Das Weisse Kleid Des Todes
war.
»Scheint ziemlich lange her, ja.«
»Die Gespräche mit Ihnen haben mir wirklich gefehlt.« Ihre Worte schwebten im Raum.
»So ging’s mir auch.« Eine lange Pause entstand. Plötzlich war Russ überzeugt, dass er einen Fehler gemacht hatte hierherzukommen, und dass er sich augenblicklich verabschieden, wieder in seinen Pick-up steigen und nach Hause fahren sollte. »Ich glaube, ich gehe jetzt wohl besser.«
»Oh.« Clare betrachtete die Kaffeetasse in ihrer Hand. »Selbstverständlich.« Sie stellte die Tasse behutsam auf den Schreibtisch. »Vielen Dank. Vielen Dank für mein schönstes Geschenk.« Sie standen beide da, Clare streckte ihren Arm aus, und sie gaben einander die Hand, fest. Sie lächelte. »Frohe Weihnachten, Russ.«
Instinktiv, ohne nachzudenken, zog er sie zu sich, und sie ließ es geschehen – sie schmiegte sich an ihn, die Arme um ihn geschlungen. Er drückte sie an sein Herz. »Frohe Weihnachten«, murmelte er in ihr Haar. Es roch nach Bienenwachs und Zimt.
Mit großen Augen blickte sie zu ihm auf.
»Clare«, sagte er.
Sie schluckte.
»Clare …«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Er berührte ihr Gesicht. Sie machte die Augen zu und drückte einen Moment ihre Wange an seine Handfläche. Dann öffnete sie die Augen wieder und entzog sich seinem Griff. Er streckte einen Arm nach ihr aus. Sie hielt beide Hände hoch, um ihn abzuwehren. »Gehen Sie. Jetzt gleich. Gehen Sie heim zu Ihrer Frau.«
Er ließ die Arme sinken. Sie waren schwer und nutzlos. »Ich würde doch nicht –«
»Doch, Sie würden. Und Gott steh mir bei, ich würde auch. Gehen Sie jetzt. Bitte.«
Er nickte, drehte sich um und ging durch den schwach beleuchteten Flur, durch den Geruch von Tannennadeln und Bienenwachs, durch die Stimme, deren Lied ihn geistergleich verfolgte. »Die Erde starr wie Eisen, wie Stein so hart der See. Es schneite – schneit’ und schneite, mehr und mehr. Mitten im grauen Winter – lang, lang ist’s her.«
Die letzten Geschäfte am Platz schlossen gerade. Angestellte schwatzten miteinander, Leute, die in letzter Sekunde ihre Einkäufe erledigt hatten, rutschten und schlitterten unter der Last von Tüten und Päckchen durch den Schnee. Die Zuckerstangen und die Rentiere aus Plüsch, die dicken Glühbirnen, alles war so wie immer. Alles beim Alten. Alles anders. Alles.
Russ stieg in seinen Pick-up und machte sich auf den Heimweg.
Danksagung
M einen Dank an Ruth Cavin, Julie Sullivan und alle, die dazu beitrugen, dass mein Erstling so viel Spaß gemacht hat; ebenfalls Dank an Luci Zahray, meine Entdeckerin. Das Buch wurde durch die Kritik derjenigen, die es während seiner Entstehung lasen, unendlich verbessert: Adele Hutchinson; mein Vater, John Fleming; Karen Fletcher; Les Smith und Anne Steele Zembala. Fachmännischen Rat bekam ich von den Geistlichen der Cathedral Church of St. Luke, Portland, Maine, sowie von Timothy J. LaMar, Exinfanterist der US-Streitkräfte, der mich zum Schießen mitnahm und mir erklärte, wie es klingt, wenn man jemandem mit einem Stein den Kopf einschlägt. Dank auch an meine Mutter, Lois Fleming, meine erste und beste schriftstellerische Ratgeberin, Lektorin, Kritikerin und Fan. Dank nicht zuletzt an meinen Mann, Ross Hugo-Vidal, der während der Niederschrift dieses Buches alles außer einer Heuschreckenplage durchgemacht hat und der überlebte, um davon zu berichten.
Über Julia Spencer-Fleming
Julia Spencer-Fleming wurde im Norden des Staates New York geboren. Weil ihr Vater Soldat war, verbrachte sie als Kind vier Jahre in Deutschland. Sie studierte zunächst Geschichte, dann Rechtswissenschaften und promovierte an der University of Maine zum Dr. iur. Heute lebt sie mit Mann, drei Kindern und Hund in einem 190 Jahre alten Farmhaus in der Nähe von Portland, Maine. In den USA ist bereits ihr siebter Roman um Clare Fergusson und Russ Van Alstyne erschienen.
Über dieses Buch
Es ist ein kalter, verschneiter Dezember in der Kleinstadt Millers Kill in Upstate New York, und Clare Fergusson, die neue Pastorin der Episkopalischen Kirche, bewegt sich auf dünnem Eis. Der alte Kirchenvorstand fordert von ihr, dass sie sich als charismatische Persönlichkeit beweist. Aber ihre direkte Art, die sie sich in ihren Jahren als Army-Pilotin, zugelegt hat, trifft auf einen kühlen Empfang bei einigen Mitgliedern der Gemeinde. Und auch der knorrige Polizeichef Russ Van Alystyne, weiß nicht recht, was er davon halten soll, denn mit einem weiblichen
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