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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihr zu kommen. Als er später vor ihrem Haus eintraf, brannte über der Haustür kein Licht. Auf sein Klingeln rührte sich nichts. Er hat die Klinke runtergedrückt und festgestellt, daß die Tür nicht abgeschlossen war. Weißt du, ob je jemand rausgefunden hat, warum die Außenbeleuchtung nicht eingeschaltet gewesen ist?«
      Byrne musterte Kincaid stirnrunzelnd. »Ich ahne, worauf du hinauswillst, und ich finde, ich habe meine Neugier lange genug im Zaum gehalten. Weshalb interessierst du dich für einen absolut eindeutigen Fall, der seit fast fünf Jahren abgeschlossen ist? Bist du der Ansicht, daß wir schlechte Arbeit geleistet haben, oder was?«
      »Blödsinn, Alec! Du weißt genau, daß ich nie auf diese Idee käme. Also spiel jetzt nicht den gekränkten Provinzler. Außerdem war’s nicht dein Fall. Du bist damals der Neue im Team gewesen. Wär’s nicht einfach möglich, daß der gute alte Bill sich zu diesem Zeitpunkt schon mehr für Reiseprospekte als für die lästige Kleinarbeit bei einem Fall interessiert hat, der ihm praktisch fix und fertig auf dem Tablett serviert worden war?« Byrne schien vorübergehend nur darauf konzentriert, seinen Bierkrug exakt in der Mitte des Bierdeckels zu placieren. Dann sah er Kincaid an. »Mal angenommen, du hast recht - und das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich -, weshalb steckst du deine Nase in diese Angelegenheit?«
      Jetzt war es Kincaid, der zögerte. Er zeichnete Kreise in die feuchten Abdrücke auf der Tischplatte. Schließlich antwortete er: »Es ist eine persönliche Angelegenheit.« Als Byrne nur erwartungsvoll die Augenbrauen hochzog, fuhr Kincaid fort: »Meine Ex-Frau - Victoria McClellan - arbeitet an einer Biographie über die Brooke. Sie ist am All Saints’ College Mitglied des Lehrkörpers und Dozentin an der Universität«, fügte er so hastig hinzu, als habe Byrne genaue Auskunft gefordert.
      »Verstehe«, sagte Byrne gedehnt. »Sie hat dich gebeten, die Einzelheiten rauszufinden, damit sie sie in ihrem Buch verwenden kann. Findest du das in Ordnung?«
      Kincaid entging die versteckte Maßregelung nicht. Er hatte Mühe, seinen Ärger zu verbergen. »Das trifft es überhaupt nicht. Erstens fände ich so was nicht in Ordnung, und zweitens ist der Skandalwert der Informationen das letzte, das Vic interessiert. Und sie neigt nicht zu übersteigerter Phantasie. Aber sie ist eine hervorragende Kennerin von Lydia Brooke und deren Werk. Und als solche glaubt sie nicht, daß die Brooke Selbstmord begangen hat.«
      »Mord?« Byrne lachte. »Erzähl das mal meinem Chef! Aber ich will unbedingt dabeisein, wenn sein Gesicht so herrlich blaulila anläuft.« Er bedachte Kincaid mit einem mitleidigen Blick. »Duncan, das kann ich dir gleich sagen: Du hast keine Chance, ihn dazu zu bringen, den Fall wieder aufzurollen. Es sei denn, du kannst ihm neue, absolut eindeutige Beweise oder ein Geständnis servieren.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Und ich schätze, deine Chancen in diesem Punkt sind gleich Null.«
     
    Kincaid stand vor dem Polizeipräsidium und beobachtete die Eichhörnchen, die sich über die grüne Rasenfläche von Parker’s Piece jagten. Zwei junge Männer spielten Frisbee mit einem Hundemischling, und eine Frau schob auf dem Weg einen Kinderwagen.
      Widerwillig zog Kincaid sein Handy aus der Brusttasche und wählte Vics Nummer. Er wollte es am besten gleich hinter sich bringen, mit ihr sprechen, während er in Cambridge war, und ihr sagen, daß er getan hatte, was er konnte. Alec Byrne hatte recht: Ein paar ungelöste Fragen würden kaum das Interesse des Chefs der örtlichen Polizei an einem Fall erregen, den man lieber auf sich beruhen ließ.
      Während er auf das ferne Rufzeichen horchte, schob sich eine Wolke vor die Sonne und löschte für einen Augenblick die langen nachmittäglichen Schatten. Er hörte ein Klicken, dann Vics Stimme, und diese klang so unmittelbar und natürlich, daß er einen Moment brauchte, um zu merken, daß sich ihr Anrufbeantworter eingeschaltet hatte. Beim Piepton zögerte er kurz, dann legte er auf, ohne eine Nachricht hinterlassen zu haben. Er warf einen Blick auf die Uhr, bevor er erneut sein Notizbuch zückte. Vielleicht konnte er sie noch im College erreichen. Dann mußte er feststellen, daß er die Telefonnummer nicht hatte. Als er aufsah, entdeckte er ein Taxi, das um die Ecke bog. Wenn er sich beeilte, traf er sie dort vielleicht noch persönlich an.
      Das schwarze Taxi

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