Dead Souls: Horror (German Edition)
entlang, bis er die erste Tür erreichte, die einen Spalt offen stand, und beim nächsten Glockenschlag drückte er sie auf.
Hier in diesem Zimmer waren die Vorhänge schwarz und komplett zugezogen. Überhaupt kein Licht schien durch. Der lungernde Schlund der Dunkelheit lud ihn ein, kühl und begrüßend, was ein makelloses Milieu für den heiligen Anlass schaffte.
Er betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sein Blick war auf seine Frau Faith gerichtet, die nackt in ihrem eigenen Kreis kniete, Hände mit den Handflächen nach oben an die Hüfte gestemmt, Schweißperlen glänzten unter dem Licht der Kerzen, das von den geviertelten Pentagrammen aufstieg. Er bestaunte das Zimmer und lächelte, da er es bestmöglich für das Ritual vorbereitet vorfand: der Kreis, mit perfekter Umrandung gezeichnet und viele Gottesnamen eingeätzt, ihr persönliches Dreieck auf dem Boden daneben in die südliche Hemisphäre gelegt, seine Spitze zeigte nach Süden. Innerhalb des Dreiecks verlief an den Kanten eine Linie mit Hexagrammen wie Soldaten, in der Mitte glühte Sandelholz in einem Weihrauchgefäß, eine einzelne Kerze brannte daneben. Auf ihren Knien lag ein ledernes Pergament, auf dem sich das Siegel von Osiris befand, eingewickelt in schwarzer Seide. Daneben standen zwei kleine Kelche, in dem einen war Wasser, in dem anderen Salz, beide als Gaben für den Geist des Herrn.
Benjamin näherte sich dem Kreis. Faiths kristallblaue Augen starrten geradeaus, auf das Fenster mit den Vorhängen. Innerhalb der Mauern läuteten die Glocken. Unmittelbar darauf ertönte ein stumpfes Picken am Fenster, Faiths starrer Blick haftete daran, während ihre Lippen in einem stillen Gebet bebten. Benjamin zog den Vorhang auf und öffnete das Fenster einen Spalt.
Auf dem Fensterbrett lag eine einzelne schwarze Feder. Ein Geschenk von Osiris . Danke, mein Herr . Er holte die Feder herein, dann schloss er das Fenster. Er ging zu Faith zurück und kniete sich ihr gegenüber hin. Mit der Feder zwischen zwei Fingern öffnete er den Deckel des Weihrauchgefäßes und legte sie hinein. Ehemann und Ehefrau atmeten beide den scharfen Geruch ein, der entstand.
Er nahm ihre Hände und schloss seine Augen, sein Herz fing augenblicklich an, zu der ursprünglichen Vollkommenheit zu pochen, die das Ritual mit sich gebracht hatte. Er rief zu Osiris, seine Stimme eine einsilbige Abfolge: »Komm, du allmächtiger Herr Osiris, der unter den Göttern in der Astralebene existiert und der das Reich der Auferstehung und des ewigen Lebens leitet, ich beschwöre dich, Faith Conroy deinen Einfluss der spirituellen Wiedergeburt zu gewähren, damit sie deine Mächte für das Ziel des ewigen Lebens im Jenseits rein und in Ehren in Anspruch nehmen möge, mit höchster Ernsthaftigkeit und Hingabe.«
Nach der Aussprache des letzten Wortes des Banns läutete eine Glocke. Benjamin ergriff die Kerze, die an der äußersten Spitze von Faiths Dreieck stand, und ließ sie auf das Pergament mit dem Siegel von Osiris fallen. Es ging sofort in Flammen auf. Sie hielten ihre Hände über die Flamme und beide wiederholten laut: »Dir weihe ich das Wasser, um deinen Körper zu reinigen, und das Salz, um dein Blut zu füttern, oh unendlich mächtiger Osiris, in der Hoffnung, dass du dies als annehmbare Gabe für deine Freigebigkeit akzeptieren mögest.«
Sie lösten ihren Griff, Faith nahm den Kelch mit Salz und Benjamin den mit Wasser. Gleichzeitig gossen sie ihre Gaben in die Flamme und löschten sie. Benjamin öffnete die Augen und schaute seine Frau an, sie war nackt und glänzte in dem flackernden Zimmer mit passiver Grazie. Er zwang sich dazu, das breite Lächeln der Zufriedenheit zu unterdrücken, das versuchte, über seine Lippen zu kommen.
Bisher lief alles perfekt. Preiset den Herrn …
Eine Glocke läutete, sie kündete die nächste Stufe des Rituals an. Mit dem Zeigefinger verrieb er die nasse Asche zwischen ihnen, hielt ihn hoch, als würde er eine harmlose Verletzung zur Schau stellen, und nickte. Faith schloss die Augen und streckte ihre nackte Brust heraus.
Auf ihrem Brustbein, direkt über der Brust, befand sich eine Ansammlung von Narbengewebe, genau wie bei ihrem Ehemann. Benjamin drückte den Finger unten auf die Wunde. Langsam fuhr er die Form nach – eine Schleife nach oben, eine Kurve, und dann wieder nach unten, dabei ließ er eine Spur nasser Asche auf dem Rücken des rauen Fleisches zurück.
Er zog die Hand weg und bewunderte sein Werk.
»Osiris
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