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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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»Entschuldige.«
      »Ich kann es nicht fassen, daß du den Wagen noch immer hast.« Sie stand so dicht vor ihm, daß er die dunklen Punkte in der Iris ihrer Augen erkennen konnte. »Ich habe ihn immer gehaßt. Das weißt du.«
      »Ja, ich weiß. Hier ist dein Schirm«, sagte er, die Hand am Verschluß.
      »Du sagst Bescheid, wenn du was gefunden hast, ja?« Sie berührte seinen Arm. »Und Duncan ... Das war nicht der einzige Grund für meinen Anruf. Ich war dir was schuldig. Es nagt schon seit langem an mir.«
      »Schon in Ordnung.« Er lächelte. »Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden - und manchmal kommt auch noch ein bißchen Weisheit dazu. Wir mußten beide erst noch erwachsen werden.« Er legte seine Wange an ihre. Es war ein kurzer Augenblick der Berührung von feuchter Haut an feuchter Haut, dann wandte er sich ab.
      Als er aus der Auffahrt fuhr, warf er einen Blick zurück. Sie stand noch immer bewegungslos hinter einem Vorhang aus Regen und sah ihm nach.
     
    »Du hast was versprochen?« Gemma drehte sich um und hob einen Finger voller Spülschaum, um eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Sie und Toby hatten sich gerade zum Abendessen gesetzt, als Kincaid eintraf. Er hatte Toby auf den Schoß genommen und mit den entsprechenden Flugzeuggeräuschen Karotten in den Mund des Jungen geschoben, selbst jedoch kaum einen Bissen angerührt, nicht einmal die warmen Fleischpasteten, die Gemmas Mutter ihr aus der Bäckerei mitgegeben hatte. Er hatte nichts über den Verlauf seines Tages erzählt, bis Gemma gefragt hatte. Und sein Bericht über das Treffen mit Vic war mehr als mager ausgefallen.
      »Ich habe nur versprochen, einen alten Bekannten bei der Polizei von Cambridge anzurufen und zu fragen, ob ich mir die alte Akte ansehen kann«, antwortete er jetzt. Das klang selbst in seinen Ohren gewollt beiläufig.
      Gemma löste den Stöpsel im Spülbecken ihrer winzigen Küche und trocknete die Hände ab, bevor sie sich umdrehte. Von dort, wo sie stand, konnte sie Toby in der ehemaligen Abstellkammer sehen, die als sein Schlafzimmer diente. Toby kramte in einem Korb nach seinem Lieblingsbilderbuch, das Kincaid versprochen hatte, ihm vorzulesen. »Warum?« fragte sie und versuchte so leise zu sprechen, daß Toby sie nicht hörte. »Warum solltest du freiwillig etwas für sie tun? Diese Frau hat dich ohne ein einziges Wort sitzenlassen, ohne einen Brief, hat einen anderen geheiratet, kaum daß die Tinte auf der Scheidungsurkunde getrocknet war. Und zwölf Jahre später taucht sie wieder auf und verlangt, daß du ihr einen Gefallen tust? Was denkst du dir eigentlich?«
      Kincaid saß auf dem Boden, wo er und Toby mit Bauklötzen gespielt hatten. Jetzt stand er auf und sah auf sie herab. »So ist das nicht ... so war das überhaupt nicht. Du kennst sie nicht. Vic ist sehr verschlossen, und im Augenblick macht sie eine harte Zeit durch. Was du eigentlich am besten verstehen müßtest. Was soll ich deiner Ansicht nach denn tun?«
      Die Spitze hatte gesessen. Aber sie erkannte an seinem Ton, daß sie sich auf verbotenes Gelände gewagt hatte. Also lächelte sie und versuchte, die Sache herunterzuspielen. »Sie in die Wüste schicken, vermutlich. Oder dorthin, wohin Ex-Frauen gehören, damit sie einen in Ruhe lassen.«
      »Sei nicht blöd, Gemma«, erwiderte er ernst. »Ich rufe morgen Alec Byrne in Cambridge an und frage, ob ich ganz inoffiziell mal einen Blick in Lydia Brookes Akte werfen kann. Dann zerstreue ich Vics Bedenken, und die liebe Seele hat Ruh. Ist doch blödsinnig, deswegen zu streiten, oder?«
      »Ich hab’s gefunden, Mammi!« quietschte Toby und kam mit einem Buch in der Hand ins Wohnzimmer. »Alfis Stiefel!« Er zupfte Duncan an der Hose. »Lies es mir vor, Duncan. Du hast’s versprochen.«
      »Es heißt Alfis Füße, mein Herz«, verbesserte Gemma ihn. Toby liebte das Buch über alles und wollte es ständig vorgelesen bekommen. Gemma kannte die Geschichte inzwischen auswendig. Sie kniete nieder und nahm ihm das Buch ab. »Ich sag dir was, Liebling. Warum gehst du nicht in dein Zimmer und suchst auch noch das andere Buch von Alfi. Dann lese ich dir beide vor dem Schlafengehen vor.« Sie gab ihm einen aufmunternden Klaps, stand auf und wandte sich erneut an Duncan. »Ich streite nicht«, sagte sie. »Du bist nur so verbohrt.«
      »Gemma, es ist die Sache nicht wert«, entgegnete Kincaid und lehnte sich gegen die Kante des halbrunden Tischs, der in der winzigen

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