Das Zimmer
wie sie bedient wird und mit welcher Pumpe anschließend nach hinten in den Keller gepumpt wird undsoweiter erklären lassen, aber nun ist Julia auf den Knien und sammelt, und um J. herum versinkt alles ins Nichts, in eine Schwärze, von der sich ein einziger Gegenstand scharf abhebt, Julia auf den Knien, Äpfel lesend.
Wie alt bist du jetzt eigentlich inzwischen, fragt Bornträger und steht von der Bank auf.
Fünfzehn, ruft Julia.
Fünfzehn, wiederholt Bornträger und lehnt sich an die Scheunenwand, vor der seine Bank steht.
Julia ist jetzt fünfzehn, genau, sagt Maiwald, in zwei Wochen wird sie sechzehn. Sie kommt immer knapp nach den Äpfeln.
Knapp nach den Äpfeln, wiederholt Bornträger, während er Julia unter dem Hänger betrachtet, die sich dort geschwind bewegt, eigentlich gar nicht mehr wie ein Kind, ganz schon wie ein Mädchen.
Die Julia, sagt Maiwald, ist unser Apfelmädchen.
Apfelmädchen, wiederholt Bornträger, während J. hinter Julia steht und seine Augen aus ihm herauskommen.
Und nun steht sie auch bereits wieder und lächelt. Sie lächelt ihn oder Bornträger an, oder sie lächelt einfach in die Welt hinaus, und mein Onkel verfällt in eine Starre. Die Starre könnte sich nur lösen, wenn Julia aus dem Bild verschwände. Das hat sie aber offenbar noch nicht vor. Jetzt hebt sie den Korb vom Boden, J. steht neben ihr, sie schaut ihm ins Gesicht,aber vielleicht auch nicht, sie schaut durch ihn hindurch. Und jetzt krabbelt sie noch ein wenig um den Hänger und um die Füße meines Onkels herum, um dort noch den ein oder anderen verstreuten Apfel aufzulesen, wobei mein Onkel sie so betrachtet, als sei er allein auf der Welt. Bornträger an der Scheunenwand leckt sich die Lippen. Die Äpfel sind nun alle auf dem Hänger, nun kann es weitergehen. Maiwald steigt auf den Traktor und gibt die Straße frei, der Hänger wird auf die Hofseite gefahren, wo die Presse steht. Morgen wird gepreßt. Dann macht Maiwald den Hänger los und fährt mit dem Traktor aus dem Hof, um ihn abzustellen. Seine Frau Christine ist inzwischen ins Haus gegangen, um sich die Hände zu waschen. Martin ist ebenfalls weg. Nun sind auf dem Hof mein Onkel, Bornträger und Julia. Sie steht am Hänger und mustert die Äpfel.
Das sind aber schöne Äpfel, sagt Bornträger, Julia betrachtend. Habt ihr die alle heute gelesen?
Ja, alle, sagt Julia.
Dann habt ihr jeden eurer Äpfel selbst in der Hand gehabt?
Ja, jeden, sagt Julia.
Julia, ruft die Mutter von drinnen, komm rein und wasch dir die Hände.
Ja, Mutter, sagt Julia.
Nun ist Bornträger aber schon herangekommen und steht neben der Julia am Hänger.
Da habt ihr aber ganz schön lang gelesen heute, sagt er, macht dir das Spaß?
Weiß nicht, sagt Julia.
Kann ich die auch mal anfassen?
Die Julia guckt fragend.
Gibst du mir einen Apfel?
Die Julia guckt immer noch fragend.
Jetzt wasch dir endlich die Hände, ruft die Mutter.
Ja, gleich, sagt die Julia.
Guck mal hier, so schöne Äpfel, sagt Bornträger und greift zu, den Blick zur Hofeinfahrt, ob Maiwald bald zurückkommt.
Julia schaut stumm vor sich hin, in irgendeine Ecke des Hofes. J. steht dabei und bewundert wieder einmal, was andere so können. Vielleicht wird ihn Bornträger gleich fragen, ob er nicht auch einmal die Äpfel anfassen wolle, dann würde auch J. vermutlich mit beiden Händen, aber vielleicht würden sie auch kurzerhand plötzlich insgesamt über das Mädchen herfallen und sie innerhalb einer Sekunde von oben bis unten, aber nun ruft die Mutter zum drittenmal, jetzt komm endlich rein.
Julia sagt, in die besagte Hofecke blickend, ich soll reingehen, dann sagt sie zu Bornträger noch leise Idiot , dann geht sie hinein, sich die Hände waschen.
Nun kommt Maiwald wieder auf den Hof, und Bornträger sitzt glücklich und zufrieden, aber vielleicht doch mit einer gewissen Erregtheit wieder auf seiner Bank, neben sich den Kanister, nichts ist passiert, alles ist gut, und Maiwald unterhält sich noch eine Weile mit Bornträger und meinem Onkel, es geht um die Jahreszeit, das Wetter, die Äpfel, die Ernte, schließlich nimmt Bornträger drei Liter Süßen von gestern mit, mein Onkel steigt wieder in seinen Variant, und Christine Maiwald steht mit ihrem Mann im Hof und sagt, dieses widerliche Pack, die kommen nur wegen der Julia, aber wir können sie ja nicht wegsperren.
Maiwald: Ei ja, sie ist jetzt halt in dem Alter.
9
Mein Onkel fährt zum Frauenwald. Noch steht die Sonne am Himmel, knapp über dem
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