Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz
ja?“ Jonas starrte sie offen überrascht an. „Über mich? Ganz sicher nicht von ihr.“ Mit dem Daumen zeigte er in Freds Richtung.
„Hör auf damit, solange du noch mit dieser Hand bis fünf zählen kannst“, brummte sie. Dann sagte sie lauter: „Schön, dich wiederzusehen.“
„Das stimmt!“ Tennian sah an sich herab. „Fredrika, darf ich dich um etwas bitten? Ich brauchte … Kleidung.“
„Klar, sicher. In meiner Hütte findest du alles, was du brauchst.“
„Unsinn!“, dröhnte ihr Freund (der von Unbekannten komischerweise oft für schwul gehalten wurde). „Es ist ein ganz ungezwungenes Dinner! Shorts sind nicht erforderlich. Oder T-Shirts.“
Tennian lächelte ihn an. „Du bist sehr freundlich, aber ich werde mich euren Sitten anpassen.“
„Quatsch.“
Ohne ein weiteres Wort führte Fred Tennian zu ihrer Hütte.
Tennian schlang Fleischbällchen hinunter – woraus, fragte sich Fred, waren die wohl gemacht? Gab es denn Kühe auf dieser Insel? – und lauschte dem Geplauder der anderen. Selbst Fred, die über die Gesellschaft der reizenden Tennian nicht gerade begeistert war, musste zugeben, dass sie tatsächlich fasziniert und aufgeregt schien, weil sie eine Mahlzeit mit ihnen einnehmen konnte. Es machte Spaß, sie dabei zu beobachten.
„… selbstverständlich bin ich sofort gekommen. Es war wirklich nett vom Prinzen, mich einzuladen“, sagte Thomas gerade. Den Teller vor ihm hatte er nicht angerührt.
Frech steckte Fred einen Finger in seinen Kartoffelbrei und leckte ihn dann ab. Er bemerkte es, reagierte aber nicht … sondern schob den Teller nur näher zu ihr hin.
Sie hasste Kartoffelbrei.
„Zu viel der Ehre“, erwiderte Artur freundlich und schlang die vierte Portion Muschelsuppe hinunter. „Mein Vater hat dich eingeladen. Ich habe die Einladung nur an seiner Stelle überbracht.“
„Ach, komm schon, du bist zu bescheiden.“
„Das ist nicht sehr wahrscheinlich“, sagte Fred leise zu ihrer Gerstensuppe.
„Wir beschreiten hier neue Wege.“ Thomas deutete erst in den Raum hinein, der immer noch mit den Netzen und den gruseligen Babypuppen dekoriert war, dann auf die am Tisch Sitzenden: sich selbst, Artur, Jonas, Fred, Tennian. „Landbewohner und Meermenschen, die gut miteinander auskommen. Fred und Jonas sind sogar beste Freunde! Ich denke, das ist für den Ausgang des Pelagial ganz vielversprechend. Und natürlich für die zukünftigen Beziehungen zwischen unseren Völkern.“
„Äpfel und Birnen“, brummte Fred.
„Und Fred ist ein Hybrid“, sagte Artur, sanft, aber ohne einen Zweifel daran zu lassen, was er damit meinte. „Bis vor Kurzem kannte sie ihr Volk überhaupt nicht. Mit wem sonst außer Jonas hätte sie sich anfreunden sollen? Womit ich dich nicht kränken wollte“, sagte er eilig.
„He, das habe ich auch nicht so verstanden“, gab Jonas zurück, der schon bei seiner dritten Bloody Mary war. „Sie hatte die Wahl zwischen mir und Sandy Caturia, und Sandy hat in der Nase gebohrt.“
Fred kicherte überrascht. An ihre nasebohrende Mitschülerin hatte sie schon seit Jahren nicht mehr gedacht. „Nun sei mal nicht so bescheiden, du Blödmann. Du bist mir immer ein guter Freund gewesen.“
„Ja, aber das ist nicht das Thema, oder?“, fragte Thomas nachdrücklich. „Es geht hier doch nicht darum, wen sich Fred als Freund aussuchte, sondern wer ihr Freund sein wollte. Selbst wenn der Präsident der Vereinigten Staaten ihr Kumpel wäre, würde man ihre Freundschaft doch immer anzweifeln, nicht wahr?“
Artur schaute unbehaglich, aber er war nicht fähig zu lügen. Nicht, dass sie Mitleid mit ihm gehabt hätte, aber es war doch interessant zuzusehen, wie er sich wand. „Du sagst die Wahrheit, Thomas. Das ist eine deiner besten Eigenschaften und außerdem die ärgerlichste. Obwohl ich behaupten würde, dass sich Fred mit jedem anfreunden könnte, wenn sie es wünscht.“
„Klar, sie ist ein echter Charmebolzen“, grinste Jonas.
„Seit fünfzig Jahren höre ich nun schon Geschichten über Landbewohner“, bemerkte Tennian und hielt für einen Moment inne, um das Fleisch aus einem winzigen Hummerbein zu saugen und dann dieses besagte Hummerbein mit den Zähnen zu zermalmen, „aber ich kannte niemals einen gut genug, um mich mit ihm zu unterhalten. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass ihr Barbaren seid.“
Fred stieß Thomas den Ellbogen in die Seite. „Fünfzig. Hast du das gehört? Fünfzig! Ich hoffe, du hast dein UWM mit
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