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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vorsicht, damit wir nicht bemerkt werden, denn die Bande muß jetzt aufmerksam und mißtrauisch sein!« empfahl der Kapitän Gould.
    Alle Blicke richteten sich dem Meere zu.
    Hier war aber kein Schiff zu entdecken, das, nach der Nähe jenes Schusses zu urtheilen, hätte in der Nähe der Walfischinsel liegen müssen. Auf der Wasserfläche bemerkte der Obersteuermann nur ein von zwei Wilden besetztes Canot, das eiligst das Ufer bei Falkenhorst zu gewinnen sachte.
    »Wenn das Ernst und Jack wären! flüsterte Jenny.
    – Nein, nein, antwortete Fritz, jene zwei Männer sind Eingeborene und das Canot ist eine Pirogue.
    – Doch warum scheinen sie zu entfliehen? fragte Franz. Sollten sie von anderen verfolgt werden?«
    Da stieß Fritz einen Schrei aus… einen Schrei der Freude und der Ueberraschung. Er hatte einen aufblitzenden Feuerschein zwischen einer weißen Rauchwolke beobachtet, und gleich darauf schallte eine zweite Detonation herüber, die das Echo am Ufer mehrfach wiedergab.
    Gleichzeitig zischte ein Geschoß nahe über dem Wasser daher und warf zwei Faden von dem Boote, das so schnell wie möglich nach Falkenhorst zu flüchtete. eine schäumende Wassergarbe in die Höhe.
    »Dort… dort! rief Fritz. Mein Vater, Herr Wolston, alle die Unsrigen sind da drüben!
    – Auf der Haifischinsel? fragte Jenny.
    – Ja, auf der Haifischinsel!«
    In der That war der erste Kanonendonner ebenso von diesem Eiland ausgegangen, wie der zweite mit dem nach der Pirogue geschleuderten Geschosse. Ohne allen Zweifel hatten der ältere Zermatt, Herr Wolston und ihre Familien sich in den Schutzbereich der dortigen Batterie zurückziehen können, an die die Wilden sich nicht heranwagten. Darüber flatterte die weiß und rothe Fahne der Neuen Schweiz, während die britische Flagge auf dem höchsten Gipfel der Insel wehte.
    Nichts vermöchte die Freude – ja mehr als Freude – den hellen Jubel zu schildern, dem sich Fritz, Franz, Jenny, Doll, James und Suzan jetzt überließen. Da ihre Angehörigen hatten nach der Haifischinsel gelangen können, brauchten diese nun weder in Zuckertop, noch in einer anderen Meierei des Gelobten Landes gesucht zu werden.
    Ihre Empfindungen wurden selbstverständlich von dem Kapitän Gould und dem Obersteuermann getheilt, die ja mit den ehemaligen Passagieren der »Flag« eine so innige Freundschaft vereinte.
    Jetzt war keine Rede mehr davon, nach Felsenheim zu gehen; sie wollten Falkenhorst nur verlassen, um sich – wie, das wußte noch niemand – nach der Haifischinsel zu begeben. Ach, wenn es jetzt möglich gewesen wäre, vom Gipfel des Mangobaumes Zeichen zu geben, etwa eine Flagge aufzupflanzen, um der von der Batterie zu antworten!
    Klug wäre das freilich ebensowenig gewesen, wie etwa mit der Pistole Schüsse abzugeben, die, so gut wie der ältere Zermatt sie vernahm, doch auch von den Wilden gehört werden mußten, wenn ein Theil von diesen noch in der Umgebung von Falkenhorst hauste.
    Das wichtigste blieb es doch immer, daß die Anwesenheit des Kapitän Gould und der übrigen von den Burschen nicht entdeckt wurde, denn einem Angriffe von diesen, woran sich voraussichtlich die ganze Rotte betheiligte, die sich doch schon Felsenheims bemächtigt hatte, wären die fünf Männer auf dem Baum nicht gewachsen gewesen.
    »Unsere Lage ist jetzt ziemlich gut, bemerkte Fritz, also unterlassen wir alles, was sie zum Schlimmen wenden könnte.
    – Gewiß, bestätigte Harry Gould, da wir bisher noch nicht bemerkt wurden, wollen wir nichts unternehmen, was dazu führen könnte. Ehe wir etwas thun, muß unbedingt die Nacht abgewartet werden.
    – Wie soll es aber möglich sein nach der Haifischinsel zu kommen? fragte Jenny.
    – O, sehr einfach: schwimmend, erklärte Fritz. Ich verpflichte mich, hinüber zu schwimmen, und da mein Vater sich hat mit der Schaluppe flüchten können, bringe ich dann das Fahrzeug hierher, um Euch alle abzuholen.
     

    »Schießt nicht!… Schießt nicht!…« (S. 429.)
     
    – Fritz… bester Fritz, konnte sich Jenny zu erwidern nicht enthalten, durch diesen Meeresarm zu schwimmen…
    – Ist nur ein Spiel für mich, liebe Frau, nur ein Spiel! versicherte der kühne, junge Mann.
    – Ganz gut und schön, wendete John Block ein, doch wer weiß, vielleicht liegt gar das Canot jener Spitzbuben jetzt am Strande.«
    Der Abend kam endlich heran. Gegen sieben Uhr war es schon dunkel, da die Nacht in diesen Breiten dem Tage fast ohne Dämmerung folgt.
    Gegen acht Uhr war die Zeit zur

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