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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Rudern, den Planken der Bänke und den Trinkwasserfässern. Die meisten dieser mehr oder weniger beschädigten Gegenstände ließen sich gewiß noch irgendwie verwerthen.
    »Das Unglück hat uns recht grausam heimgesucht! sagte Fritz. Hätten wir jetzt nur die armen Frauen – drei Frauen und ein Kind – nicht bei uns! Welches Los wartet ihrer auf diesem Uferlande, das wir nun nicht mehr verlassen können!«
    Franz verhielt sich, trotz seines innigen Gottvertrauens, jetzt schweigend… er wußte wohl selbst nicht, was er hätte sagen sollen.
    John Block legte sich inzwischen die Frage vor, ob der Sturm die Schiffbrüchigen – diesen Namen verdienten sie wohl – nicht noch schlimmer geschädigt habe. Er befürchtete, der Wogenschwall könnte auch die Schildkröten vernichtet und ihre Eier aus den flachen Gruben im Sande weggeschwemmt haben. Welch unersetzlicher Verlust, wenn diese, fast einzige Nahrungsquelle versiegt war!
    Der Obersteuermann winkte Franz zu sich heran und raunte ihm einige Worte zu. Dann überkletterten beide den Vorberg und begaben sich nach der jenseitigen Uferstrecke, um diese bis zu dem Hügel an ihrem Ende zu besichtigen.
    Während der Kapitän Gould, Fritz und James über den Strand hin nach dem westlichen Vorberge gingen, nahmen Jenny, Doll und Suzan ihre gewohnte Beschäftigung wieder auf: die Ordnung und Besorgung des Haushaltes, wenn man in der gegebenen Lage von einem solchen reden kann. Der kleine Bob spielte in kindlicher Unbefangenheit im Sande und wartete höchstens darauf, daß seine Mutter ihm ein Stück in siedendem Wasser erweichten Schiffszwieback bringen sollte. Welch verzweifelnde Angst erfüllte dagegen Suzan bei dem Gedanken an das Elend und die Entbehrungen, denen ihr Kind jedenfalls nicht gewachsen sein würde.
    Nachdem sie im Innern der Höhle alles in Ordnung gebracht hatten, gesellten sich Jenny und Doll wieder zu Frau Wolston, mit der sie in recht trüber Stimmung plauderten…
    Konnten sie von etwas anderem sprechen, als von ihrer seit gestern so arg verschlimmerten Lage? Doll und Suzan, die noch trostloser zu sein schienen, als die junge Frau, wagten kaum, sich die Zukunft auszumalen, und ihre Augen füllten sich mit heißen Thränen.
    »Was soll nun aus uns werden? sagte Suzan.
    – Vor allem laßt uns das Vertrauen bewahren, antworte Jenny, und uns bemühen, die Männer nicht zu entmuthigen.
    – Es ist nun aber, fuhr Doll fort, ganz unmöglich, von hier wegzugehen. Wenn dann gar erst die schlechte Jahreszeit kommt…
    – Dir, liebe Doll, unterbrach sie Jenny, wiederhole ich ebenso wie Suzan, daß den Muth zu verlieren, zu gar nichts führt.
    – Wer könnte hier noch die leiseste Hoffnung hegen? rief Frau Wolston, die einer Ohnmacht nahe war.
    – Und doch, Du mußt es… es ist Deine Pflicht! sagte Jenny. Denk’ an Deinen Mann, an James, dem Du das Herz zerreißen wirst, wenn er Dich weinen sähe!
    – Du bist stark, Jenny, meinte Doll, Du hast schon einmal gegen schweres Unglück gekämpft… doch wir…
    – Ihr? antwortete Jenny Vergeßt Ihr denn, daß der Kapitän Gould und Fritz, daß Franz, James und John Block ihr möglichstes thun werden, alle zu retten?
    – Was werden sie aber thun können? fragte Suzan.
    – Das weiß ich jetzt noch nicht. Suzan. Sie werden aber Erfolg haben, wenn wir ihre Kraft nicht dadurch lähmen, daß wir uns der Verzweiflung überlassen.
    – Mein Kind… mein Kind!« murmelte die arme Mutter, die ihre Seufzer fast erstickten.
    Ganz bestürzt, seine Mutter weinen zu sehen, machte Bob große Augen.
    Da zog ihn Jenny an sich und nahm ihn auf die Knie.
    »Deine Mutter hat sich geängstigt, mein Herzchen, sagte sie. Sie rief nach Dir und Du gabst keine Antwort, und dann… Du spieltest doch im Sande, nicht wahr?
    – Ja, antwortete Bob, mit dem Schiffe, das mir der gute Onkel Block gebaut hat. Ich wollte aber auch ein hübsches weißes Segel dazu haben, daß es fortschwimmen könnte. Da im Sande ist eine ganze Menge Löcher mit Wasser drin, darauf wollte ich es setzen. Tante Doll hat versprochen, mir ein Segel zu machen…
    – Jawohl, mein kleiner Bob, das sollst Du auch noch heute bekommen, sagte Doll.
    – Dann lieber zwei Segel, fuhr das Kind fort, zwei, wie die von der Schaluppe, auf der wir hierher gefahren sind.
    – Natürlich, zwei, antwortete Jenny. Tante Doll wird Dir ein schönes Segel machen, und ich nähe Dir auch eines.
    – Danke, danke, Tante Jenny, rief Bob in die Hände klatschend. Wo ist denn aber unser großes

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