Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Klüversegel kaum merkbar nach Norden weiter.
    Jeder Irrthum, jeder Zweifel wurde jedoch glücklich beseitigt, als sich die Sonne gegen sechs Uhr Abends vor dem Untertauchen ins Meer noch für kurze Zeit zeigte.
    Am 21. September ging ihre Scheibe genau im Westpunkte unter, und am 13. October, dreiundzwanzig Tage nach der Tagundnachtgleiche, versank sie auf der südlichen Halbkugel etwas weiter nach Süden zu. In diesem Augenblicke, wo die Dünste vor der Schaluppe sich etwas zerstreut hatten, konnte Fritz sehen, wie sie sich dem Horizonte näherte. Zehn Minuten später berührte die glühende Scheibe schon die Linie zwischen Himmel und Wasser.
    »Dort… dort ist Norden!« rief Fritz, wobei er mit der Hand noch einem Punkte wies, der von der bisher eingehaltenen Richtung der Schaluppe etwas links lag.
    Fast gleichzeitig antwortete ihm ein Jubelruf, den alle miteinander ausstießen:
    »Land! Land!«
    Die Dunstwand war allmählich verschwunden und das Ufer zeigte sich in einer Entfernung von kaum einer halben Lieue. Von einem hohen Steilufer überragt, ließ es sich aber nicht erkennen, ob es sich weit nach Osten oder Westen hin ausdehnte.
     

    Alle wollten bei dem Eintreffen der Corvette gegenwärtig sein. (S. 300.)
     
    Der Obersteuermann hielt gerade darauf zu. Das wieder gehißte Focksegel blähte sich noch einmal unter dem letzten Wehen der Brise auf.
    Eine halbe Stunde später hatte die Schaluppe einen sandigen Strand angelaufen und wurde hinter einer vorspringenden Felsenspitze gegen die Brandung geschützt festgelegt.

Einundzwanzigstes Capitel.
Auf dem Lande. – Ein Gespräch zwischen Fritz und dem Obersteuermann. – Ruhige Nacht. – Das Aussehen der Küste. – Entmuthigender Eindruck. – Ein Ausflug. – Die Höhlen. – Der Bach. – Das Vorgebirge. – Häusliche Einrichtung.
    Endlich hatten die Verlassenen festen Boden unter den Füßen. Während der so beschwerlichen und mit Gefahr verknüpften zweiwöchigen Seefahrt war keiner von ihnen der Erschöpfung oder den Entbehrungen unterlegen, wofür sie dem Himmel von Herzen dankbar waren. Nur der vom Fieber befallene Kapitän Gould hatte grausam zu leiden Trotz seiner Kraftlosigkeit schien sein Leben jedoch nicht bedroht zu sein, und vielleicht genügten einige Tage wirklicher Ruhe, ihn vollkommen wieder herzustellen.
    Jetzt, wo Fritz und seine Gefährten glücklich gelandet, wo sie Sturm und Wetter nicht mehr ausgesetzt waren und nicht mehr ins Ungewisse hineinfuhren, drängte sich zunächst die Frage auf, welches Land sie eigentlich erreicht hätten.
    Welches es jedoch auch sein mochte, die Neue Schweiz – wo die »Flag« ohne die Meuterei Robert Borupt’s und der Mannschaft zur berechneten Zeit jedenfalls eingetroffen wäre – die ersehnte Neue Schweiz war es leider nicht. Was mochte nun dieses unbekannte Ufer an Stelle der Annehmlichkeiten Felsenheims zu bieten haben?
    Augenblicklich war es nicht an der Zeit, sich darüber Betrachtungen und Vermuthungen hinzugeben. Bei dem herrschenden nächtlichen Dunkel ließ sich ja nichts genauer erkennen, außer dem Strande mit einem hohen Steilufer dahinter und einer Art Felsenmauer an den Seiten. Unter diesen Verhältnissen beschloß man, bis zum Sonnenaufgang doch noch einmal in der Schaluppe zu übernachten. Fritz und der Obersteuermann übernahmen bis zum Morgen die Wache; es war ja möglich, daß die Küste hier von Eingeborenen besucht wurde, und deshalb galt es, streng auf der Hut zu sein. Ob das Land dem australischen Continent oder einer pacifischen Insel angehörte, jedenfalls verlangte die Klugheit größte Vorsicht, um im Fall eines Angriffes draußen auf dem Meere Rettung suchen zu können.
    Jenny, Doll und Suzan nahmen also ihren Platz neben dem Kapitän Gould wieder ein. Dieser wußte übrigens davon, daß die Schaluppe an ein Land gelangt war. – Franz und James streckten sich zwischen den Bänken aus, bereit, beim ersten Alarmruf des Obersteuermannes aufzuspringen. Bei ihrer Erschöpfung fielen sie zunächst aber schnell in tiefen Schlummer.

    Fritz und John Block setzten sich im Hintertheile nieder und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme.
    »Da wären wir ja im Hafen, Herr Fritz, begann der alte Seemann, ich wußte ja, daß uns das schließlich gelingen werde. Wenn’s auch eigentlich kein Hafen ist, werden Sie doch zugeben, daß wir hier besser liegen, als wenn wir weiter draußen inmitten der Risse ankerten. Für die Nacht ist unser Fahrzeug in Sicherheit; morgen werden wir ja

Weitere Kostenlose Bücher