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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Wenn man jeden aufhängen wollte, der beim Fußball einen umbringt», hatte er gesagt, «dann müssten wir halb England aufknüpfen!»
    Hooks Vater war Schäfer gewesen. Er hatte eine Witwe und zwei Söhne zurückgelassen, und die Witwe war nach zwei Monaten bei der Geburt ihrer toten Tochter gestorben. Ihr Tod fiel auf den Tag von Sankt Nikolaus und war zugleich Nick Hooks dreizehnter Geburtstag, und seine Großmutter sagte, dieses Zusammentreffen sei der Beweis dafür, dass auf Nick ein Fluch liege. Sie versuchte diesen Fluch mit ihren eigenen Zauberkünsten zu bannen. Sie stach ihn mit einem Pfeil, trieb die Spitze tief in seinen Oberschenkel und sagte, er solle mit diesem Pfeil einen Hirsch töten, dann würde der Fluch von ihm weichen. Hook hatte mit dem blutverschmierten Pfeil eine von Lord Slaytons Hirschkühen gewildert, doch der Fluch war geblieben. Die Perrills lebten weiter, und die Fehde auch. Als ein schöner Apfelbaum im Garten seiner Großmutter verkümmerte, beharrte sie darauf, dass die alte Mutter Perrill die Braunfäule auf den Baum herabgerufen habe. «Die Perrills waren immer bloß widerliche Scheißefresser», sagte seine Großmutter. Sie belegte Tom Perrill und seinen jüngeren Bruder Robert mit dem bösen Blick, aber die alte Mutter Perrill musste einen Gegenzauber angewendet haben, denn keiner der beiden wurde krank. Die beiden Ziegen, die Hook auf der Gemeindewiese hielt, verschwanden, und im Dorf wurde vermutet, dass die Wölfe sie geholt hätten, doch Hook wusste: Es waren die Perrills gewesen. Aus Rache tötete er ihre Kuh, aber das war nicht dasselbe, wie die Perrills selbst umzubringen. «Es ist deine Pflicht, sie zu töten», erinnerte Nicks Großmutter ihn immer wieder, doch er hatte niemals eine Gelegenheit dazu gefunden. «Der Teufel soll dich Scheiße kotzen lassen», verfluchte sie ihn eines Tages, «und dann soll er dich in die Hölle fahren lassen.» Sie warf ihn aus dem Haus, als er sechzehn Jahre alt war. «Du kannst von mir aus verhungern, du Bastard», knurrte sie dabei. Sie wurde zu dieser Zeit langsam verrückt, und es war zwecklos, mit ihr zu reden, also ging Nick Hook von zu Hause weg, und er hätte wirklich sehr leicht verhungern können, wenn es nicht das Jahr gewesen wäre, in dem er beim Sechs-Dörfer-Wettbewerb den ersten Platz belegt hatte, indem er Pfeil auf Pfeil in die weit entfernte Markierung treffen ließ.
    Lord Slayton machte Nick zu einem Forstmann, was be deutete, dass er den Tisch Seiner Lordschaft stets mit Wildbret versorgte. «Besser, du tötest sie rechtens», hatte Lord Slayton bemerkt, «als dass ich dich für Wilderei aufhängen lassen muss.»
    Und jetzt, am Sankt-Winebalds-Tag kurz vor Weihnachten, sah Nick Hook seinem Pfeil auf dem Weg in Tom Perrills Herz nach.
    Er würde ihn töten, das wusste er.
    Der Pfeil schnellte dahin und senkte seine Bahn leicht zwischen den hohen, frostfunkelnden Hecken. Tom Perrill ahnte nicht, dass er auf ihn zukam. Nick Hook lächelte.
    Dann flatterte der Pfeil.
    Eine Feder hatte sich gelöst, Leim und Bindung mussten nachgegeben haben, und der Pfeil schwenkte etwas nach links, schlitzte die Flanke des Pferdes auf und bohrte sich in seine Schulter. Das Pferd wieherte, bäumte sich auf, warf sich nach vorn und zerrte dabei den großen Ulmenstamm aus den gefrorenen Furchen des Weges.
    Tom Perrill fuhr herum und starrte zum hochgelegenen Wald hinauf, dann begriff er, dass einem ersten Pfeil leicht ein zweiter folgen konnte, drehte sich erneut um und rannte dem Pferd hinterher.
    Wieder war Nick Hook gescheitert. Er war verflucht.
    ***
    Lord Slayton ließ sich in seinen Stuhl fallen. Er war in den Vierzigern und litt bitter darunter, dass ihn bei der Schlacht von Shrewsbury ein Schwerthieb ins Rückgrat zum Krüppel gemacht hatte, sodass er niemals mehr in den Kampf würde ziehen können. Schlecht gelaunt betrachtete er Nick. «Wo warst du am Sankt-Winebalds-Tag?»
    «Wann war der, Mylord?», fragte Hook anscheinend in aller Unschuld.
    «Bastard», zischte Lord Slayton, und der Verwalter zog ihm von hinten den Horngriff einer Pferdepeitsche über.
    «Ich weiß nicht, welcher Tag das war, Mylord», sagte Hook starrköpfig.
    «Vor zwei Tagen», sagte Sir Martin. Er war Lord Slaytons Schwager und zugleich der Priester des Herrenhauses und des Dorfes. Er war genauso wenig ein Ritter wie Hook, doch Lord Slayton bestand in Anerkennung seiner hohen Geburt darauf, dass er mit «Sir» angesprochen wurde.
    «Oh!» Hook täuschte

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