Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Menschen, der zu viele banale Dinge zu erledigen und zu wenig helfende Hände zur Verfügung hat. »Also gut, in Gottes Namen«, sagte sie. »Dann kommen Sie eben rein. Aber beeilen Sie sich. Das ist wieder mal genau der richtige Zeitpunkt. Ich muss mich noch umziehen, und in zwanzig Minuten muss ich schon wieder los.«
Als er den Türriegel aufschnappen hörte, machte Yousef Qasim sich bereit. In dem Augenblick, in dem die Frau die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte und er beide Augen sehen konnte, stürmte er los.
Extreme Gewaltanwendung war in diesem Fall im Grunde genommen überflüssig, erwies sich aber doch als sehr nützlich. Tess Olsen stolperte mehrere Schritte nach hinten und landete dann auf dem Rücken. Dabei verlor sie ihre hochhackigen Pumps, und leuchtend rote Zehennägel und lange, knochige Füße kamen zum Vorschein.
Noch bevor der Schreck und die Überraschung so weit gewichen waren, dass sie hätte schreien können, hatte Qasim sich auf sie gestürzt und sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihren
Brustkorb gelegt. Das rechteckige Stück Paketband, das er sich an das Hosenbein geklebt hatte, landete schnell auf dem Mund der Frau. Er zog das Klebeband sehr stramm , um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte und dass es dumm von ihr wäre, sich zu wehren.
»Ich will dir nichts tun«, sagte er. Die erste von vielen Lügen.
Dann drehte er sie auf den Bauch, holte eine rote Hundeleine aus seiner Tasche und legte sie ihr um den Hals. Die Leine war ein entscheidender Teil des Plans. Sie bestand zwar nur aus billigem Nylongewebe, war aber trotzdem bei Weitem stabil genug.
Die Leine war ein Hinweis und zwar der erste von mehreren, die er hier für die Polizei und alle, die sonst noch Interesse entwickeln sollten, hinterlassen würde.
Die Frau war vielleicht vierzig Jahre alt, besaß blond gefärbte Haare und war nicht besonders stark, obwohl sie allem Anschein nach regelmäßig ins Fitnessstudio ging, um schlank zu bleiben.
Jetzt zeigte er ihr etwas. Ein Teppichmesser! Sieht sehr unangenehm aus. Überzeugend.
Ihre Augen weiteten sich.
»Steh auf, du feiges Stück«, sagte er, den Mund dicht an ihrem Ohr. »Oder ich schneide dir das Gesicht in Scheiben.« Er wusste, dass der weiche Tonfall eine bedrohlichere Wirkung hatte als alles Schreien. Auch die Tatsache, dass sein Englisch schlagartig besser geworden war, dürfte sie zusätzlich in Verwirrung und Angst stürzen.
Als sie aufstehen wollte, packte er sie überraschend und mit festem Griff an ihrem dürren Genick. Er ließ sie auf der Stelle erstarren - immer noch auf allen vieren.
»Das reicht schon, Mrs Olsen. Keine Bewegung, keinen Zentimeter
mehr. Ganz ruhig bleiben, ganz ruhig . Ich nehme jetzt das Teppichmesser.«
Ihr teures, schwarzes Kleid fiel zu Boden, als er es den Rücken entlang aufschnitt. Jetzt fing sie an unkontrolliert zu zittern und versuchte, trotz des Knebels zu schreien. Unbekleidet war sie hübscher - fest, irgendwie ganz attraktiv, wenn auch nicht für ihn.
»Keine Sorge. Ich mach’s nicht wie die Hunde. Jetzt gehen Sie vorwärts, auf allen vieren. Tun Sie, was ich sage! Das ist doch bestimmt nicht zu viel verlangt.«
Ihre Reaktion bestand lediglich in einem Stöhnen. Erst ein Absatztritt in den Hintern machte ihr klar, was jetzt von ihr erwartet wurde.
Dann fing sie endlich an zu krabbeln.
»Und, wie gefällt Ihnen das?«, wollte er wissen. » Spannung . Ist das nicht das, worüber Sie schreiben? Deshalb bin ich hier, müssen Sie wissen. Weil Sie in Ihren Büchern Verbrechen beschreiben. Schaffen Sie es, das hier aufzuklären?«
Langsam kamen sie durch die Küche und das Esszimmer und dann in ein weitläufiges Wohnzimmer. Eine ganze Wand bestand nur aus Büchern, viele davon ihre eigenen. Eine gläserne Schiebetür am hinteren Ende des Zimmers führte auf eine Terrasse hinaus, auf der schmucke Gartenmöbel und ein glänzender, schwarzer Grill standen.
»Meine Güte, so viele Bücher! Ich bin schwer beeindruckt. Das alles haben Sie geschrieben? Sogar ausländische Ausgaben! Übersetzen Sie die eigentlich selbst? Aber nein, natürlich nicht! Amerikaner sprechen ja nur Englisch.«
Qasim zog einmal heftig an der Leine, und Mrs Olsen kippte zur Seite.
»Sie rühren sich nicht von der Stelle. Liegenbleiben! Ich habe etwas zu erledigen. Hinweise zu platzieren. Sogar Sie
sind ein Hinweis, Mrs Tess Olsen. Sind Sie schon dahintergekommen? Haben Sie das Rätsel gelöst?«
Schnell hatte er das Wohnzimmer so hergerichtet,
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