Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz
gegeben. Wenn er bis dahin nicht mit der Sprache herausgekommen wäre, hätte ich es getan.“
„Und jetzt war es keiner von euch beiden. Tennian hat mir die ganze Geschichte erzählt. Und nachdem Daddys kleiner Putschversuch gescheitert war, haben sie ihn vor die Tür gesetzt.“
„Oho.“ Jonas setzte sich auf und betrachtete seinen (nicht sehr gebräunten) Bauch. „Den Teil der Geschichte kenne ich nicht.“
„Und dann hat es ihn an Land gespült, wo er meine Mutter geschwängert hat.“
„Was für ein schönes Ende einer traurigen Geschichte.“
„Da fällt mir ein …“
„Wir sagen Moon nicht, dass Dad vor einer Generation mal ein Bösewicht war. Schon verstanden.“
Fred hätte beinahe gelächelt. Es war ein angenehmes Gefühl, wenn jemand einen so gut kannte.
„Vielleicht solltest du Thomas sagen, dass du ihn vögeln willst.“
„Wie bitte?“
„Ausgehen! Dass du mit ihm ausgehen willst, meine ich!“
„Ja, aber …“ Sie hatte bereits versucht, es sich vorzustellen, aber das Bild war vor ihrem geistigen Auge ebenso eingefroren wie Käpt’n Iglos Fischstäbchen. Und mit Artur passierte ihr das Gleiche.
Sie hatte keine Angst vor ihnen. Nicht davor, dass sie verletzt werden könnte. Zumindest. Sie hatte keine Angst vor Männern. Und sie mochte Sex (wenn ihre Erinnerung sie nicht trog). Aber der Gedanke, einer Person, einem Mann zu sagen: „Ich werde mich dir jetzt öffnen, also kannst du mir nach Belieben wehtun“, das erschreckte sie. Schon, wenn sie darüber nachdachte, bekam sie eine trockene Kehle.
„Du bist so ein Angsthase“, sagte Jonas freundlich, der ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. „Würde es dich denn umbringen, wenn du einfach mal eine Beziehung ausprobierst?“
„Sagt der Typ, der ungefähr tausend Mal sitzen gelassen wurde, bevor er mit meiner Chefin zusammenkam.“
„Ja, und das war es alles wert, weil ich Barb gefunden habe, du Dumpfbacke!“
Fred sagte nichts. Zu grausam wäre es gewesen (selbst für sie), Jonas an all die Male zu erinnern, da er in die Kissen geheult hatte. Wie er sich eine Woche lang nicht gewaschen hatte, wenn er wieder mal verlassen worden war. Wie er sich mit Trans-Fettsäuren vollgestopft hatte, um über eine Trennung hinwegzukommen. Oder Socken getragen hatte, die nicht zu seiner Krawatte passten.
Sie erschauderte, als sie sich an diese schrecklichen Zeiten erinnerte.
Oh, sicher, jetzt gab es ja Dr. Barb in seinem Leben – und alles sah rosig aus. O ja, jetzt, im Nachhinein, waren all seine vergangenen Trennungen halb so wild gewesen.
Nein, sie würde ihn nicht an den Schmerz erinnern, den er sich jetzt schönredete. Aber sie hatte es auch nicht eilig, selber in eine solche Situation zu kommen.
Doch der Gedanke, dass sie möglicherweise nur zu feige war, ließ sie nicht los. Also schob sie ihn zur Seite.
„In der Zwischenzeit“, bohrte ihr Freund weiter, „hast du zwei tolle Typen, die sich beide Arme abbeißen würden – vielleicht auch gegenseitig –, wenn sie die Chance bekämen, dich glücklich zu machen, und dir fällt nichts Besseres ein, als auszuflippen.“
„So wird es wohl sein.“ Mürrisch legte Fred das Kinn in die Hände. „Ich flippe aus. Das ist alles, was ich kann. Das ist alles, was ich getan habe, seitdem ich hier angekommen bin. Und das verdammte Pelagial hat noch nicht einmal begonnen!“
„Nun, darüber kannst du dir Sorgen machen, wenn es so weit ist. Und wenn Tennian bei Thomas zudringlich wird, dann hau ihr eine rein.“
Sie grinste auf ihren Freund hinunter. „Das ist ja mal ein nützlicher Rat.“
20
Zu ihrem großen Ärger öffnete Jonas den Mund und starrte an ihr vorbei, während sie weiter auf das UWM, Thomas, Tennian, das Pelagial, ihre Mutter und ihre Periode, die nächste Woche fällig war, schimpfte.
„Oh, mein Gott, hilf mir, an meine heiße Freundin zu denken“, murmelte ihr Freund, und Fred wusste, ohne sich umzudrehen, wer da hinter ihr stand.
„Guten Abend, Fredrika. Jonas. Ich dachte, ich könnte vielleicht … wenn es dir nichts ausmacht, könnte ich … mit dir zu Abend essen?“
„Tennian, Jonas. Jonas, du erinnerst dich sicher an Tennian.“
Tennian, der heiße Feger, der mich offenbar verfolgt. „Klar. Wir würden uns freuen, wenn du mit uns essen würdest.“
Jonas war aufgesprungen und schüttelte der nackten Tennian die Hand.
„Schön, dich zu sehen. Ich habe viel Gutes über dich gehört“, erwiderte die Meerjungfrau artig.
„Ach
Weitere Kostenlose Bücher