Dead Souls: Horror (German Edition)
Verstorbenen angedeutet, werden Sie, Mr. John Petrie, den gesamten Nachlass erhalten, der mir als Vollstre-cker, abzüglich Anwaltskosten und Erbschaftssteuer, hinterlassen wurde. Der Wert des Erbes eines rechtmäßigen Grundstücks der Vereinigten Staaten von Amerika wird auf zwei Millionen Dollar geschätzt, was Ihnen direkt von mir gezahlt wird.
Ich fordere Sie auf, mich augenblicklich nach Erhalt dieses Briefes zu kontaktieren, damit wir alles arrangieren können, so dass Ihnen das Eigentum rechtmäßig zu Ihrer vollsten Zufriedenheit übertragen werden kann.
Versiegelt mit meinem Siegel und datiert am 25. August 2005
Andrew Judson, Rechtsanwalt
Johnny hatte unglaubliche Angst. Vor was, das konnte er nicht sagen. Er las den Brief noch einmal, und dann noch einmal, er spürte, wie Herz und Blut und Nerven in seinem Körper miteinander rangen. Er schloss die Augen und redete sich ein, sich zu beruhigen, dass es überhaupt nichts gab, wovor er sich fürchten musste. Von einem Straßenräuber verfolgt werden, oder von einem Schulhofschläger verprügelt werden, davor musste man sich fürchten. Nicht davor, einen Brief von einem gesichtslosen Anwalt zu bekommen, der einem sagte, dass ein schicksalhafter Reichtum auf ihn wartete. Wirklich, sogar Jesus würde zustimmen, dass es sich um eine gute Sache handelte.
Benjamin Conroy …
Aber er hatte Angst. Angst vor seiner Mutter, und davor, wie sie auf den Glück versprechenden Brief reagieren würde, wie sie ihn kränken würde, schreien würde. Das ist ein Brief des Teufels. Er spielt dir einen Streich! Verbrenn ihn, Johnny! Verbrenn ihn, damit du vor der Ewigkeit im Höllenfeuer gerettet werden kannst! Dann würde sie ihm den Brief aus den Händen reißen und ihn zusammenknüllen, aber sie würde ihn auch heimlich in die Tasche ihres Hausanzugs stecken, aus der sie ihn später herausholen und versuchen könnte, herauszufinden, worum es bei dem ganzen Mysterium ging. Und nachdem sie den Unsinn über Johnny, dass er ein Erbe erhalten sollte, schließlich gelesen hatte … na ja, dann würde sie aus ihrem Schlafzimmer gestürmt kommen, ihr Anzug wie eine Flagge im Wind hinter ihr herfliegend, den Brief in ihre klauenartige Hand nehmen und ihn auslachen, weil er gedacht hatte, dass es mehr wäre als nur nutzlose Werbung. Du weißt schon, eine Masche, um die dürftigen Ersparnisse von hart arbeitenden Christen zu erschwindeln. Ein unmoralischer Versuch, die »guten Leute« davon zu überzeugen, dass sich die Rotation der Erde, falls sie keine Spende für die »Rettung ihres Glücks« machen, verdoppeln und alles und jeden auf dem Planeten in die dunkelsten Ecken des Sonnensystems schleudern würde , später würde sie noch hinzufügen, dass diese verdammten Kakerlaken immer einen Weg zum Überleben finden würden.
Nein, er konnte nicht zulassen, dass sie ihn las. Das wäre, als gäbe man ein Baseballspiel auf, ohne sich der Herausforderung zu stellen.
Unten sang Jimi Hendrix über ein Mädchen namens Mary, und wie der Wind ihren Namen rief. Johnny las den Brief erneut, er wusste, dass er nicht zulassen konnte, Angst zu haben, kein bisschen – nicht vor dem Brief, nicht vor Mary oder Ed Petrie, nicht vor Maßnahmen oder Handlungen, die vor ihm lagen, welche das auch immer sein mochten. Es gab nur zwei Möglichkeiten; eine schnelle Rückkehr in die unscheinbare Routine, die sein Leben ausmachte, oder ein revolutionierender Ausblick auf das Glück und das sich daraus ergebende Leben, das folgte. Unabhängig vom Ergebnis wusste er jedoch, dass er stark und zuversichtlich und erwachsenen sein musste, wie der 18-Jährige, der er war. Erneut sagte er sich, dass der Brief sich nur als ein Stück Müll herausstellen könnte, ein Schrottfetzen für den Abfall. Falls doch, dann würde er die Fähigkeit benötigen, die letzten zehn Minuten seines Lebens als nichts, als einen vorübergehenden Entwurf nutzloser Information abzutun.
Doch sollte er sich als authentisch herausstellen …
Dennoch blieb er skeptisch. Wie konnte dieser Brief echt sein? Obwohl er manches der Anwaltssprache nicht verstand, stand da deutlich, dass er, Johnny Petrie ein direkter Erbe war. Das würde ihn zu einem Familienmitglied machen, oder zumindest zu einem engen Freund oder Verwandten dieser Person, von der er noch nie gehört hatte.
Wer war also Benjamin Conroy, und warum hinterließ er ihm wahrscheinlich sein Vermögen? Darüber musste er nicht sehr lange nachdenken: Er hatte noch nie in seinem
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