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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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noch unfreundlich. »Nein, das tue ich nicht, Frau Leistroffer, es geht nur um Frau Bertels und Dr. Lichner.«
    »Und warum interessieren Sie sich so sehr für die beiden, wenn ich fragen darf?«
    »Ach, es geht dabei um Aussagen, die die beiden gemacht haben. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich hoffe, Sie verstehen das.«

25
    23. Juli 2009
    Wir waren mit dem Besucheraufzug auf dem Weg nach unten. Die Kabine war so groß, dass bequem zwei der fahrbaren Krankenbetten nebeneinander hineingepasst hätten.
    »Langsam fängt die Sache an, mir gewaltig auf die Nerven zu gehen«, sagte Menkhoff. »Was läuft da nur für eine verdammte Scheiße?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, »aber dass dieser Diesch ausgerechnet auf der Station arbeitet, auf der Lichners angebliche Tochter zur Welt gekommen sein soll, kann kein Zufall sein. Ich wette, der hat was mit der falschen Bescheinigung zu tun. Entweder diese Susanne Trumpp hat ihm dabei geholfen, oder er ist irgendwie an ihr Passwort gekommen, was ich eher glaube. Sie muss wissen, dass man sehen kann, wer den Datensatz eingegeben hat.«
    »Ich werd gleich mal klären, wer dieser Kerl ist und warum er im Knast war.«
    »Er wurde doch vor Lichner entlassen, vielleicht wollte er sich an ihm für irgendwas rächen?«
    »Und dafür betreibt er einen solchen Aufwand und riskiert, dass er gleich wieder bei einer Straftat erwischt wird? Niemals.«
    »Aber du weißt doch am allerbesten, dass Lichner einen zur Weißglut bringen kann. Wenn ich mir vorstelle, dass er seine Tour über lange Zeit mit einem anderen Knacki durchgezogen hat …«
    Wir waren im Erdgeschoss angekommen, die Tür schob sich mit einem sanften Geräusch zur Seite. Menkhoff ging auf meine Ideen nicht weiter ein, stattdessen zog er sein Handy hervor und rief auf dem Präsidium an.
    Er ließ sich mit Kriminaloberrätin Biermann verbinden, bat sie, sich über Diesch zu erkundigen, und berichtete dann, was wir herausgefunden hatten. Als er das Gespräch beendete, waren wir schon auf dem Pariser Ring in Richtung Kohlscheid unterwegs.
    »Na, was sagt sie?«
    »Sie muss Lichner bald gehen lassen. Das heißt, wir fahren zuerst zu seiner Wohnung, bevor wir uns um den Krankenpfleger kümmern, und wir müssen uns verdammt nochmal beeilen. Ach ja, und Lichners Nachbarin ist gerade im Präsidium angekommen. Ich hab gesagt, sie soll sie erst mal wieder nach Hause schicken, weil wir jetzt Wichtigeres zu tun haben.«
    Dass die Chefin Lichner gehen ließ, überraschte mich nicht, aber etwas anderes ging mir nicht aus dem Sinn. »Wenn wir davon ausgehen, dieser Diesch steckt hinter der Fälschung – warum benutzt er erfundene Namen für den Arzt und die Hebamme? Wenn er sich schon so viel Mühe macht, hätte er doch auch einen Gynäkologen eintragen können, den es dort tatsächlich gibt. Und die Hebamme genauso. Dann wäre doch die Wahrscheinlichkeit, dass das Ganze gleich bei der ersten Überprüfung auffliegt, viel geringer, oder nicht?«
    »Du vergisst dabei eins, Alex: Wir haben es hier mit einem Knacki zu tun, und Knackis sind meist ziemlich dämlich. Wären sie das nicht, würden sie nicht immer wieder im Bau landen.«
    Wir passierten das Ortseingangsschild von Kohlscheid, und ich drehte die Lautstärke des Navigationsgerätes höher, damit ich verstand, wohin die warme Frauenstimme mich lotste.
    Wenige Minuten später standen wir vor dem anderthalbstöckigen Haus in der Haus-Heyden-Straße. Die Front war komplett verklinkert, die kleine Rasenfläche davor mit ein paar Büschen und einem Blumenbeet darin sah verdorrt aus, ein schmaler, mit grauen Steinplatten ausgelegter Weg durchschnitt den Vorgarten und führte zur Eingangstür aus weißem Kunststoff. Es war eines der Häuser, wie man sie zu Hunderten direkt hinter der Grenze in Belgien fand. Ganze Siedlungen bestanden dort ausschließlich aus diesen verklinkerten kleinen Einfamilienhäusern, in denen überwiegend Deutsche wohnten, die wegen der verhältnismäßig günstigen Grundstücke dort für wenig Geld gebaut hatten. Auf mich wirkten diese Siedlungen aus fast identischen Häusern mit ihren fast identisch braunen Klinkern eintönig und dumpf.
    »Diese Bürgerlichkeit hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, sagte ich, als ich mir das Haus neben dem Wagen stehend betrachtete. »Ich bin mal sehr gespannt, wie es da drinnen aussieht.«
    Bevor wir das feststellen konnten, mussten wir ein Hindernis überwinden: Der Schlüssel, den Menkhoff bei dem Mietvertrag gefunden

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