Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
zwei hölzernen Tellern und teilte das Mahl auf. Aus den Krügen in ihrer Nähe nahm sie etwas Salz und geröstete Nüsse und streute beides über das Gemüse - ein wenig Würze für das fade, aber nahrhafte Essen.
Mirar nahm seinen Teller entgegen und aß mit seiner üblichen Begeisterung. Dies war eine der wenigen Gewohnheiten, die er mit Leiard gemein hatte. Sie wussten beide gutes Essen zu schätzen. Emerahl lächelte. Einem Menschen, der sich nichts aus Essen machte, fehlte etwas Entscheidendes.
»Was hast du sonst noch getan, während ich fort war?«, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. »Nachgedacht. Mit mir selbst geredet.« Er rümpfte die Nase. »Mit mir selbst gestritten.«
»Oh? Und wer hat gewonnen?«
»Ich, glaube ich.«
»Worüber hast du gestritten?«
Er schälte eine Shrimmi und warf ihre Schale in einen Eimer. »Über die Frage, wem dieser Körper gehört.«
»Zu welchem Schluss bist du gekommen?«
»Er gehört mir.« Er blickte an sich hinab. »Ich erkenne ihn wieder. Du erkennst ihn wieder. Deshalb muss es meiner sein.«
Sie lächelte. »Ich dachte, ich hätte heute eine Möglichkeit ersonnen, dies zu beweisen. Wenn du beweisen könntest, dass du ein Wilder bist, würdest du wissen, dass dein Körper dir gehört.«
Er kicherte. »Und?«
»Was ist, wenn Leiard ein neuer Wilder ist, der mit deinen Netzerinnerungen infiziert wurde, und du seine Kräfte genutzt hast, um seinen Körper so zu verändern, dass er wie dein eigener aussieht?«
»Infiziert?« Er blickte gekränkt drein. »Das ist keine schmeichelhafte Betrachtungsweise.«
»Nein«, stimmte sie ihm zu. Sie fing seinen Blick auf und hielt ihm stand.
Er schaute weg. »Es ist möglich. Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern.«
Sie spürte seine Mutlosigkeit, und Mitleid stieg in ihr auf. Dann traf sie wie ein Blitz eine Erkenntnis. »Erinnerungen! Du musst die Erinnerungen zurückgewinnen, die du verloren hast, um zu wissen, wer du bist.«
Mirar wirkte mit einem Mal beklommen. »Wenn ich nicht mehr bin als eine Manifestation von Netzerinnerungen, wird nichts da sein, was ich zurückgewinnen könnte.«
Emerahl stand auf und begann, in der Höhle auf und ab zu gehen. »Ja, aber wenn es nicht so ist, wirst du Erinnerungen haben, die unmöglich Leiard gehören können.«
»Wie zum Beispiel?«
Sie holte tief Luft. »Erinnerungen wie den Turmtraum. Ich vermute, dass dieser Traum eine Erinnerung an deinen Tod ist.«
»Ein Todestraum soll beweisen, dass ich noch lebe?« Er lächelte schief. »Inwiefern würde das beweisen, dass dies mein Körper ist? Es könnte sich lediglich um eine weitere Netzerinnerung handeln. Ich könnte die Erfahrung einem anderen Traumweber geschickt haben, der sie seinerseits weitergegeben hat, bis sie Leiard erreichte.«
»Aber keiner von euch erinnert sich daran, diesen Traum gehabt zu haben.«
»Das ist wahr.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Trotzdem glaubst du, dass ich die Quelle des Traums bin.«
Sie setzte sich hin. »Der Traum ist immer stärker geworden, je näher ich dir kam. Wir sind jetzt weit entfernt von anderen Menschen, und trotzdem ist der Traum immer noch ausgesprochen lebendig. Ich träume ihn nur, wenn du ebenfalls schläfst.«
»Wie könnte ich einen Traum aussenden, von dem ich nicht einmal weiß, dass ich ihn habe?«, fragte er, obwohl sie seinem Tonfall entnahm, dass er die Antwort bereits kannte. Schließlich verstand er sich meisterlich auf Träume.
»Wir können uns an unsere Träume nicht immer erinnern«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Und dies ist ein Traum, an den du dich vielleicht nicht erinnern willst.«
»Wenn ich mich also dazu zwingen würde, mich an den Traum zu erinnern, würden mir vielleicht auch andere Dinge wieder einfallen. Wie zum Beispiel eine Erklärung dafür, warum sich in meinem Kopf eine andere Person befindet.«
»Das sollte für den Begründer des Traumweberkults nicht allzu schwierig sein.«
Er lachte leise. »Ich habe einen Ruf zu verteidigen.«
»Ja.« Sie hielt seinem Blick stand. »Einen Ruf, der während der letzten hundert Jahre nicht geringer geworden ist. Wenn du Mirar bist, werden die Götter nicht gerade einen Festtag ausrufen, um dich willkommen zu heißen. Es ist an der Zeit, dass ich dich lehre, wie du deine Gedanken verbergen kannst. Wollen wir jetzt sofort damit anfangen?«
Mirar nickte resigniert und schob seinen leeren Teller fort.
Die Traumweberälteste Arleej schenkte zwei Gläser Ahm ein,
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