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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Als in der Nacht des 27. Mai ein Schutzmann auf seinem Rundgang pflichtgemäß Tür und Schloß des Juweliergeschäftes von Gilderheim, Pascoe & Co. in Little Hatton Garden prüfte, fiel ihm nichts Besonderes daran auf. Bis neun Uhr abends hatten sich Herr Gilderheim und sein erster Buchhalter noch im Geschäft aufgehalten; ein Polizeibeamter in Zivil, der die Pflicht hatte, ungewöhnlichen Vorgängen nachzuforschen, war der Meinung gewesen, das Licht im Fenster des ersten Stocks sei seiner dienstlichen Beachtung wert, so daß er hinaufgegangen war, um die Ursache festzustellen. Der 27. war ein Samstag, an dem in Hatton Garden Chefs und Angestellte sonst spätestens um drei Uhr Geschäftsschluß zu machen pflegen.
    Herr Gilderheim, ein freundlicher Mann, war auf das Klopfen hin zur Tür geeilt und hatte nach der Pistole gegriffen, die er für alle Fälle in der Tasche trug; er war sehr erleichtert gewesen, als er entdeckte, daß das Klopfen kein aufregenderes Abenteuer zur Folge hatte als ein Gespräch mit einem ihm bekannten Polizeibeamten. Er erklärte dem Detektiv, er habe eine Diamantensendung von einer Amsterdamer Firma erhalten und wolle die Steine, bevor er nach Hause ginge, noch sortieren. Nach einigen scherzhaften Bemerkungen über die verführerische Anziehungskraft, die Diamanten im Wert von sechzigtausend Pfund auf die gewissenlosen ›Mächte der Finsternis‹ hätten, war der Beamte fortgegangen.
    Um neun Uhr vierzig verschloß Herr Gilderheim die Juwelen in seinem großen Tresor, der Tag und Nacht von einer Lampe angestrahlt wurde; dann verließ er in Begleitung seines Angestellten das Haus Nr. 93 Little Hatton Garden und ging in Richtung Holborn fort.
    Der diensthabende Schutzmann wünschte ihnen: »Gute Nacht«, und der Beamte in Zivil, der sich an dem Holborner Ende der Straße befand, wechselte noch einige Worte mit den beiden.
    »Haben Sie die ganze Nacht Dienst?« fragte Herr Gilderheim, während sein Angestellter einer Taxe winkte.
    »Ja, Sir«, sagte der Beamte.
    »Das ist gut«, meinte der Geschäftsmann. »Es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie ein besonderes Augenmerk auf mein Haus hielten. Ich bin ziemlich ängstlich, weil ich so große Werte im Geldschrank gelassen habe.«
    Der Beamte lächelte. »Ich glaube nicht, daß Sie sich Sorgen zu machen brauchen, Sir«, sagte er, und nachdem der Wagen mit Herrn Gilderheim weggefahren war, ging er zu Nr. 93 zurück.
    Aber in dieser kurzen Zeitspanne zwischen der Abfahrt des Diamantenhändlers und der Rückkehr des Geheimpolizisten hatte sich mancherlei ereignet. Kaum hatte Gilderheim den Beamten erreicht, als zwei Männer rasch vom andern Ende der Straße herankamen. Unverzüglich ging der erste auf Nr. 93 zu, öffnete die Tür mit einem Schlüssel und trat ein. Der zweite Mann folgte ihm. Ihre Bewegungen verrieten weder Unsicherheit noch Heimlichtuerei. Man hätte sie für langjährige Mieter des Hauses halten können, so selbstverständlich war ihre ganze Handlungsweise.
    Noch keine halbe Minute, nachdem der zweite Mann hineingegangen war, kam ein dritter aus der gleichen Richtung, hielt an dem Haus, schloß die Tür mit derselben gelassenen Sicherheit auf, die am Auftreten des ersten Ankömmlings bemerkenswert gewesen war, und ging hinein.
    Drei Minuten später waren zwei von den dreien oben im ersten Stock.
    Mit außergewöhnlicher Gewandtheit holte der eine zwei kleine Stahlflaschen aus einer Ledertasche, befestigte geschickt Gummischläuche daran und montierte einen Schneidbrenner, während der zweite auf dem Boden eine kleine Sammlung äußerst feiner und vollendet schöner Werkzeuge ausbreitete. Keiner der beiden sprach. Sie lagen flach auf dem Boden, ohne das Licht, das vor dem Tresor brannte, auszulöschen. Eine Zeitlang arbeiteten sie schweigend, bis der kräftigere der beiden den Spiegel erblickte, der an der Decke angebracht war und Passanten auf der Straße unten Sicht auf den oberen Teil des Tresors gewährte.
    Er brummte: »Der Spiegel kann uns nicht verraten.«
    Der zweite Einbrecher war ein schlanker, jugendlicher Mann mit einem Haarschopf, der auf einen Musiker schließen ließ.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Falls nicht alle Gesetze der Optik ausgerechnet für diese Gelegenheit auf den Kopf gestellt sind«, sagte er mit einem ganz leichten ausländischen Akzent, »können wir unmöglich gesehen werden.«
    »Das beruhigt mich«, erwiderte der erste.
    Während er die zischende Flamme gegen die Stahltür gerichtet hielt, pfiff und

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