Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Ansammlung chinesischer Papierdrachen. Wolkenfetzen trieben waagerecht zwischen diesen Giganten, einige hatten sich wie Ringe um die mächtigen Gitterleiber gelegt.
    Die Unterkünfte der Geheimen Händler schienen sich an der Vorderspitze der Schiffe zu befinden, also dort, wo bei einem Fisch Maul und Augen saßen. Hier verdichteten sich die wahnwitzigen Gitterkonstruktionen aus dünnen Stäben und Papierplanen zu dreieckigen, lichtdichten Kommandobrücken.
    Doch es waren nicht allein diese fünf Kolosse, jeder minde s tens zweihundert Meter lang, die Feiqing und Wisperwind den Atem raubten. Beinahe noch beeindruckender waren die Schwärme kleinerer Fluggeräte, die zwischen den großen Schiffen umherschwirrten. Man hätte sie für Insekten halten können, so wirr glitten sie um- und durcheinander. Tatsächlich handelte es sich um Flügelkonstruktionen mit schlagenden Schwingen, die von je einem Menschen durch Bewegungen seiner Arme und Beine angetrieben wurden.
    » Ich habe so was schon mal gesehe n «, sagte Wisperwind. » Der Luftschlitten, mit dem Niccolo von seiner Wolke herabge - f logen ist, hat ähnlich ausgesehen. Nicht genauso – die hier sind filigraner und windschnittiger. «
    » Niccolo hat die Geheimen Händler erwähn t «, erinner te sich Feiqing plötzlich. » Früher sind Waren zwischen ihnen und dem Wolkenvolk ausgetauscht worden. Aber das war noch vor seiner Geburt, hat er gesagt. « Niccolo hatte nicht viel über das Leben auf der Wolkeninsel berichtet, aber Feiqing hatte ihn irgen d wann einmal gefragt, wie das Holz zum Bau der Häuser auf die Wolke gelangt war . Auch dabei hatten die Geheimen Händler ihre Hände im Spiel gehabt.
    Und nun sollte er selbst einmal einer gewesen sein? Feiqing konnte sich noch immer an nichts erinnern, nicht einmal beim Anblick dieser atemberaubenden Flotte von Luftschiffen.
    » Li? «, fragte er kleinlaut.
    Der Seelenschlund schwieg einen Moment, dann raschelte und knirschte die Wölbung am Kopfende. Sie konnten von oben aus nicht sehen, ob sich dort das Gesicht des Xian bildete, aber wenig später ertönte seine Stimme.
    » Die Zeit wird knap p «, sagte er.
    » Li, dieses Flugding, mit dem ich über dem Drachenfriedhof abgestürzt bin, war das eines von denen da? Eines von den kleinen? «
    Ein Moment verging, während Li die Drachenseele im Inneren des Seelenschlunds befragte. » J a «, bestätigte er schließlich.
    » Ich kann nicht glauben, dass ich mit so was geflogen bin! «, keuchte Feiqing. » Ich meine, ich … ich kann nicht mal von einem Felsen runterschauen, ohne dass mir schwindelig wird. «
    » Du warst daran festgebunden «, erinnerte ihn Wisperwind mit einem genüsslichen Lächeln. » Gefesselt und geknebelt. Viel Mut hat also nicht dazu gehört. «
    » Aber wenn ich ein Geheimer Händler war, dann sollte ich keine Höhenangst haben, oder? «
    Sie zuckte die Achseln. » Warten wir ab, bis wir mehr über sie wissen. «
    » Hast du einen gefressen? «, fragte Feiqing in Richtung des Seelenschlunds. » Einen Händler? «
    » Natürlich «, erwiderte Lis Stimme. » Vor vielen Jahren. «
    » Dann könnten wir ihn befragen. «
    » Nicht jetzt. «
    » Warum nicht? «
    » Der Seelenschlund muss ausruhen «, dröhnte die Stimme. » Je mehr Wissen er zu verdauen hat, desto mehr Kraft kostet es ihn. Nachdem er den Wächterdrachen verschlungen hat, hat er fast zwei Jahre lang auf dem Drachenfriedhof ausgeruht, bis Nugua und ich ihn geweckt haben. Nun muss er mit der Seele eines Xian fertig werden. Er ist schwach, und bald wird er noch viel schwächer werden. Ich muss ein Versteck finden, um mich zurückzuziehen … für die nächsten drei, vier Jahre. «
    Etwas tat sich im Gewimmel der Luftschlitten oben am Hi m mel.
    » Seht ihr das? «, fragte Feiqing mit belegter Stimme.
    Wisperwinds Augen verengten sich. » Irgendwas geht da vor. «
    Die fünf Kolosse schwebten weiterhin reglos an Ort un d S telle. Die kleinen Einmannschlitten aber wirbelten plötzlich durcheinander, als sei eine Hand durch einen Fliegenschwarm gefahren. Viele legten sich in scharfe Kurven, andere senkten abrupt ihre Flughöhe. Mindestens zwei Dutzend strebten auf einen Punkt über der Mitte des Tales zu und formierten sich. Feiqing schätzte, dass sie sich dort etwa dreihundert Meter über dem Felsboden befanden. Ihre Schwingen schlugen gemächlich auf und nieder, aber diese scheinbare Behäbigkeit täuschte – tatsächlich flitzten einige Luftschlitten mit enormer Geschwi n digkeit

Weitere Kostenlose Bücher