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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich John Block, nicht ohne Erfolg, mit dem Fischfange, wobei ihn Franz meist unterstützte. Mit Schnüren, die an Stelle der Angelhaken mit passend gebogenen, aus den Planken der Schaluppe herrührenden Nägeln versehen waren, gelang es, verschiedene Arten Fische zu fangen, z. B. zehn bis zwölf Zoll lange Goldbrachsen von schön rother Farbe und höchst schmackhaftem Fleisch, ferner kleine Wolfs-und größere Seebarsche und einmal sogar einen mächtigen Stör, der nur mit Hilfe einer Schlinge auf den Strand herausgezogen werden konnte.
    Die Seehunde, deren es hier sehr viele gab, ließen als Nahrungsmittel freilich alles zu wünschen übrig. Von ihnen wurde nur das Fett, und zwar zur Anfertigung roher Kerzen, benützt, die einen Docht aus dürrem Seegras bekamen. So beunruhigend die Aussicht auf eine Ueberwinterung auch war, durfte man doch nicht vergessen, für die langen, dunkeln Abende der schlechten Jahreszeit auch für nothdürftige Beleuchtung zu sorgen.
    Auf Lachse, die zu gewissen Zeiten so zahlreich den Schakalbach der Neuen Schweiz hinaufstiegen, war hier nicht zu rechnen. Dafür »strandete« aber eines Tages wenigstens ein Schwarm von Heringen an der Mündung des kleinen Rios. Davon wurden mehrere Hunderte erbeutet, und diese bildeten, über einem Feuer von trockenem Tang geräuchert, einen recht schätzenswerthen Nahrungsvorrath.
    »Sagt man nicht, bemerkte John Block, daß der Hering die nöthige Butter gleich in sich hat? Na, wenn das wahr ist, dann kann sie diesen hier nicht fehlen! Ich weiß gar nicht, was wir mit all den guten suchen noch anfangen sollen!«
    In den sechs folgenden Wochen des hiesigen Aufenthaltes hatte man wiederholt versucht, das Steilufer über den Rücken des Vorberges zu erklimmen. Da das stets vergeblich geblieben war, beschloß Fritz, den Hügel im Osten zu umgehen Er hütete sich aber weislich, jemand – außer John Block – seine Absicht mitzutheilen.
    Am Morgen des 7. Decembers begaben sich daraufhin die beiden Männer nach der Ausbuchtung an der Ostseite unter dem Vorwande, wie gewöhnlich Schildkröten holen zu wollen.
    Am Fuße der mächtigen Felsmasse des Hügels brachen sich die Wellen mit großer Heftigkeit, und Fritz setzte, wenn er auf die andere Seite des Hügels gelangen wollte, unzweifelhaft sein Leben aufs Spiel.
    Vergeblich bemühte sich der Obersteuermann, ihn von dem Wagniß abzuhalten, es blieb ihm nichts übrig, als sich im Nothfall zu seiner Unterstützung bereit zu halten.
    Fritz legte die Kleidung ab, befestigte sich eine lange Leine – das Fockreep von der Schaluppe – um den Leib, John Block packte deren Ende, und der junge Mann sprang beherzt ins Wasser.
    Hier drohte ihm die zweifache Gefahr, entweder von der Brandung gegen den Fuß des Hügels geschleudert oder von der Strömung hinweggetragen zu werden, im Fall, daß die Leine etwa risse.
    Zweimal versuchte Fritz erfolglos, sich über die Wellen emporzuarbeiten, erst beim drittenmale gelang es ihm, sich so weit oben zu halten, daß er einen Blick auf die Gegend jenseit des Hügels werfen konnte. Dann zog John Block ihn nicht ohne Mühe nach dem Ufer zurück.
    »Nun, fragte der Obersteuermann, wie sieht es da drüben aus?
    – Felsen, nichts als Felsen, antwortete Fritz, als er wieder etwas zu Athem gekommen war. Ich habe nichts anderes gesehen, als kleine Buchten und Steinvorsprünge. Das Steilufer verläuft nach Norden zu in gleicher Weise weiter.
    – Darüber wundere ich mich gar nicht!« begnügte sich der Obersteuermann zu antworten.
    Als das Ergebniß dieses kühnen Versuches bekannt wurde, von dem Jenny mit begreiflicher Erregung hörte, schien allen jede Hoffnung zu schwinden. Das Eiland, das der Kapitän Gould und die übrigen nicht mehr sollten verlassen können, erwies sich als ein unbewohnbarer und unbewohnter Steinhaufen!
     

    Zweimal versuchte Fritz erfolglos, sich über die Wellen emporzuarbeiten. (S. 344.)
     
    Welch schmerzliche Gedanken rief die Erkenntniß dieser Sachlage wach. Ohne die Meuterei befänden sich die Passagiere der »Flag« jetzt schon seit zwei Monaten in den fruchtbaren Gefilden des Gelobten Landes! Wie mußten sich auch alle die ängstigen, die sie erwarteten und sie doch nicht eintreffen sahen. Wie sollten sich die beiden Familien diese Verzögerung deuten? Wäre die Corvette etwa gar untergegangen? Sollten sie Fritz, Jenny, Franz, James, Suzan und Doll niemals wiedersehen? Und wenn die »Licorne« Schiffbruch gelitten hatte, war das auf der Fahrt von der

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