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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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passiert?“
    „Fehlalarm“, antwortete ich und ließ mich auf das Bett sinken. Kaja sprang neben mich und ich begann, sie zu streicheln. „Linda hat aus Versehen den Notfall-Knopf gedrückt, den sie längst hätte abgeben sollen.“
    „Scheiße“, zischte er. „Sie ist völlig aufgelöst, oder?“
    „Ich denke, ich konnte sie beruhigen.“
    „Schade, dass du gehen musstest“, sagte David.
    „Ja. Schade.“
    „Sollen wir ... möchtest du ... nach Kirribilli kommen?“
    „Nein. Es tut mir leid.“
    Langes Schweigen.
    „War’s das jetzt mit … unserem Verhältnis?“, murmelte er.
    Ich seufzte. „Ja. David, es tut mir leid. Auf eine Affäre hätte ich mich ohnehin nicht eingelassen. Ich ... melde mich. In Ordnung?“
    „Nein“, sagte er und lachte dabei ein wenig.
    „Bis bald.“
    „Ja. Bis ... bald.“
    Ich beendete den Anruf und legte mich zurück auf das Bett. Die Aufregung um Linda und das Erlebnis mit David hatten mich zutiefst erschöpft. Ich zerrte die Decke über meinen Körper und hoffte, rasch einschlafen zu können. Und dass der Dämon heute ausnahmsweise nicht vorbeischauen würde.

Von Mann zu Mann
     
    Zu meiner Verteidigung sagte ich mir, dass ich tapfer gewesen war. Allem voran fühlte ich mich ausgehungert – Miles’ arrangiertes Treffen und sein Ablauf hatten mich gierig gemacht. Ich wollte mehr als diesen kleinen Vorgeschmack. Meine eigenen Hände begannen mich zu langweilen. Ich wollte fremde Hände, die genauso gierig waren wie meine.
    Ich wollte Davids. Hätte ich mich nicht so sehr nach Körperlichkeit gesehnt, hätte ich nicht mit schweißnassen Händen an Davids Tür geklopft. Ich hätte nicht mit wild pochendem Herzen, einem Kribbeln in meinem Bauch und pulsierenden Schläfen in der schwülen Hitze eines unmittelbar bevorstehenden Gewitters darauf gewartet, dass er mich gnädigerweise in sein Haus einließ.
    David hatte recht. Ich konnte nichts verlieren. Trotzdem hatte ich nicht vor, mich hemmungslos auf ihn zu stürzen.
    In der Zeit, die es den unwissenden David kostete, zur Tür zu laufen, ließ ich die Augen über die Hafenszenerie schweifen und rückte meine geschulterte Tasche zurecht. All die Anspannung und Verkrampfung fiel von mir ab. Die letzten Wochen hatten mir schlaflose Nächte beschert.
    Die helle Holztür ging auf, mein Blick traf auf Davids, und ihm klappte der Mund auf. Mein Schmunzeln wurde zu einem breiten Grinsen.
    „Guten Abend, Giftfrosch“, grüßte ich freundlich. „Ist halb sieben deiner Meinung nach zu früh?“
    Perplex blinzelte David. „Äh, nein. Dein Dämon ist heute aber überpünktlich.“
    „Er ist noch nicht gekommen. Ich bin aus anderen Gründen hier.“
    David erwiderte jetzt mein Grinsen, wenn auch überrumpelt und ungläubig. „Willst du rein? Oder bist du allein deshalb hergefahren, um mir zu sagen, dass er noch nicht da ist?“
    „Nein. Ich will rein.“
    „Gut.“ David trat schmunzelnd beiseite. „Herein spaziert. Ach, übrigens: Vegemite erwartet dich. Du musst es endlich probieren. Du bist seit einigen Monaten in Australien, es wird Zeit. Bist du bereit?“
    „Bist du bereit?“, fragte ich zurück. Vielleicht schmeckte mir das Zeug ja.
    „Ich? Klar!“, sagte David, als sei das selbstverständlich. „Tretet ein, werter Finne, und beehrt meine Wenigkeit.“
    Resignierend folgte ich ihm. Vermutlich hätte ich das mit dem Vegemite rückgängig machen sollen. Nun war es ohnehin zu spät und ich hatte keine Chance, da rauszukommen. Zumindest nicht heil, zumindest nicht, ohne mir die Geschmacksknospen zu verätzen.
    „Hier.“ David hatte bereits Butter, einen Toaster, das Vegemite-Glas und eine große Packung Toast auf den Tisch gestellt. „Bin gleich da“, sagte er und verschwand im angrenzenden Wohnzimmer. Mit einer Kamera, triumphierend präsentiert, kehrte er zurück.
    Wir setzten uns an den Tisch, ich grimmig, er siegesgewiss.
    „Einen Moment …“, murmelte er, und letztendlich richtete er zufrieden die Kamera auf mich. „So. Verehrte Freunde, hiermit bezeuge ich den einzigartigen Moment, in dem Lauri, der irre Finne, zum ersten Mal Vegemite probiert. Oh, Lauri, sie werden dieses Video lieben! Komm, es geht los. Vegemite, die Erste und Letzte. Und … Action , Santa-Baby!“
    Ich packte entschlossen das Glas und schraubte es langsam auf.
    „Holopainen hat das Ziel anvisiert“, raunte David flüsternd.
    Etwas skeptisch legte ich den gelben Deckel beiseite ... roch vorsichtig an dem schwarzen Inhalt

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