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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die ganze Bucht in einen dichten, feuchten Schleier.
    Die Lage war gefährlich angesichts der Ungewißheit, ob die Schaluppe bei den heftigen Stößen, die sie von einer Seite zur anderen warfen, würde festgehalten werden können. Wenn sie zertrümmert wurde, wie sollten dann Harry Gould und die übrigen vor dem Winter von dieser Küste wegkommen können?
    Sie standen alle fünf beisammen, und wenn das weiter herausschlagende Wasser das Fahrzeug aufhob, klammerten sie sich an die Bordwände, um es an der Stelle zu halten.
    Bald tobte das Gewitter in voller Wuth. Gleich von zwanzig Punkten zischten die Blitze hervor. Wenn ein Strahl die Vorberge traf, hörte man abgesprengte Felstrümmer auf die Tanganhäufung herunterpoltern. Ach, wenn die Blitze doch das Steilufer gespalten. eine Bresche hineingelegt hätten, wie ein schweres Geschoß in eine Mauer… eine Bresche, die es ermöglicht hätte, bis zum oberen Theile der Wand zu gelangen!
    In diesem Augenblicke wälzte sich eine vom Orcan aufgethürmte, fünfundzwanzig bis dreißig Fuß hohe Riesenwoge einer Wasserhose ähnlich über den Strand.
    Von dem mächtigen Schwalle gepackt, wurden die Männer bis zu dem Seegrashaufen im Hintergrunde zurückgeschleudert, und es war ein Wunder zu nennen, daß keiner davon mit weggeschwemmt wurde, als das Wasser wieder ins Meer zurücksank.
    Das schon gefürchtete Unglück war jetzt aber geschehen. Von ihrem Lager gerissen, war die Schaluppe erst auf das Uferland geworfen und dann gegen die äußersten Felsblöcke des Vorberges geschleudert worden. Dabei war sie zerbrochen, und ihre, kurze Zeit in dem Schaume der Brandung schwimmenden Trümmer verschwanden hinter der Erhebung.
Dreiundzwanzigstes Capitel.
Verschlimmerie Lage. – Fritz und Jenny geben die Hoffnung nicht auf. – Ergiebigter Fischfang. – Ein Versuch, die Ostküste kennen zu lernen. – Der Albatros vom Rauchenden Felsen. – Trauriges Jahresende.
    Bisher schon ernster als je, drohte die Lage sich jetzt noch weiter zu verschlimmern. So lange sich die Unglücklichen, wenn auch den Gefahren des Meeres ausgesetzt, noch in dem Fahrzeuge befanden, hatten sie doch Aussicht, von einem Schiffe aufgenommen zu werden oder ein Land zu erreichen. Ein Schiff war ihnen nicht begegnet. Ein Land hatten sie zwar gefunden, das erwies sich aber als fast unbewohnbar, und doch mußten sie jetzt auf alle Hoffnung verzichten, es verlassen zu können.
    »Wären wir freilich, so äußerte sich John Block gegen Fritz, von einem derartigen Sturme auf offenem Meere überrascht worden, so läge die Schaluppe mit uns jetzt tief unten auf dem Grunde!«
    Fritz erwiderte kein Wort, und unter einer Sündfluth von Regen und Hagel flüchtete er zu Jenny, Doll und Suzan, die in ängstlicher Sorge in der Grotte saßen.
    Dank deren Richtung und Lage am Winkel des Vorberges, war das Wasser nicht in sie hineingedrungen.
     

    Bei den heftigen Stößen wurde die Schaluppe von einer Seite zur anderen geworfen. (S. 334.)
     
    Gegen Mitternacht, als der Regen aufgehört hatte, häufte der Obersteuermann eine Menge trockenes Seegras, das er aus Vertiefungen am Steilufer geholt hatte, nahe am Eingang der Höhle an. Bald loderte ein lebhaftes Feuer in die Höhe, an dem die vom Regen und Wellenschlag durchnäßten Kleidungsstücke getrocknet wurden.
     

    Da zog ihn Jenny an sich und nahm ihn auf die Knie. (S. 341.)
     
    Während der größten Heftigkeit des Unwetters stand der ganze Himmel stets in Flammen. Erst als die Wolken weiter nach Norden abzogen, milderte sich das furchtbare Rollen des Donners. So lange die Bucht aber noch von fernen Blitzen erleuchtet wurde, vermehrte sich eher noch die Gewalt des Sturmes, der die hohen, schäumenden Wogen über den Strand hinaustrieb.
    Mit dem Tagesgrauen traten die Insassen der Höhle wieder ins Freie. Zerrissene Wolken jagten über den Kamm der hohen Felswand dahin; die niedrigsten davon schienen fast an deren Rande hinzustreichen. In der Nacht hatte diesen der Blitz an zwei oder drei Stellen getroffen, das verriethen noch viele große Sprengstücke, die unten am Steilufer lagen. Nirgends aber zeigte sich ein Spalt oder ein Riß, durch den man nach dem oberen Plateau hätte emporklimmen können.
    Harry Gould, Fritz und John Block besichtigten, was von dem Fahrzeuge noch übrig geblieben war. Das bestand aus dem Maste, dem Fock-und dem Klüversegel, dem Takelwerk nebst den Rollen und Flaschenzügen, ferner aus dem Steuer, dem kleinen Anker und seiner Kette, den

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