Das Zeichen Des Dunklen Gottes
wenn die Mannschaft eingeweiht ist.«
»Einverstanden«, sagte Torben und legte die Hand wieder auf die Klinke.
»Wohin möchtet Ihr?«, wunderte sich Waljakov und hielt ihn am Arm. »Ihr müsst Befehle geben, keine Krankenbesuche machen.«
»Nur eine Sekunde«, bat der Kapitän. Zögernd ließ ihn der Kämpfer los und stapfte die Stufen hinauf.
Leise betrat der Freibeuter die kleine Kabine, trat näher an die Hängematte der dösenden Norina heran und kniete sich daneben. Vorsichtig fasste er ihre Hand.
Sie spürte die Berührung und öffnete die Augen. »Ach, der Kapitän«, sagte sie schwach und lächelte. »Müsstet Ihr nicht am Ruder stehen?«
»Das hat Waljakov auch gesagt«, antwortete er. »Ich wollte Euch nur berichten, dass das Unwetter nachlässt.«
»Es fühlt sich aber nicht so an«, jammerte Matuc und übergab sich ein weiteres Mal. »Ulldrael ist eben nicht der Gott des Meeres, wie ich zu spüren bekomme. Kalisstra scheint Andersgläubige nicht besonders zu mögen.«
»Ich frage mich nur, was er da die ganze Zeit spuckt«, merkte Fatja neugierig an. »Er hat schon mehr gekotzt, als er gegessen hat.«
»Willst du es dir ansehen?«, schlug der Mönch stöhnend vor und hing schon wieder mit dem Kopf über dem Gefäß. Das Mädchen rümpfte nur die Nase.
»Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt«, begann die Brojakin leise. »Aber ich weiß nicht, ob ich jemals lebend den Fuß an Land setzen werde.« Sie nahm seine Hand in die ihrigen. »Ich danke Euch für alles, was Ihr für uns getan habt, Torben Rudgass. Ihr habt meine tiefe Freundschaft gewonnen. Aber meine Liebe kann ich Euch nicht schenken. Dafür gehört mein Herz zu sehr einem anderen.« Sie schloss für einen Moment die Augen, die Wangenmuskulatur arbeitete. Ein sicheres Zeichen für die großen Schmerzen, die sie durchlitt. Eine Träne rann herab, und auch dem Freibeuter war zum Heulen zu Mute. Alle Hoffnung war zerstört worden. Dann sah sie ihn wieder an. »Ihr habt Euch auf der ganzen Fahrt so sehr um mich bemüht, aber ich kann Eurem Werben nicht nachgeben. Mein Gefühl kann ihm nicht nachgeben. Ich wünsche Euch, dass Ihr eine andere Frau findet, der Ihr Eure Aufmerksamkeit und Freundlichkeit geben könnt.« Sie drückte seine Handfläche. »Freundschaft für immer?«
»Freundschaft für immer«, wiederholte der Freibeuter etwas rau und stand auf, während der Brojakin erneut die Augen zufielen.
Matuc seufzte, stellte seinen Kübel ab, fasste den Rogogarder bei den Schultern und zog ihn von der Kranken weg. »Es tut mir Leid. Das Leben bietet Euch bestimmt noch viele andere Gelegenheiten, Euer Herz an die Frau zu bringen.«
»Und das sagt mir ausgerechnet ein Mönch?«, entgegnete Torben schärfer, als er beabsichtigt hatte.
Gütig schaute ihn der betagte Mann an. »Auch ich habe einst geliebt, junger Mann«, gestand ihm der Geistliche. »Und auch ich scheiterte mit meinen Gefühlen, wie Ihr hier und heute.«
»Und? Konntet Ihr sie jemals vergessen?«, wollte der Rogogarder wissen, als er zur Tür ging.
Matuc schwieg. Sein Blick verklärte sich, schweifte ab, zurück in die Vergangenheit. »Vergesst, was ich eben gesagt habe«, meinte er dann resigniert. »Stellt Euch ein wenig in den Sturm, lasst ihn die Liebe zu Norina davonwehen.«
»Ihr seid nicht unbedingt das, was ich einen guten Ratgeber nenne«, musste Torben anmerken.
In dem Moment riss die Brojakin die Augen auf, presste beide Hände auf den Leib und stieß einen beinahe tierhaften Schrei aus.
Fatja, eben noch dabei, den Schweiß abzuwischen, sprang erschrocken zurück und stürzte dabei über einen Schemel.
»Ich habe nichts getan, ehrlich«, beeilte sie sich zu sagen, als die Tür aufschwang und Waljakov mit einem mörderischen Ausdruck im Gesicht in den Raum stürzte. Torben riss die Arme in die Höhe als Zeichen, dass auch ihn keine Schuld traf.
Matuc war sofort bei der jungen Frau, die auf den Bauch starrte und mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zurücksank. Ihre Atmung beschleunigte sich, wurde hektisch und kam stoßartig.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Freibeuter und wollte ebenfalls an die Hängematte treten. Aber der stahlharte Griff des Leibwächters um seinen Oberarm verhinderte das.
»Es geht los«, rief der Mönch aufgeregt, bekam schlagartig eine rote Gesichtsfarbe und suchte Handtücher zusammen. »Ulldrael hilf! Dabei ist es noch viel zu früh. Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
»Das ist ganz einfach«, meinte Fatja
Weitere Kostenlose Bücher