Das Weltgeheimnis (German Edition)
Zeitgenossen und spätere Forschergenerationen eignet. Sein letzter Schüler und erster Biograf Vincenzo Viviani setzt dieses Werk fort. Viviani macht einen Wunderknaben und jungen Heros aus ihm – ein Bild, das über Jahrhunderte nachwirkt. Nur langsam bringen Wissenschaftshistoriker ans Licht, welche Einflüsse Galileis Weg als Forscher geprägt haben, wem er entscheidende Kenntnisse verdankt und wann genau es ihm wie gelingt, etablierte Vorstellungen zu überwinden.
Das Weltgeheimnis
Viel deutlicher manifestieren sich die Gräben und Umbrüche, die die Phase der entstehenden Naturwissenschaften charakterisieren, in Keplers Lebensweg – angefangen bei seinem ersten Buch, dem Weltgeheimnis . Aus ihm spricht der studierte Theologe, der werdende Mathematiker und Renaissancemensch Kepler, der von der Heiligen Dreifaltigkeit bis zu den platonischen Körpern vieles miteinander in Verbindung bringt. Trotzdem ist dieses Werk sein Entree in die Wissenschaft. Es enthält viele Leitmotive seiner späteren Forschung und bringt ihn mit großen Astronomen wie Tycho Brahe zusammen, die ihn glücklicherweise fördern, ohne die Flügel seiner Phantasie völlig zurechtzustutzen.
Kepler ist ein Freigeist. Ohne seine außergewöhnliche gedankliche Freiheit, seine grenzenlose Neugier und seinen Scharfsinn wäre es ihm niemals möglich gewesen, seine Planetengesetze in ein physikalisch auch nur irgendwie begreifliches Modell einzubetten und Anziehungskräfte im Sonnensystem zu postulieren. Seine Karriere als Forscher ist ein herausragendes Beispiel für Einsteins Auffassung, dass es eine alleingültige »wissenschaftliche Methode« nicht gibt.
Galilei überlebt den jüngeren Kepler um elf Jahre. Im Alter von 77 Jahren stirbt er am 8. Januar 1642 einsam und erblindet in seiner Villa in Arcetri. Als der Großherzog seinem Hofphilosophen ein würdevolles Marmorgrab errichten möchte, weiß die römische Kirche dies zu verhindern. Erst hundert Jahre später erhält Galilei in der Kirche Santa Croce in Florenz ein prächtiges Grabmal. In seiner Heimatstadt wird sein wissenschaftliches Erbe bis heute in beispielhafter Weise gepflegt. Für Kepler, den immer wieder Vertriebenen, gibt es keinen solchen Ort.
Die beiden berühmtesten Werke Galileis hat Kepler nie kennengelernt. Seine große Bewunderung für Galilei beruht nur bedingt auf einer Auseinandersetzung mit dessen tatsächlichen Leistungen. Sie gilt weder allein dem Wissenschaftler Galilei noch seiner Person, sondern entspringt vornehmlich seinen eigenen Sehnsüchten und Träumen. Vermutlich hat der Autor des Weltgeheimnisses mit den Jahren erkannt, dass Galilei seinem eigenen Forscherideal nicht entspricht. Dennoch hat Kepler, auch hier seiner Zeit voraus, den ersten Grundstein für den »Mythos Galilei« gelegt.
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ZEITTAFELN
GALILEO GALILEI
1564 Am 15. Februar wird Galileo Galilei als erster Sohn von Giulia und Vincenzo Galilei in Pisa geboren
1581 Beginn des Medizinstudiums in Pisa
1585 Ohne Studienabschluss verlässt Galilei die Universität, arbeitet als Mathematiklehrer in Florenz und setzt seine Studien privat fort
1589 Galilei wird Lektor für Mathematik in Pisa
1592 Lehrstuhl an der Universität Padua
1597 Erster Briefwechsel mit Kepler und Bekenntnis zum kopernikanischen Weltbild
1600 Galileis erste Tochter kommt zur Welt; mit der Venezianerin Marina Gamba, die er nie heiratet, hat er zwei weitere Kinder
1604 Entdeckung des Fallgesetzes; in seinem Labor intensiviert Galilei seine experimentellen Arbeiten und bestimmt unter anderem die Wurfparabel
1609 Aus dem holländischen Fernrohr macht Galilei ein Forschungsinstrument, beobachtet und zeichnet die Gebirge auf dem Mond
1610 Entdeckung von vier Monden Jupiters, Beobachtung des Venusumlaufs um die Sonne; Galilei wird zum Hofphilosophen der Medici in Florenz ernannt und trennt sich von Marina Gamba
1611 Triumphale Romreise
1613 Galileis erstes kopernikanisches Werk wird gedruckt, die Briefe über die Sonnenflecken
1615 Galilei wird bei der Inquisition angezeigt
1616 In Rom ergeht ein Dekret gegen die kopernikanische Lehre; Galilei wird ermahnt, diese nicht mehr zu vertreten
1623 Dem neuen Papst, Urban VIII., widmet Galilei seine Kometenschrift Il Saggiatore
1632 Galilei veröffentlicht den Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme
1633 Inquisitionsprozess gegen Galilei; der Dialog wird verboten, der Wissenschaftler zu unbefristetem Hausarrest verurteilt
1637 Galilei
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