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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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je an seinem Vorhaben festhielt. Ich gehe nach Felsenheim!
    – Und glaubst Du, so lange es hell ist, den Wilden, die hier in der Nähe hausen, entgehen zu können? erwiderte Fritz. Und wenn Dir das gelänge, wie kämst Du nach Felsenheim hinein, wenn diese es jetzt in ihrer Gewalt haben?
    – Ja, das weiß ich selbst nicht, Fritz, doch eines werde ich doch erreichen: zu erfahren, ob unsere Angehörigen dort sind… dann lauf’ ich zurück.
    – Mein lieber Franz, sagte da der Kapitän Gould, ich begreife Ihre Ungeduld und, wahrhaftig, ich theile sie auch. Und doch, fügen Sie sich unserem Rathe, der von der Klugheit eingegeben ist. Wenn jene Wilden aufmerksam würden und Sie absingen, wenn sie sich aufmachten, um uns zu erspähen, dann wären wir weder in Waldegg, noch sonstwo länger in Sicherheit.«
    In der That wäre die Lage der Dinge damit aufs höchste gefährdet worden, und wohin sich Fritz und die anderen dann auch verbargen, die Eingeborenen würden sie schließlich doch aufgespürt haben.
    Fritz gelang es endlich, seinem Bruder Vernunft beizubringen, und Franz mußte sich der Autorität dessen beugen, der jetzt vielleicht schon das Haupt der Familie war.
    Es sollte also der Eintritt der Dunkelheit abgewartet werden, und dann wollten Franz und der Obersteuermann Falkenhorst verlassen. Jedenfalls war es rathsamer, diese Auskundschaftung, die immerhin noch Gefahren genug bot, zu Zweien vorzunehmen. Längs der die Allee säumenden Hecke hinunterschleichend, sollten beide versuchen, nach dem Schakalbache zu gelangen. War dann die Brücke nach dem anderen Ufer gedreht, so wollten sie durch den Bach schwimmen und durch den Obstgarten in die Umfriedigung von Felsenheim einzudringen versuchen. Von da aus konnten sie durch eines der Fenster sich leicht überzeugen, ob die Ihrigen darin eingesperrt wären. War das nicht der Fall, so wollten Franz und John Block unverzüglich nach Falkenhorst zurückkehren, und dann konnte man sich noch entscheiden, Zuckertop vor Tagesanbruch zu erreichen.
    Jetzt hieß es also: warten, doch wie langsam schlichen die Stunden dahin! Noch nie hatten sich der Kapitän Gould und alle anderen so niedergeschlagen gefühlt, selbst damals nicht, als die Schaluppe auf unbekanntem Meere ausgesetzt worden war, auch nicht, als ihr Fahrzeug an den Klippen der Schildkrötenbucht zerschellte und als die Schiffbrüchigen, und darunter drei Frauen und ein Kind, sich bedroht sahen, auf jener öden Küste, in einem Gefängniß, aus dem sie nicht entweichen konnten, unter den schwierigsten Umständen überwintern zu müssen.
    Doch bei jenen schweren Prüfungen hatten sie wenigstens noch den Trost gehabt, ohne Angst um die zu sein, die in der Neuen Schweiz waren. Jetzt aber, wo sie hierher gekommen waren, fanden sie die Insel in der Gewalt einer Rotte von Eingeborenen und wußten nicht, was aus ihren Eltern, ihren Freunden geworden war, ja sie mußten eher befürchten, daß diese bei einem Gemetzel umgekommen seien.
    Inzwischen verlief der Tag weiter. Von Zeit zu Zeit erklomm der eine oder der andere, meist Fritz oder der Obersteuermann, die höheren Aeste des Mangobaumes, um das Land und das Meer zu überblicken. Sie wollten sich vorzüglich darüber unterrichten, ob die Wilden noch in der Umgebung von Falkenhorst umherschwärmten oder ob sie wieder den Weg nach Felsenheim eingeschlagen hätten. Da war nichts zu sehen, außer draußen im Süden, nach der Mündung des Schakalbaches zu, die kleine Rauchsäule, die über der Felswand schwebte.
    Bis Nachmittag vier Uhr hatte sich die Sachlage in keiner Hinsicht verändert, und nun wurde aus den Vorräthen der Wohnstätte eine Mahlzeit bereitet.
    Nach Franzens und John Block’s Rückkehr konnte es ja nöthig werden, sogleich nach Zuckertop aufzubrechen, und bis dahin war es ein weiter Weg.
    Da ertönte plötzlich ein dumpfes Krachen.
    »Was war denn das? fragte Jenny, die Fritz zurückhielt, da er sah, daß sie sich nach einem der Fenster begeben wollte.
    – Sollte es ein Kanonenschuß gewesen sein? antwortete Franz.
    – Hurrah… ein Kanonenschuß! rief der Obersteuermann.
    – Wer könnte ihn aber abgefeuert haben? sagte Fritz.
    – Etwa ein Schiff, das in Sicht der Insel liegt? fragte James.
    – Vielleicht gar die »Licorne«! rief Jenny.
    – Dann müßte diese der Insel sehr nahe sein, bemerkte John Block, denn von sehr weit her kam jener Schuß nicht.
    – Auf die Plattform!… Hinaus! Hinaus! drängte Franz, der schon nach dem Balcon eilte.
    –

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