Das Zeichen Des Dunklen Gottes
hoheitlicher Kabcar, aber jemand hat meinen Panzerhandschuh aufgenommen, ohne dass mir davon …«
Der Konsultant hob den Arm.
Nerestro wandte seinen Blick um und entdeckte das Stück vor dem Mann mit den silbernen Haaren. Er schien erleichtert zu sein. »Aha, es ist bei Euch abgegeben worden, Nesreca. Hat es der Mensch nicht gewagt, bei mir zu erscheinen, aus Angst, er müsste mit mir ein Duell austragen, was? Nun, es war wohl ein guter Zug von ihm.«
Mortva lächelte. »Um ehrlich zu sein, ich habe den Handschuh aufgehoben. Es hat keinen Zweck, es zu leugnen. Zu viele haben mich damit gesehen.«
Das Gesicht des Ritters entgleiste. »Mit Verlaub, seid Ihr wahnsinnig geworden?«
»Ich dachte, Ihr hättet den Handschuh verloren«, versuchte der Verwandte des Kabcar zu erklären. »Daher …«
»Er lag mit voller Absicht dort, Nesreca«, seufzte der Ordenskrieger. »Wer auch immer ihn aufhebt, der hat sich meine Feindschaft zugezogen. In diesem Fall trifft es dann wohl den Falschen.«
»Wer weiß«, murmelte Waljakov in seinen Bart.
Mortva legte die Fingerspitzen zusammen. Er wirkte sehr ruhig. Seine unterschiedlich farbigen Augen ruhten forschend auf dem Kämpfer. »Und wie geht es nun weiter? Wollt Ihr mich vielleicht direkt vor den Augen des Kabcar umbringen, oder wie habt Ihr Euch das vorgestellt? Ich schlage vor, da Ihr ohnehin sagtet, ich sei der Falsche, lassen wir es dabei bewenden und sagen einfach …«
»Nein«, schnitt ihm Nerestro barsch das Wort ab. »Ich bin Ordenskrieger der Hohen Schwerter, Diener des Gottes Angor, und meine Ehre lässt es nicht zu, dass ich einen derartigen Vorfall einfach auf sich beruhen lasse. Das müsst Ihr verstehen.«
»Ihr wollt wirklich einen Zweikampf?« Die Brauen des Konsultanten wanderten ungläubig in die Höhe. »Ich bin doch aber kein gleichwertiger Gegner für Euch.«
»Ihr habt meine Forderung angenommen, meinen Fehdehandschuh aufgenommen.« Der mächtige Kämpfer schüttelte den kurz geschorenen Kopf, die blond gefärbte Bartsträhne pendelte hin und her. »Da spielt es keine Rolle, wer ihn aufnimmt. Entscheidend war, dass Ihr ihn aufgenommen habt.«
»Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?«, erkundigte sich Lodrik ein wenig ratlos. »Ich würde nur ungern meinen Vertrauten«, Norina und Waljakov zuckten bei diesem Wort zusammen, das der Herrscher bisher Stoiko vorbehalten hatte, »verlieren.«
»Nein.« Der Ritter blieb hart.
»Und wenn ich es Euch als Kabcar befehle?« Die Stimme des jungen Mannes bekam einen lauernden Unterton, die blauen Augen wurden schmal.
»Dann«, gleichmütig hielt sein Braun dem Blick stand, »müsste ich gegen Eure Anordnung handeln. Die Ehre eines Kriegers kann man nicht wegbefehlen, hoheitlicher Kabcar. Auch Ihr, der Held von Dujulev«, er klang dabei etwas amüsiert, »vermögt das nicht.«
Ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Raum aus. Niemand griff nach den Speisen, deren Duft appetitlich in der Luft hing, jeder schien über eine Lösung des Problems nachzudenken.
»Und wenn Mortva einen Stellvertreter benennt, der für ihn gegen den Ritter antritt? Um den wäre es wenigstens nicht schade, wenn er umkommen würde«, schlug Aljascha mit Begeisterung vor. »Ich meine natürlich den Stellvertreter, der umkommt. Nicht Euch, Herr Ritter.« Eine erneute Spitze der rothaarigen Schönheit gegen den Mann, der es gewagt hatte, sie zurückzuweisen.
»Zu gütig, hoheitliche Kabcara. Darauf könnte man sich einigen«, stimmte Nerestro zögerlich zu. »Aber um einen Zweikampf werdet Ihr nicht herumkommen, Nesreca.«
»Warum hat mir denn das niemand vorher gesagt?« Der Konsultant klatschte in die Hände. »Ich hätte da jemanden an der Hand, der gegen Euch antritt und meine Ehre verteidigt. So hätten wir beide Eurem Kodex genüge getan, unsere Gesichter blieben gewahrt.«
Die Spannung im Zimmer fiel ab, die Erleichterung spiegelte sich in den Mienen der Anwesenden. Bis auf Waljakovs Antlitz, der zu gerne gesehen hätte, wie der heimtückische Berater in zwei Hälften zerfiel.
»Und wie weit soll diese Ehrenrettung gehen?«, fragte Norina. »Muss einer tot auf der Erde liegen?«
»Wir können uns auf die Regelung ›Erstes Blut‹ einigen.« Der Ordenskrieger setzte sich und legte eine Fleischscheibe auf seinen Teller. »Und wie die Bezeichnung schon sagt: Derjenige, bei dem als Erster Blut zu sehen ist, hat verloren.«
»Dabei macht es aber keinen Unterschied, ob er einen Schnitt ins Ohrläppchen erhält oder
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