Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Vorschlag an Traumweberin Arleej weitergeben.«
Auraya nickte. Sie sah zu, wie Raeli in den Plattan stieg. Als der Wagen davonholperte, erinnerte sie sich plötzlich an ein bestimmtes Geräusch: an das Knarren einer Feder, wenn man eine Tierfalle aufstellte. Ich bin wie eine Jägerin, dachte sie. Ich weiß, dass ich meine Fallen zum Wohle anderer stelle, aber es gefällt mir nicht besonders. Emerahl hielt einen Eimer unter den Wasserfall und wartete, bis er gefüllt war. Obwohl sie das Gefäß nur an den Rand des Wasserfalls hielt, war die Gewalt, mit der das Wasser herabstürzte, so groß, dass ihr Arm davon schmerzte.
Sie hatte den größten Teil der vergangenen Tage darauf verwandt, die Höhle zu einem behaglichen Heim zu machen. Sie hatte einen kleinen Baum gefällt, ihn zerlegt und mehrere Holzstücke zusammengebunden, um zwei schlichte Betten und einen Wandschirm anzufertigen, hinter dem sie und Mirar ihre Notdurft verrichten konnten. Zur Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften und für den Transport von Trinkwasser hatte sie aus dem Baumstamm auch mehrere hölzerne Eimer geschnitzt.
Da Mirar innerhalb des Leeren Raums bleiben musste, fiel es ihr zu, Wasser zu holen und Nahrung zu sammeln - aber das war eine Aufgabe, der sie mit Freuden nachkam. Der Wald war ein Ort der Fülle, mit essbaren Pflanzen, Tieren und Pilzen. Es hatte sich nur wenig verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Ohne Magie und hunderte von Jahren gesammelten Wissens wäre das Leben hier schwieriger gewesen. Und gefährlicher.
Es gab ebenso viele giftige wie ungiftige Pflanzen im Wald. Emerahl hatte mehrere wunderschöne, giftige Insekten gesehen, aber sie lauerten in Nischen und Löchern, in die nur ein Narr die Hand schieben würde. Die größeren Raubtiere wie Leramer oder Worns hätten vielleicht ein Problem dargestellt, hätte sie nicht über Magie geboten, mit denen sie sie abwehren konnte. Sie wusste um die betörende Wirkung der Schlafrebe, die einen telepathischen Ruf benutzte, um Tiere dazu zu verlocken, sich auf ihren Teppich aus weichen Blättern zu betten, während sie sie langsam in einem Griff umschlang, der sie zu guter Letzt erstickte und verstümmelte. Emerahl war vor langer Zeit einem Pflanzenzüchter begegnet, der Reichtümer damit angehäuft hatte, eine schwächere Zwergvariante der Pflanze an vornehme Herren und Damen zu verkaufen, die Probleme mit dem Schlafen hatten.
Der Eimer war inzwischen übervoll. Sie umfasste den groben Seilgriff mit einer Hand und hob den zweiten Eimer auf. Dieser war mit der nachmittäglichen Ernte gefüllt. Mit beiden Eimern kehrte sie in den Tunnel zurück.
Als sie in die Höhle trat, sah sie, dass Mirar auf seinem Bett lag und zu der hohen Decke emporblickte. Eine Aura von Melancholie umgab ihn. Er wandte ihr den Kopf zu, dann richtete er sich langsam auf.
»Das Abendessen«, sagte sie, als sie ihn erreicht hatte. Er sagte nichts. Sie stellte die Eimer auf den Boden und betrachtete den großen, glatten Stein, den sie vor zwei Tagen in die Höhle gerollt hatte. Was früher einmal eine flache, natürliche Vertiefung in dem Stein gewesen war, war jetzt ein großer Hohlraum. »Danke.«
Er sah sie an, sagte jedoch nichts.
Leiard muss gerade die Kontrolle haben, befand sie. Es war nicht die Melancholie, die ihr das verriet. Auch Mirar neigte zu Niedergeschlagenheit, aber er hätte gewiss irgendeine witzige Bemerkung auf den Lippen gehabt, sobald sie erschienen war. Mirar war der bei weitem redseligere ihrer beiden Gefährten.
Sie goss ein wenig Wasser in die Vertiefung, dann machte sie sich daran, die Blätter in Streifen zu reißen.
»Die willst du doch nicht etwa kochen, oder?«
Sie blickte auf und stellte fest, dass er einen Pilz in ihrem Eimer zweifelnd beäugte.
»Nein.« Sie lächelte. »Ich werde sie später trocknen. Für meine neue Sammlung.«
»Deine Sammlung von...?«
»Medizinen. Heilmitteln. Dingen, die Freude schenken.«
»Ah.« Er zog die Brauen in die Höhe. Sie spürte zuerst Nachdenklichkeit bei ihm, dann Missbilligung. Letzteres war vermutlich auf die Erkenntnis zurückzuführen, was sie mit »Dingen, die Freude schenken« meinte.
Bei Gesprächen mit Leiard kam sie sich immer vor wie jemand, der einen alten Mann an Dinge erinnerte, die er vergessen hatte. Zweifellos hatte er Mirars Erinnerungen an sie angezapft, als sie geantwortet hatte, und erfahren, dass sie manchmal als Heilerin arbeitete und bisweilen Gebräue zur Unterhaltung reicher Adliger
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