Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Und mit Kummer, denn der Tag, an dem sie die Herrschaft über Borra übernehmen würde, würde der Tag sein, an dem ihr Vater starb.
Ihre Entschlossenheit war nicht ins Wanken geraten, und zu guter Letzt war sie für ihr Durchhaltevermögen belohnt worden. Eines hatte sie während der letzten Zeit begriffen: Viele Händler und Krieger und sogar einige der Höflinge hätten von einem Bündnis mit den Pentadrianern viel zu gewinnen, und sie hatte ihren Vater darauf hingewiesen, wann immer er sie nach ihrer Meinung über einen Besucher gefragt hatte. Als ihr Vater beschlossen hatte, den Boten zu den Pentadrianern zu schicken, hatte ihr Herz über diesen Sieg jubiliert.
Jetzt, da sie Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, stiegen langsam Zweifel in ihr auf, die ihre Zuversicht beeinträchtigten. Imi stieg aus dem Becken und begann im Raum auf und ab zu laufen.
Was war, wenn die Pentadrianer sich nicht als vertrauenswürdig erwiesen? Was, wenn sie zurückkamen und sich irgendwie einen Weg in die Stadt erzwangen? Was, wenn Elai getötet wurden und alles ihre Schuld wäre?
Imenja würde das nicht zulassen, sagte sie sich. Sie ist ein guter Mensch. Und sie besitzt mächtige Gaben. Niemand würde es wagen, ihr den Gehorsam zu verweigern.
Wenn Imi sich keine Sorgen um die Zukunft machte, die ihrem Volk durch ihre Einmischung bevorstand, machte sie sich Sorgen, dass überhaupt nichts dergleichen geschehen würde. Dass die Pentadrianer sich auf die Bedingungen ihres Vaters nicht einlassen würden. Sie könnten zu dem Schluss kommen, dass die Elai nichts von Wert besaßen, das einen Handel mit ihnen rechtfertigte, oder dass die Elai zu schwach waren, um nützliche Verbündete abzugeben.
Selbst wenn das der Wahrheit entspräche, selbst wenn es nicht zu der Allianz kommen sollte, hat sich vieles für uns verändert.
Sie dachte an das Strahlen in den Augen der Krieger, die das Plündererschiff versenkt hatten. Vater wird sie nicht ohne weiteres davon abhalten können, das noch einmal zu versuchen. Oder andere Möglichkeiten zu ersinnen, um den Seeräubern Schaden zuzufügen. Er kann es ihnen verbieten, aber es würde ihnen nicht gefallen. Sie runzelte die Stirn. Ist das der einzige Grund, warum er den Boten ausgeschickt hat? Fürchtet er, die Leute würden ihm grollen oder sich sogar gegen ihn wenden, wenn er ihnen diese Chance verweigert zurückzuschlagen? Hatte er das Gefühl, keine Wahl zu haben? Ist das meine Schuld?
Nein, sagte sie sich. Selbst wenn er denkt, er müsse den Kriegern nachgeben, braucht er sich deswegen noch lange nicht auf die Pentadrianer einzulassen. Wir brauchen sie nicht, um gegen die Seeräuber zu kämpfen.
Aber wenn die Seeräuber sich als ein zu mächtiger Feind erweisen sollten, würden die Elai einen Verbündeten wie die Pentadrianer benötigen, der ihnen half.
Wenn dies. Wenn das. So viele Wenns.
Es klopfte an der Tür. Imi sah zu, wie Teiti aus ihrem Zimmer kam, um zu öffnen. Als Rissi an ihrer Tante vorbeitrat, seufzte sie vor Erleichterung.
»Hallo, Prinzessin.«
»Rissi«, erwiderte sie. Dies war eine willkommene Ablenkung. Sie fragte sich, ob er wohl lange bleiben konnte. Vielleicht konnten sie ein Tischspiel miteinander spielen. Ihr war alles recht, solange sie nur nicht an ihre Sorgen denken musste. Sie führte ihn zu einigen Stühlen hinüber. »Teiti, könntest du uns etwas zu trinken schicken lassen? Vielleicht auch etwas zu essen?«
Ihre Tante musterte Rissi mit schmalen Augen, dann nickte sie und verließ den Raum. Als Imi sich setzte, nahm auch Rissi zaghaft Platz. An seinen Armen waren dunkle bläuliche Flecken.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte sie.
Er verzog das Gesicht. »Ich habe geübt.«
»Was hast du geübt?«
»Kämpfen.«
»Wozu das denn?« Sie runzelte die Stirn. »Ihr Jungen spielt doch nicht wieder Krieg, oder?«
Er grinste. »Nein. Ich und einige andere nehmen Unterricht in der Kriegskunst.«
»Oh.« Sie zuckte die Achseln. »Bist du nicht noch ein wenig jung dafür?«
Er machte ein finsteres Gesicht. »Nein.«
Sie biss sich auf die Lippen, als ihr klar wurde, dass sie ihn gekränkt hatte. Jungen waren so. Sie wollten älter wirken.
»Natürlich bist du nicht zu jung«, sagte sie entschuldigend. »Ist das etwas, das die Söhne aller Händler tun?«
Er wandte den Blick ab. »Wir müssen uns verteidigen können, wenn wir die Stadt verlassen.«
Sie sah ihn eindringlich an. Es steckte mehr hinter dieser Geschichte, das spürte sie. Er erwiderte ihren
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