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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kommen die Fasane«, flüsterte Hannes ihm zu. »Mit ihrem Federkleid. Wir haben die Federn wieder zusammengesteckt |151| und über die gebratenen Vögel gestülpt. Es sieht toll aus!«
    Das fand Bertram auch, als sie aufgetragen wurden. Im Licht der Kerzen und Fackeln schillerten die Federn in allen Farben. Pierre wurde mit einem erfreuten »Ahhh!« der Gäste belohnt und verbeugte sich zufrieden lächelnd in alle Richtungen.
    Schließlich war das Dreikönigsmahl zu Ende und unter Gelächter wurden die Geschenke verteilt, die jeder für die anderen vorbereitet hatte. Die Freunde beobachteten, wie Gräfin Elisabeth ihrem Mann ein Buch überreichte.
    »Ich habe es dir im Kloster anfertigen lassen«, sagte sie. »Möge es dich jeden Tag begleiten!«
    Die Kinder wussten genau, was es war. Bruder Hildebert hatte es im Herbst in der Schreibstube des Klosters geschrieben. Und er hatte fast jede Seite wunderbar mit Bildern gestaltet. Es war ein Stundenbuch mit Gebeten für jeden Tag, ein kostbares Geschenk, das der Graf nun gerührt entgegennahm. 1
    »Ob Bruder Melchior die andere Überraschung der Gräfin auch gelungen ist?«, fragte Agnes.
    Jakob zuckte die Schultern. »Das kommt bestimmt noch.«
    »Ja, gleich«, versicherte Konrad, der zu den drei Freunden getreten war. »Der Schmied ist schon im Burghof.«
    |152| Als alle sich beschenkt hatten, erhob der Graf seine Stimme.
    »Ich möchte euch allen für die Weihnachtszeit danken, die ihr mit uns hier verbracht habt. Besonders bedanken möchte ich mich bei denen, die es möglich gemacht haben.«
    Erwartungsvoll schwiegen seine Gäste und beobachteten, wie er sich an die Kinder wandte.
    »Für diese beiden hier, für Agnes und Jakob, haben unsere englischen Gäste sich etwas ausgedacht.«
    Geoffrey überreichte der strahlenden Agnes die goldene Kette mit dem fünfzackigen Stern, die ihn verdächtig gemacht hatte. Und Sir Thomas gab Jakob einen kleinen silbernen Becher.
    »Das ist mein richtiges Wappen«, sagte er und zeigte auf die Prägung im Silber.
    Jakob sagte verblüfft: »Aber das
ist
doch ein fünfzackiger Stern!«
    »Nein«, erklärte Sir Thomas. »Es ist ein fünfzackiges Rädchen. Dieser Stern hat nur ein Loch in der Mitte, kein Fünfeck. Es ist eine der beiden Sporen, die man bekommt, wenn man zum Ritter geschlagen wird! Das Wappen bedeutet, dass es schon immer Ritter in meiner Familie gegeben hat.«
    Jakob grinste Sir Thomas an. »Irgendwie habt Ihr uns doch immer die Wahrheit gesagt, wir haben es nur nicht richtig verstanden.«
    Sir Thomas warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    |153| »Und nun zu dir, Hannes«, sagte der Graf. »Zweimal hast du Sir Thomas vor bösem Unheil bewahrt. Was schenkt man einem Lebensretter? Man erfüllt ihm am besten seinen größten Wunsch. Mein Sohn sagte mir, du möchtest in der Burgküche meines Schwagers zum Koch ausgebildet werden. Es sei dir gewährt. Begleite also Konrad, wenn er in zwei Jahren«, er lächelte seinem Sohn zu, »als Knappe zu seinem Onkel geht.«
    Die beiden Jungen strahlten sich an. Konrad war glücklich. Diese Zusage, dass er nach Frankreich gehen durfte, würde sein Vater nicht mehr rückgängig machen! Und Hannes wusste gar nicht, was er vor Freude tun sollte. Abwechselnd umarmte er seinen Großvater und Agnes und Jakob unter dem freudigen Beifall der Gäste.
    »Was für eine glückliche Pilz!«, lachte Pierre. »Ich mache ein guter Koch aus dir. Wenn du nicht dauernd jagst der Verbrecher!«
    Gottfried kam auf die Kinder zu. Er grinste vergnügt.
    »Ich danke dir, Hannes! Und Euch, Konrad!«
    »Wofür?«, wollten die beiden Jungen wissen.
    »Ihr habt es möglich gemacht. Der Graf will mich als Musiker in Dienst nehmen! Schluss mit der Umherzieherei!«
    Da fiel Hannes dem Spielmann auch noch um den Hals. So viel Glück auf einmal war fast zu viel.
    Gräfin Elisabeth brachte den fröhlichen Lärm mit den Fanfarenbläsern zum Schweigen.
    »Begleitet mich zu den Fenstern und seht meine Überraschung |154| für meinen Gemahl und für euch alle«, sagte sie.
    »Jetzt kommt es!«, flüsterte Agnes aufgeregt.
    Die Gäste folgten der Gräfin gespannt. Im Burghof stand der frierende Burgschmied mit einer Fackel in der Hand. Auf das Zeichen der Gräfin hielt er sie an eine Zündschnur, die mit einem Päckchen verbunden war, und machte sich rasch aus dem Staub.
    Erschrocken verfolgten alle, wie der Feuerfunke durch den Schnee immer näher zu dem Päckchen kroch. Das musste dieses neue Schießpulver sein! War die

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