrer Zimmertür kamen. Karen schloss sie auf und machte das Licht an,
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