Das Zeit-Tippen
brauchte nichts anderes als sich selbst. Aber er empfand Klaustrophobie, verschlungen zu werden, wenn er an den Panzer dachte, der ihn umhüllte. Er schüttelte den Gedanken ab und versuchte, seinen Arbeitsrhythmus wiederzufinden. Für Flaccus mußte der Panzer seine Freiheit sein.
„Komm schon“, sagte Clara, „schlaf doch heute nacht einfach neben mir. Wir brauchen ja nichts zu tun, sondern einfach eng beieinander sein.“ Sie zog ihn vom Fenster weg und nahm ihn mit in ihr Bett. Er dachte immer noch an die Außenwelt. Die kühle kreisende Luft verursachte ihm Kopfschmerzen. Er wollte schwitzen; er hätte viel lieber gearbeitet.
Clara schmiegte sich an ihn und legte ihr Bein auf seinen Oberschenkel. Ihr Körper war, wo er früher fest war, weich, wabbelig geworden. Er ließ sich von ihr streicheln; es war besser, als sie die halbe Nacht weinen zu hören. Flaccus bemühte sich, eine Erektion zu bekommen. Clara verstand sich darauf, ihn zu streicheln, aber er konnte nicht reagieren. Er versuchte, an andere Frauen zu denken. Er stellte sich vor, mit einem braunhaarigen Mädchen in einem Wagen zu sein. Sie bat ihn anzuhalten, wobei sie den Kopf in den Nacken warf und stöhnte. Aber er war so stark, so hart. Er malte sich oft aus, Liebe in einem Wagen zu treiben.
Clara lag unter ihm; er stützte sein Gewicht mit den Ellbogen ab. Tut sie auch nur so, fragte er sich. Er mußte es jetzt tun. Er konnte es tun. Sie rückte unter ihm zurecht. Wenn ich eindringen kann, dachte er, klappt es bei mir. Er wurde weich. Sie sagte: „Bitte, komm schon…“
Denke an den Panzer, denke an die Arbeit beim Bau. Du bist stark, kräftig. Du mußt es tun. Denke an das Mädchen im Wagen, an ihre Brüste, die sich an dich schmiegen. Du bist in Stahl gehüllt und quetschst das Leben aus ihr heraus.
„Mein Gott, es ist kalt“, sagte die Anhalterin. Sie war gerade aufgewacht, nachdem sie eine Stunde unruhig geschlafen hatte. „Du lieber Himmel, man kann ja seinen eigenen Atem sehen.“
Sie schaltete, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, die Heizung höher.
Flaccus knipste die Armaturenbrettbeleuchtung an und betrachtete das Mädchen neben sich, das bibberte und die Arme an die Brüste preßte, um sich zu erwärmen.
„Wie können Sie eine solche Kälte nur aushalten?“ fragte sie.
Es wäre im Wagen leichter, sagte sich Flaccus. Besonders jetzt. Es wäre viel erotischer, wenn er sie einfach streicheln, ihre Brüste drücken könnte, ohne Gerede und Verführungsspiele.
Er streckte die Hände aus und berührte ihre Brust. Sie musterte die dünnen Metallbänder an seinen Händen, ließ ihn aber gewähren.
„Haben Sie Ihren Arm bei einem Unfall verletzt?“ frage sie. Flaccus antwortete nicht. Sie lehnte den Kopf ans Fenster und schloß die Augen. „Warum klappen Sie die Sitze nicht herunter?“ fragte sie. Sie machte keine Bewegung, näher zu ihm zu rücken, als er ihre andere Brust ergriff, um sie zu liebkosen.
Flaccus wollte nicht, daß sie näher rückte. Er wollte nur, daß sie stillblieb, während er sie streichelte. Und er würde sie nicht nach ihrem Namen fragen. Sie war einfach da; so wünschte er es sich.
Und sie erfüllte seinen Wunsch. Sie wartete eine angemessene Weile, ehe sie ihre Bluse auszog und ein Gespräch begann. „Sie haben mir nicht gesagt, warum Sie die Temperatur so niedrig geschaltet haben. Ich glaube, ich kriege jetzt eine Lungenentzündung.“ Sie zog ihre Hose aus.
Flaccus putzte die Scheiben und beobachtete, wie die Schatten Muster auf ihr Gesicht und ihre Brüste zeichneten. Mit den Fingern folgte er den Lichtstreifen, die sie in Stücke schnitten. Sie streichelte sich, aber sie versuchte nicht, ihn zu streicheln.
Es war fast Feierabend. In fünf Minuten würden etwa zweitausend Arbeiter zum Abendessen nach Hause gehen, aber Flaccus würde nicht darunter sein. Er lungerte herum, während die anderen gepanzerten Arbeiter ihre Ausrüstung in die Bauhütte brachten.
Flaccus hielt sich lange genug außer Sichtweite, um Tusser, den Schließer, wirklich ungeduldig werden zu lassen. Als Flaccus endlich in die Bauhütte trat, ging Tusser fluchend auf und ab. Flaccus sagte zu ihm, daß er abschließen werde. Er kannte die Alarmanlage und war früher eine Zeitlang selbst Schließer gewesen. Wenn Tusser Hunger hatte, machte es ihm nichts aus, für seine Freunde von den Vorschriften abzuweichen.
Sobald Tusser gegangen war, schaltete Flaccus die Alarmanlage ab. Er zog seinen Panzer
Weitere Kostenlose Bücher