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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Wohnung als Eß- und Arbeitsplatz diente. »Du regst dich doch auch nicht auf, wenn ich so was für andere tue.«
      »Sei nicht so verdammt blasiert«, zischte Gemma. »Für jemand anderen würdest du’s doch ohnehin nicht tun!«
      Ein Schatten glitt vor den vorhanglosen Fenstern vorbei. Einen Augenblick später klopfte es an der Tür. Gemma holte Luft und rieb sich die geröteten Wangen.
      »Erwartest du Besuch?« fragte Kincaid, der mit verschränkten Armen an der Tischkante lehnte und aufreizend lässig wirkte.
      »Muß Hazel sein.«
      Gemma warf ihm einen wütenden Blick zu, ging durchs Zimmer zur Tür und schob den Riegel beiseite. Als Gemma sich von ihrem Ex-Mann getrennt und das gemeinsame Haus aufgegeben hatte, um in die Garagenwohnung in Islington zu ziehen, hatte sie in ihrer Vermieterin Hazel Cavendish ganz unerwartet eine Freundin und Toby eine Verbündete in deren Tochter Holly gefunden.
      »Hallo, Schätzchen«, begrüßte Hazel Gemma mit einer Umarmung und hielt mit einer Hand eine Videokassette hoch, während sie mit der anderen Kincaid zuwinkte. »Hallo, Duncan. Wir haben noch mal den König der Löwen ausgeliehen, und ich dachte, Toby möchte ihn vielleicht mit uns ansehen, bevor wir die Gören ins Bett verfrachten. Und wenn die Kids vor dem Fernseher auf dem Sofa einschlafen, dann lassen wir sie einfach schlafen.« Sie warf Gemma und Duncan einen Verschwörerblick zu.
      »Du bist ein Schatz, Hazel«, murmelte Gemma und versuchte, Haltung zu bewahren.
      »Reiner Egoismus. Du bist den ganzen Tag mit Toby fort gewesen, und Holly löchert mich schon dauernd, daß sie herüberkommen will. Ich kann ihr Gejammere keine Sekunde länger ertragen. Erlöse mich!« Hazel ging durchs Zimmer zu Kincaid und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Mmm, du riechst gut. Und das Hemd ist auch hübsch«, fügte sie hinzu und rieb das Material zwischen Daumen und Zeigefinger.
      »Danke, Hazel. Das ist das Netteste, das heute jemand zu mir gesagt hat.«
      Es war Gemmas Lieblingshemd, ein dunkelblaues Fein-cordhemd, das Kincaids graublaue Augen tiefblau leuchten ließ. Die Erkenntnis, daß er es für den Besuch bei Vic getragen hatte, brachte Gemma erneut in Rage.
      »Tante Hazel!« Toby stürmte ins Zimmer und umklammerte Hazels Bein wie ein Ertrinkender. »Dürfen wir wirklich König der Löwen sehen?« Er gab Töne von sich, die wie das Gebrüll eines Löwen klingen sollten, und schlich dann in der drohenden Haltung des Königs der Savanne um sie herum.
      »Ich schätze schon«, sagte Gemma und gab nach. »Sonst hätten wir keine ruhige Minute mehr.« Sie fuhr ihm durch sein blondes Haar.
      »Du auch, Mammi! Du sollst es mit angucken!« forderte er.
      »Nein, Liebling. Ich ...«
      »Tu’s ruhig, Gemma«, unterbrach Kincaid sie. »Ich muß sowieso gehen. Es war ein langer Tag, und morgen haben wir früh Dienst.« Er griff nach seinem Jackett, gab Gemma einen flüchtigen Kuß, der ihren Mundwinkel gerade eben verfehlte, kauerte dann nieder und hielt Toby die flache Hand hin, damit dieser einschlagen konnte. »Auf bald, Kumpel!« An der Tür drehte er sich um. »Tschüs, Hazel. Gemma, wir sehen uns morgen im Yard.« Er lächelte sie an und ging hinaus.
      Gemma und Hazel starrten sich an, während das Echo der zuschlagenden Tür verhallte, dann hörten sie das ferne Aufheulen des Sportwagenmotors.
      »Gemma, meine Liebe, habe ich was falsch gemacht?« fragte Hazel stirnrunzelnd. »Habe ich irgendwie gestört?«
      Gemma schüttelte wortlos den Kopf und stieß dann gepreßt hervor: »Was bildet der sich eigentlich ...« Sie verstummte.
      Hazel erfaßte die Situation sofort. »Zeit, daß wir beiden Frauen uns mal unterhalten«, entschied sie. »Ich bin dafür, wir wechseln den Schauplatz. Was meinst du, Gemma?« Sie nahm Gemmas Nicken als Zustimmung und drängte sie und Toby aus der Tür.
      Die umgebaute Wohnung in der ehemaligen Garage lag rechtwinklig zur viktorianischen Villa der Cavendishs hinter dem Garten und etwas unterhalb des Gartenniveaus. Gemma schloß ihre gelbe Wohnungstür ab und ging hinter Hazel die Treppe hinauf, die vom Garagenhof zum Haus führte. Sie traten durch das Eisentor und tasteten sich im Dunkeln den Plattenweg entlang. Toby lief sicher wie eine Katze voraus. Die Fenster der Garagenwohnung lagen jetzt auf der Höhe von Gemmas Kies. Sie sah hinunter durch die halb geöffneten Jalousien. Leer und licht wirkte die Wohnung in ihrer

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