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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zischte: »Du machst jetzt, was ich will, Bursche. Ich habe sie heute morgen Weggehen sehen... ich weiß, was ihr treibt...«
      Die Tür ging auf. Lewis drehte sich mit aller Kraft um, doch er konnte sich nicht aus Freddies Umklammerung befreien,
      Im Türrahmen stand William.
      Und Freddie lächelte. »Du weißt darüber Bescheid, stimmt’s, William? Du hast es auf der Schule gelernt. Und wenn du weißt, was für dich gut ist... und für dein kleines Anliegen, dann verduftest du, und zwar ein bißchen plötzlich.«
      William stand wie erstarrt da. Sein Gesicht war leichenblaß vor Schreck. Er hatte die Hand erhoben, seine Lippen öffneten sich in stummem Protest.
      Dann traf sein Blick Lewis ... und er wandte sich ab. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß.
     
    Gordon stand vor der Telefonzelle an der Mudchute Station und starrte auf die angeschmutzte Visitenkarte, die er in seiner Hosentasche gefunden hatte. Gemma hatte sie ihm bei ihrem ersten Besuch in seiner Wohnung gegeben - was nicht Tage, sondern eine Ewigkeit zurückzuliegen schien -, und sie hatte ihre Handynummer auf die Rückseite gekritzelt.
      Er hatte der Polizei bereits genügend belastende Informationen gegen seinen Vater geliefert... machte er alles nur noch schlimmer, wenn er sie jetzt anrief? Als er sich jedoch abwandte, sah er erneut Lewis’ Gesicht vor sich, wie er im Wagen davongerast war, und ein seltsam hohles Gefühl in der Magengrube trieb ihn in die Telefonzelle zurück.
      Als sich Gemma meldete, begann er ohne Umschweife: »Lewis hat Annabelle nicht umgebracht.«
      »Gordon?«
      »Ich habe die ganze Zeit angenommen, daß er sie getötet hat, und er dachte dasselbe von mir. Als ihm klar wurde, daß ich’s nicht war, hat er gesagt - es macht alles keinen Sinn -«
      »Weiter«, drängte Gemma mit angespannter Stimme.
      »Er hat gesagt ...« Gordon hielt inne und versuchte, sich an die exakten Worte zu erinnern. »Er hat gesagt, er hätte es wissen müssen ... und dann ... daß er ihn nicht wieder davonkommen lassen dürfe. Dann ist er losgefahren ... Er hat ausgesehen ... Ich habe Angst, daß er eine schreckliche Dummheit begeht...«
      »Gordon?«
      Er antwortete nicht. Wie aus heiterem Himmel fügte sich das Bild in einer Weise zusammen, wie er es nie für möglich gehalten hatte, und Wut erfaßte ihn mit einer Heftigkeit, daß er zitterte.
      »Gordon?«
      In wenigen Minuten war er vor seiner Wohnung, nahm drei Stufen auf einmal, und schreckte einen wütend kläffenden Sam auf, als er ins Zimmer stürmte. »Wird alles gut, mein Junge«, sagte er automatisch. Aber er wußte, daß nichts gut wurde, solange er die Dinge nicht selbst in die Hand nahm.
      Dann sank er auf die Knie, tastete unter dem Bett, bis seine Finger die polierte Holzoberfläche des Kästchens berührten, das dort verborgen war. Ein Geschenk seines Vaters zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag, eines der wenigen Besitztümer, die er immer und überallhin mitgenommen hatte. Er holte es heraus und öffnete den Verschluß.
      »Ist ein verdammt antikes Stück«, murmelte er zu Sam gewandt. Ein sentimentales Erinnerungsstück ... und er hatte nie im Traum daran gedacht, jemanden damit zu erschießen. Aber die Webley Mark IV seines Vaters ruhte wie ein Schmuckstück sauber und geölt in ihrem roten Samtfutteral, und daneben lag eine ungeöffnete Schachtel mit 9-mm-Patronen.
     
    Kincaid war in gemächlichem Tempo von Surrey zurückgefahren und dachte über Irene Burne-Jones und das nach, was sie ihm erzählt hatte. Er bezweifelte, daß Irene je wieder jemanden so geliebt hatte, wie sie Lewis Finch geliebt hatte, und er hatte nicht den Mut besessen, ihr zu sagen, daß Lewis Finch möglicherweise der Mörder von Annabelle Hammond war.
      Nachdem er jetzt einen guten Teil von Lewis Finchs Lebensgeschichte kannte, versuchte er sich vorzustellen, ob die Zurückweisung, die Lewis an jenem Abend von Annabelle erfahren hatte, ihn in tiefe Verzweiflung gestürzt und zum Mord getrieben haben könnte. Zum ersten Mal jedoch kamen ihm ernsthafte Zweifel. Allerdings verstand er noch immer nicht, weshalb Lewis Finch so wild entschlossen war, William Hammond sein Familienerbe abspenstig zu machen.
      Er brütete über dieser Frage, als er in den Parkplatz des Limehouse-Reviers einbog und Gemma aus der Tür kommen sah. Sie trug ein schwarzes, ärmelloses Kleid, das ihr gerade bis zu den Knien reichte, doch seine Freude über das Wiedersehen

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