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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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die zufallende Wagentür seine Fingerspitzen. »Dad!«
      Aber Lewis fuhr bereits rückwärts aus dem Parkplatz, und die durchdrehenden Reifen spritzten Kies in Gordons Gesicht, während der Wagen davonraste.
     
     

* 15
     
    Gewerkschaften und Bürgerinitiativen, die diesen Niedergang verhindern wollten, wurden in den achtziger Jahren zu Bewegungen, die für eine Neuentwicklung der Gegend in Übereinstimmung mit den Wünschen der örtlichen Bevölkerung eintraten, um Investoren anzuziehen, die mehr Arbeitsplätze schaffen, die Infrastruktur, die Schulen und die Gesundheitsversorgung verbessern sollten. Neben diesen Zielen war man jedoch bemüht, die Traditionen der dort ansässigen Gemeinschaft zu erhalten und zu pflegen.
     
      Eve Hostettler, aus: Erinnerungen an eine Kindheit
     
    »Ein bißchen Regen könnte nicht schaden, altes Mädchen«, sagte George Brent. Er kniete vor dem Gemüsebeet in seinem Hintergarten. Sheba saß neben ihm und beobachtete ihn, als könne er jeden Moment eine Leckerei zutage fördern. »Die Kürbisse werden bei dieser Hitze so zäh wie ich.«
      Sheba hob ihre glänzende schwarze Schnauze, schnupperte, und George richtete sich etwas auf und zog ebenfalls die Luft durch die Nase ein. Sein Geruchssinn war auch nicht mehr das, was er gewesen war, aber den Regen konnte er riechen, und der Himmel im Westen sah nach Gewitter aus. »Mein Rheuma meldet sich wieder ... ist ein gutes Zeichen«, fügte er hinzu, stand auf und bewegte die steifen Gelenke. »Vielleicht sollten wir die reifen Tomaten noch ernten. Nur für den Fall der Fälle.« Er war stolz auf seine Tomaten ... er pflanzte sie im Frühjahr, im Kasten auf dem Küchenfensterbrett, und brüstete sich damit vor den Nachbarn, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Er griff nach dem Korb im Gras und beugte sich über das Tomatenbeet, als er einen Pfiff und Rufe vom Haus her hörte.
      »Dad? Was machst du denn da draußen im Garten, du eigensinniger alter Ziegenbock! Ein Gewitter ist im Anzug!«
      »He, Junge! Komm und hilf mir!« rief George und strahlte beim Anblick seines einzigen Sohnes, der zwei Wochen mit seinem Schiff von der Handelsmarine unterwegs gewesen war.
      Obwohl groß und gutmütig, mit dunklen Locken und beginnenden Geheimratsecken, war George Brent jr. nie anders gerufen worden als Georgie. Er kam mit langen Schritten über den Rasen, schlug seinem Vater auf die Schulter und nahm ihm den Korb aus der Hand. »Ah, mit den Würsten, die ich zum Abendessen mitgebracht habe, wird das ein Festessen. Ich habe schon Teewasser aufgestellt.«
      »Braver Junge.«
      Als sie sich an den kleinen, wachstuchgedeckten Tisch mit Würstchen, geröstetem Brot, Tomaten und heißem Tee gesetzt hatten, erzählte George seinem Sohn von den Ereignissen, die sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatten. Mittlerweile konnte er über die Entdeckung der Leiche reden, ohne einen Kloß im Hals zu verspüren, und mit jedem Mal wurde die rothaarige junge Frau noch schöner. »Wie ein Engel hat sie ausgesehen«, sagte er jetzt, wischte die Tomatenreste mit dem Brot auf und dachte schuldbewußt an Lewis Finch. Er konnte sich nicht ganz überwinden, Georgie zu erzählen, was er Janice Coppin gestanden hatte.
      Ein Donnerschlag ließ das Kochgeschirr in den Regalen klappern, und Sheba jaulte auf. »Das wird ein Mordsgewitter«, bemerkte George. Als er jedoch Tee nachschenkte, wünschte er, er könnte sich besser an die Szene erinnern, die ihn nicht losließ. Da war ein Gesicht, das er zur falschen Zeit am falschen Ort gesehen hatte und dem er keinen Namen zuordnen konnte. Er gab auf, schüttelte angewidert den Kopf und fing an, seinem Sohn zu erklären, daß diese Janice vielleicht doch kein solches Luder sei, wie sie gedacht hatten.
     
    Als Regentropfen gegen die Windschutzscheibe platschten, schaltete Lewis die Scheibenwischer ein und knipste die Scheinwerfer an. Er fuhr instinktiv in Richtung Süden, gefangen in den Erinnerungen, die er so lange unterdrückt hatte. Er hatte geglaubt, sie seien sein Eigentum, er könnte das Wissen um die Vergangenheit nutzen, um seinen Haß zu nähren, ohne selbst daran zu verbrennen. Doch er hatte sich geirrt, soviel war ihm jetzt klar. Und zu spät kam die Erkenntnis, daß Annabelle ihn an Irene erinnert hatte ...
      Irene war in jener Nacht zu ihm gekommen, in sein Zimmer über dem Stall.
      »Lewis«, hatte sie geflüstert, sich auf die Bettkante gesetzt und ihn an der Schulter

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