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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Sahnetorte.“
    David lachte so heftig, dass ich mit einstimmen musste. Es dauerte eine Weile, bis er seine Antwort geben konnte.
    „Wir waren auf einer Farm, irgendwo im Outback. Ich war fünf und habe einen echten Koala mit meinem Kuscheltier Mo verwechselt. Sagen wir’s auf diese Art: Das kleine Kerlchen hat sich nicht so gern knuddeln lassen wie Mo.“
    „Autsch?“
    „Ich finde es im Nachhinein nicht schlimm.“ Er lächelte und zog die nächste Karte. „Kinder sind empfindsame Wesen. Dritte Frage: Wie viele Beziehungen hast du bisher geführt ?“
    „Drei. Mit achtzehn, dreiundzwanzig und sechsundzwanzig. Du?“
    „Vier, in ähnlichem Alter. Die erste allerdings zwei Jahre früher, und meine letzte hielt keine drei Monate.“
    Ich lachte. „Oh! Was ist passiert?“
    „Sie hat mich betrogen“, murrte er.
    „Autsch, definitiv autsch.“
    Er winkte ab. „Lang ist’s her. Was war bei deiner letzten Beziehung der Trennungsgrund?“
    Der Tod , dachte ich düster.
    Ich verzog das Gesicht. „Das ist kein Thema für ein romantisches Abendessen.“
    „Verstehe. Bist du Romantiker?“, raunte er mit einem lasziven Grinsen.
    „Nein“, antwortete ich knapp. „Nächste Karte. Wie wohnst du? Oh, das weiß ich bereits.“
    „ Ich weiß nicht, wie du wohnst.“ In seinen Augen glänzte ein derart begieriges Interesse, dass ich zu erzählen begann.
    „Stell dir einen dichten Wald vor. Im Sommer geht die Sonne einen Monat lang nicht unter, man findet Beeren und Pilze zuhauf. Baden um Mitternacht bei Sonnenschein. Im Winter sieht man die Sonne lange nicht. Es herrscht scheinbar ewige Nacht. Polarlichter tanzen am Himmel. Ab September versinkt die Welt unter einer dichten Schneedecke, die sich manchmal erst im April lichtet. Die Gegend ist durchlöchert von Seen, einer von ihnen gehört mir. An seinem Ufer habe ich nicht nur mein Haus errichtet, sondern auch ein Saunahäuschen, ein Boot und einen Steg.“ Zufrieden mit Davids träumerischem Gesichtsausdruck lehnte ich mich zurück. „Na, wie klingt das für dich, Giftfrosch?“
    „Nach dem Gegenteil von Australien!“ Er trank seine erste Bierflasche leer und zwinkerte mir zu. „Nach einem Land, das genau deshalb einen Besuch wert ist.“
    „Freut mich, zu hören. Machst du weiter?“
    Er nickte. „Klar. Was ist dein Lieblingsessen? Meat Pies natürlich. Klingt zwar klischeehaft ...“
    Ich zuckte die Achseln. „Sie schmecken, also warum nicht?“
    „Eben. Du bist dran.“
    Einen Moment lang überlegte ich, was ich nennen sollte, und entschied mich für die Top 5. „Karelische Piroggen. Das sind etwa schiffchenförmig gebackene Roggenteigfladen mit einer Milchreisfüllung, die nach Belieben gesalzen wird, allerdings nicht gesüßt. Je nach Region findet man zusätzlich Kartoffel- und Karottenbrei darin. Man isst sie oft als leichtes Mittagessen oder als eine Art belegtes Brot, falls man Aufschnitt dazu möchte. Ansonsten liebe ich Räucherlachs. Johannisbeerenkuchen. Die traditionelle Erbsensuppe am Donnerstag, obwohl sich daran heutzutage nicht mehr jeder Finne hält. Rentier in Preiselbeerensoße mit Ofenkartoffeln – eine finnische Spezialität. Mein Großvater väterlicherseits gehört dem Volk der Sámi an, er hat sozusagen in unsere finnische Familie eingeheiratet, und besitzt eine ganze Herde. Die Sámi sind äußerlich etwas dunkler und die letzten indigenen Einwohner Europas, könnte man sagen – wie hier die Aborigines. Deshalb bin ich schwarzhaarig.“ Ich unterbrach mich. Ich hatte nicht so viel erzählen wollen. „Reicht das?“
    David blinzelte heftig. „Ja. Wow. Ich hab mich schon immer gefragt, warum du nicht blond bist. Und vor allem das erste Gericht, das du beschrieben hast, klingt lecker.“
    „Es ist lecker.“ Ich zog die nächste Karte. „Machst du lieber Urlaub am Meer, in den Bergen oder in einer Stadt?“
    Wir schauten uns an.
    „Vor der Haustür“, sagten wir gleichzeitig und brachen in lautes Lachen aus.
    Mit einem Räuspern stellte David mir die nächste Frage: „ Welchen Sport magst du? Klar, ich liebe Rugby und Fußball und schaue mir gern Darts und Fechtkämpfe an.“
    „Interessant“, erwiderte ich schmunzelnd. „Fußball lasse ich mir auch niemals entgehen. Wintersport fesselt mich zuverlässig, Snowboarding und Skisprung mag ich dabei besonders. Am liebsten von allen Sportarten der Welt ist mir Eishockey, darauf kann kein echter Finne verzichten. Weiter? Gut. Oh. Erzähle von deiner Familie .“
    David

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