Das Werben des Lord MacKenzie
ausschließlich Isabella zeigten.
Kälte breitete sich in Mac aus. Jedes Bild zeigte Isabella nackt. Isabella, die mit gespreizten Beinen auf einem hochlehnigen Stuhl saß, Isabella, die auf einem Sofa lag, Isabella, die aus dem Bad stieg, auf einem Teppich lag, die nackt neben einem Baum stand und nach einem Zweig griff.
Niemals hatte sie für diese Gemälde posiert. Mac wusste, dass sie das nicht getan hatte. Das würde sie nie tun. Wahrscheinlich hatte Payne ein Modell gemalt, vermutlich Mirabelle, Aimees Mutter, und hatte dann Isabellas Kopf auf den Körper gemalt, das Gegenteil von Isabellas Vorschlag zu ihren eigenen erotischen Bildern.
Mac wurde übel, und gleichzeitig kochte die Wut so schnell in ihm hoch, dass sein ganzer Körper davon pulsierte.
»Du bist ein toter Mann.« Mac drehte sich, soweit er es vermochte, und schrie es laut aus sich heraus. »Hörst du mich? Du bist ein toter Mann!«
Die Tür wurde aufgestoßen. Mac konnte den Kopf nicht weit genug drehen, um zu sehen, wer den Raum betrat, aber er hörte die schweren Schritte eines Mannes auf sich zukommen. Der Mann blieb neben ihm stehen, und Mac blickte hoch. Es war Payne.
Jetzt, bei hellem Licht, sah Mac, dass der Mann ihm ähnelte, zumindest oberflächlich. Paynes Augen waren braun und lagen tief in ihren Höhlen; sein Haar war zwar auf die Art frisiert, wie Mac es trug, aber sein Haaransatz war viel spitzer. Seine Wangen waren hohler, und Mac nahm an, dass Fellows’ Vermutung zutraf, dass Payne sie mit Baumwolle ausstopfte, wenn es nötig war. Im Moment hatte er das nicht getan, und die hageren Wangen ließen seinen Mund seltsam verzerrt aussehen.
Er trug einen Kilt in den Farben der MacKenzies, wie er zu gesellschaftlichen Anlässen getragen wurde, dazu eine formelle Jacke und glänzend polierte Schuhe. Jemand, der Mac nicht gut kannte, oder Payne aus der Entfernung sah, konnte ihn leicht für Mac halten.
»Du irrst dich«, sagte Payne kalt. »Ich bin es vielmehr, der dich töten wird.«
Mac lachte. Das Lachen klang schwach und heiser. »Warum hast du es dann nicht schon längst getan?«
»Weil ich will, dass sie herkommt.«
Mac gefror das Blut in den Adern, als er begriff, was Payne getan hatte. Er hatte gar nicht vorgehabt, Mac in der Droschke zu erschießen – er hatte gewollt, dass Mac ihn durch die Hintergassen Londons bis zu seinem Schlupfwinkel verfolgte. Er hatte Mac wie ein Fuchs geführt, hinter dem die Meute her war. Nur dass der Fuchs jetzt in seinem Bau und bereit war, den Hund zu vernichten, der so dumm gewesen war, ihm auf den Fersen zu bleiben.
»Sie wird niemals hierherkommen«, sagte Mac. In seinem Kopf drehte sich alles, ihm schwindelte; es war so verdammt anstrengend zu sprechen.
Payne ließ sich auf ein Knie neben ihm nieder. »Sie wird herkommen, um zuzusehen, wie du stirbst. Ich habe einem Polizisten mitgeteilt, dass ich Payne gefunden habe, und er ist mit der Nachricht schon auf dem Weg zu ihr. Bei mir wird sie sicher sein, bei ihrem Gemahl, der für sie sorgen wird.«
»Den Teufel wird sie tun.«
»Isabella hat vor einiger Zeit versucht, von dir wegzukommen. Ich dachte, sie hätte es geschafft, als sie dich vor drei Jahren verlassen hat, aber nein, du bist wieder aufgetaucht. Hast sie verfolgt, hast dich ihr aufgedrängt, als sie erklärte, dass sie dich nicht wollte. Dafür sollst du sterben.«
Die Angst schnürte ihm die Luft ab, als Mac klar wurde, wie lange Payne Isabella schon beobachtete. Und keiner von ihnen hatte es bemerkt. Er hatte es nicht gemerkt. Er hatte nicht genug auf sie aufgepasst. »Isabella ist das Einzige, das mir etwas bedeutet«, krächzte Mac. »Hölle, warum rede ich überhaupt mit dir? Du bist ein Wahnsinniger.«
»Du machst dir doch gar nichts aus ihr. Du liebst dich selbst viel zu sehr und kümmerst dich nicht darum, was sie will, was sie braucht. Deshalb weiß ich, dass du nicht der wahre Mac bist, ihr richtiger Mann. Ich bete Isabella an. Ich werde sie ehren und beschützen und sie immer lieben. Ich werde sie so verehren, wie sie es verdient.«
»Wenn du denkst, Isabella möchte auf ein Podest gestellt werden, dann irrst du dich. Sie mag ihre Unabhängigkeit.«
Payne schüttelte den Kopf. »Sie will, dass man sie umsorgt, und ich werde nur dafür leben, sie zu umsorgen. Nicht, um meinem Vater zu beweisen, dass ich etwas aus mir machen kann, nicht, um Hart zu beweisen, dass ich kein Nichtsnutz bin. Nur sie zählt. Selbst meine Kunst ist nicht so wichtig, wie sie es
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