Das Zeichen Des Dunklen Gottes
überrascht.
»Auf alle Fälle sieht er aus, als könnte er mit Waffen umgehen«, gab Aljascha ihre Meinung ab. Wie immer hatte sie eine Garderobe ausgesucht, die viel versprach und sich hart an der Grenze zur Erregung öffentlichen Ärgernisses befand. Ihr Haar leuchtete in den Strahlen der untergehenden Sonnen noch roter als sonst auf. Die scheuen Blicke männlicher Untertanen waren der Kabcara wieder einmal gewiss.
Norina, die eine abgewandelte granburgische Brojakentracht trug, saß in der Nähe von Waljakov, der interessiert nach unten sah. »Was überlegt Ihr?«
»Ich versuche mich zu erinnern, woher ich diese Art der Rüstung kenne«, antwortete der Hüne der jungen Frau. »Es ist ein sehr ungewöhnlicher Schutz. Wenn ich nur wüsste, woher mir diese Bauweise bekannt vorkommt.«
Ein Herold, der unterhalb der Ehrenloge gewartet hatte, schritt vorwärts, flankiert von Trompetern und Trommelspielern, die mit ihrem Instrumentenspiel auch den letzten Unaufmerksamen darauf hinwiesen, dass der Kampf gleich beginnen sollte. Abrupt endeten sie.
»Höret, höret, höret«, rief der Herold in die Stille hinein. »Nerestro von Kuraschka, Ritter des Ordens der Hohen Schwerter, Diener des Gottes Angor, steht zu meiner Rechten, um die Forderung von Mortva Nesreca, Vetter vierten Grades unseres hoheitlichen Kabcar und zugleich sein Konsultant, anzunehmen. Nesreca hat erklärt, dass Echòmer der Schwarze …«
»Der Name passt«, raunte die schwarzhaarige Brojakin Waljakov zu. »Der Unheimliche wäre aber besser.«
»… als sein Streiter an seiner statt den Zweikampf führen wird. Es sei kundgetan, dass gekämpft wird, bis erstes Blut bei einem der Gegner erscheint, um der Ehrenrettung genüge zu tun.« Das Trio machte ein paar Schritte rückwärts, um den Platz symbolisch freizugeben. »Es möge beginnen.«
Auch der Konsultant wich bis an den Rand der Aufbauten zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte, während sein Stellvertreter zum Waffenständer ging.
Der Ordensritter stapfte bis in die Mitte der improvisierten Arena, zog sein Schwert und ritzte eine Linie in den Stein. Knirschend zeichnete sich ein tiefer Kratzer ins Pflaster, danach stützte er die Hand auf den Knauf und wartete, dass sein Kontrahent zu ihm kam.
Echòmer warf einen Blick über die Schulter, schien den Ritter durch die schmalen Schlitze des Sonnenschutzes abzuschätzen, griff dann zu einem kleinen Rundschild und einem Kriegsmorgenstern, an dessen Ende drei spitzenbesetzte Kugeln baumelten. Die schlanken Dornen waren halb so lang wie ein kleiner Finger.
Prüfend ließ er die Waffe durch die Luft sausen, nickte knapp und wandte sich zu Nerestro um. Vor der Linie blieb er stehen.
»Er weiß mit Waffen umzugehen«, bestätigte Waljakov widerwillig die Einschätzung der Kabcara. »Er muss über enorme Kräfte verfügen, wenn er einen solchen Morgenstern mit einer Hand führen kann. Die Wahl lässt mich nichts Gutes für unseren Freund ahnen.«
»Ich entbiete Euch meinen Respekt, Echòmer der Schwarze«, sagte der Ritter höflich und hob das Heft seines Schwertes als Gruß vor sein Gesicht. »Ohne überheblich sein zu wollen, Ihr werdet einen schweren Stand haben, die Ehre Eures Freundes zu verteidigen.«
Regungslos stand ihm der andere gegenüber, der Morgenstern hing harmlos am ausgestreckten Arm nach unten. Leise klirrend schlugen die Kugeln aneinander.
»Wenn Ihr diesen Strich übertretet, sehe ich den Kampf als eröffnet an. Wagt Ihr …«
Ansatzlos sprang Echòmer nach vorne, rammte dem unterbrochenen Nerestro den Schild gegen die Brustpanzerung, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und schlug einen Lidschlag später mit seiner mörderischen Waffe zu.
Krachend landeten die Kugeln auf der linken Schulter, die Eisendornen bohrten sich kreischend in das schützende Metall und steckten fest. Blut sickerte nicht hervor.
Während Nerestro noch um Standfestigkeit rang, ließ sein Gegner den Schild fallen, umfasste den Griff seiner Waffe mit beiden Händen, um daran zu reißen und zu zerren. Dabei stellte er sich so, dass der Ritter mit seinem Schwert nicht an ihn herankam.
Die Ulsarer schrien auf, die einen aus Schreck, die anderen aus Begeisterung über den unkonventionellen Stil des Fremden.
Belkala war aufgesprungen, die Hände ineinander verkrampft, die Brust hob und senkte sich schnell. Ihre Angst um den Geliebten war deutlich ablesbar.
Mortva hob den Kopf und sah zu der Priesterin. Das Lächeln wich nicht aus
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