Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
hanianischen Seite waren weniger weitläufig und hatten sie zu einem ansonsten unzugänglichen Tal geführt, das von Gaut-Hirten genutzt wurde. Der längere Weg durch die großen natürlichen Höhlen hatte ihnen die Notwendigkeit erspart, über eine steile Anhöhe zu klettern. Von dort aus waren sie einen Tag lang über schmale Bergpfade marschiert. Als sie auf dem Weg zu der Schlacht diesen Teil passiert hatten, waren sie bei Nacht gewandert, so dass die fliegenden Spione ihrer Feinde sie nicht entdecken konnten.
Jetzt brauchten sie nur noch einen Weg durch die Minen auf der sennonischen Seite des Gebirges zu finden, und …
Was? Unsere Probleme liegen hinter uns? Reivan seufzte. Wer weiß, was uns in Sennon erwartet? Wird der Kaiser eine Armee aussenden, die uns den Rest gibt? Wird er das überhaupt nötig haben? Wir haben nur noch wenige Vorräte übrig, und die sennonische Wüste liegt noch vor uns.
Sie hatte sich noch nie so weit von daheim entfernt gefühlt.
Für eine Weile verlor sie sich in frühen Erinnerungen: wie sie in der Schmiedewerkstatt ihres Vaters saß oder ihren Brüdern dabei half, Dinge zu bauen. Sie übersprang die kurze Zeit der Kränkung und des Gefühls, verraten worden zu sein, nachdem man sie den Götterdienern übergeben hatte, und dachte an die Freude, mit der sie lesen und schreiben gelernt und noch vor ihrem zehnten Jahr alle Bücher in der Klosterbibliothek gelesen hatte. Sie hatte alles repariert, angefangen von Wasserrohren bis hin zu Roben, sie hatte einen Apparat zum Abschaben von Häuten erfunden und ein Rezept zum Einmachen von Drimma, das dem Sanktuarium mehr Geld eingetragen hatte als alle anderen Produkte des Klosters zusammen.
Plötzlich stolperte Reivan und verlor beinahe das Gleichgewicht. Sie blickte auf und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass der Boden vor ihr uneben war. Hitte hatte sie in die natürlichen Tunnel gebracht. Sie sah den neuen Anführer der Denker an und bemerkte die vorsichtige Selbstsicherheit seiner Bewegungen.
Ich hoffe, er weiß, was er tut. Aber es scheint so zu sein. Oh, besäße ich doch nur die Fähigkeit der Götterstimmen, Gedanken zu lesen.
Sie dachte an Imenja und hatte mit einem Mal Gewissensbisse. Statt wachsam und nützlich zu sein, war sie in einen Tagtraum verfallen. Von jetzt an würde sie besser Acht geben.
Im Gegensatz zu den höher in den Bergen gelegenen Stollen, die gerade und breit waren, waren die Gänge hier schmal und gewunden. Sie zweigten nicht einfach nur nach links und rechts ab, sondern stiegen in die Höhe und fielen wieder ab, und das häufig sehr unvermittelt. Die Luft wurde immer feuchter und schwerer. Imenja ordnete mehrmals Pausen an, um den Götterdienern Zeit zu geben, frischere Luft herabzuziehen.
Dann wurden die Wände des Tunnels jäh breiter, und Imenjas Licht erhellte eine riesige Höhle.
Reivan sog scharf die Luft ein. Überall um sie herum fanden sich fantastische weiße Säulen, einige so dünn wie ein Finger, andere breiter als die uralten Bäume von Dekkar. Manche hatten sich zu wahren Vorhängen vereinigt, andere waren abgebrochen, und über ihren Stümpfen hatten sich pilzähnliche Oberflächen gebildet. Alles glitzerte von Feuchtigkeit.
Als Reivan sich umdrehte, sah sie, dass Imenja lächelte. Die Zweite Götterstimme ging an den Denkern vorbei in die Höhle und blickte zu den Felsformationen auf.
»Wir werden hier für eine Weile Rast machen«, verkündete sie. Ihr Lächeln verblasste, und sie sah die Denker vielsagend an, bevor sie sich abwandte und die Armee in die Höhle führte.
Reivan blickte zu Hitte hinüber, und plötzlich wurde ihr klar, was Imenjas Verhalten hervorgerufen hatte. Auf Hittes Stirn standen Sorgenfalten. Kurz darauf entfernten sich die Denker von den Menschen, die in die Höhle traten, und begannen eine gedämpfte Unterhaltung.
Sie bewegte sich ein wenig näher an die Gruppe heran und konnte genug Worte auffangen, um ihren Verdacht bestätigt zu sehen. Hitte wusste nicht, wo sie waren. Er hatte geglaubt, weiteren Fallen ausweichen zu können, indem er sich in die natürlichen Tunnel begab, wo mögliche Fallen augenfälliger sein sollten, aber die Tunnel hatten sich nicht, wie er gehofft hatte, wieder mit den von Menschen geschaffenen Wegen vereint. Jetzt fürchtete er, dass sie sich verirrt hatten.
Reivan seufzte und ging weiter. Wenn sie noch mehr mit anhörte, würde sie vielleicht etwas sagen, was sie später bereute. Als sie sich ein gutes Stück von den
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