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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einfach so weg. Und wer hätte gedacht, daß Nathan völlig durchdreht, als er von ihrem Tod erfährt? Hat versucht, ihre Haustür einzuschlagen. Die Nachbarn mußten ihn gewaltsam davon abhalten. Sie haben Dr. Warren geholt, damit er seine Hand verbindet.«
      »Was Sie nicht sagen?« Kincaid zeigte das angemessene Erstaunen. »Kennen Sie Mr. Winter schon lange?«
      »Seit unserer Schulzeit. Er lebt jetzt im Haus seiner Eltern. Sie sind vor ein paar Jahren gestorben. Nathan ist aus Cambridge zurückgekehrt und hat’s renoviert. Seine Frau war gestorben. Schätze, es hat ihn abgelenkt.«
      Typisch Dörfler, dachte Kincaid. Er bezeichnete eine weniger als drei Kilometer entfernt liegende Stadt als einen Ort, aus dem man >zurückkehren< konnte.
      »Armer Mann«, fügte der Barkeeper mitfühlend hinzu. »Hatte genug Kummer im Leben. Und wir dachten, daß er und Dr. McClellan nur entfernte Bekannte waren. Da sieht man wieder, wie wenig man die Leute kennt, was?«
      Kincaid bedankte sich und ging, bevor er selbst zum Ziel der dörflichen Neugier werden konnte. Neugierige Nachbarn waren ein großer Segen, dachte er, als er in die Sonne hinaustrat. Das Schwätzchen war das Hühnchen mit Pommes frites wert gewesen.
      Kincaid ließ den Wagen auf dem Parkplatz des Gasthofs stehen und ging, in Gedanken versunken, die Straße hinauf. War Vic in Nathan Winter verliebt gewesen? Und wenn, was war so überraschend daran, daß sie es ihm nicht gesagt hatte? Er hatte keinen Anspruch mehr auf ihr Privatleben gehabt, und zu diesem Stich von Eifersucht, der ihn durchfuhr, hatte er wahrhaftig keinen Grund. Doch was immer daran wahr war, es bedeutete, daß Vics Beziehung zu Winter wesentlich komplizierter gewesen war, als er geahnt hatte.
      Er fand das Cottage ohne Probleme. Mit seinem gepflegten Äußeren war es nicht zu übersehen, ebensowenig wie der meisterhaft angelegte Garten. Zu beiden Seiten der Eingangstür blühten Tulpen in den Beeten ... hoch, elegant und blaßrosa vor den weißen Hauswänden, davor kürzere, peonienblütige in dunklerem Rosarot und dazwischen das tiefe Blau von Vergißmeinnicht. Kincaid bückte sich, pflückte eine der blauen Blüten, steckte sie in die Tasche und klingelte.
      Der Mann, der die Tür öffnete, trug den steifen weißen Kragen des Geistlichen und hielt einen Strauß Kräuter in der Hand. Er war groß und hager, hatte lockiges graumeliertes Haar und trug eine Brille, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war. Er lächelte Kincaid freundlich an. »Hallo? Was kann ich für Sie tun?«
      Kincaid verbarg seine Überraschung. »Hm, ich wollte eigentlich zu Nathan Winter.«
      »Ich glaube, Nathan kann jetzt keine Besucher empfangen. Darf ich ihm was ...«
      »Wer zum Teufel ist da, Adam?« drang eine sonore Stimme aus der Tiefe des Hauses zu ihnen.
      »Ich bin Duncan Kincaid. Vic McClellans Ex-Mann.«
      Die Augen seines Gegenübers wurden groß. »Oh! Dann kommen Sie lieber rein.« Er trat zurück. »Ich bin übrigens Adam Lamb.«
      Das also ist Adam, dachte Kincaid. Er war froh, daß er wenigstens einen Teil von Vics Manuskript gelesen hatte.
      Adam führte ihn den Korridor entlang. »Nathan ist in keiner guten Verfassung«, erklärte der Geistliche ruhig. »Sie wissen nicht ...« Er hielt mit einem Seitenblick auf Kincaid inne. »Ich nehme an, für Sie ist das auch nicht einfach.«
      Sie erreichten eine Tür. Adam ging voraus in einen großen Raum auf der Rückseite des Hauses. »Wir sind heute morgen im Garten gewesen«, bemerkte er. »Wir wollten gerade was essen.«
      Kincaid erkannte flüchtig ein Wohnzimmer zu seiner Rechten, das in maskulinen, gemütlichen Rottönen gehalten war. Dahinter führte eine Glastür in den Garten. Dann sah er den Mann, der links an einem Tisch in einer Küchenecke saß. Sein schlohweißes Haar stand in erstaunlichem Kontrast zu seiner glatten, gebräunten Haut und den dunklen Augen. Als er aufstand, wirkte er muskulös und durchtrainiert. In gesundem Zustand, überlegte Kincaid, mußte er eine sehr männliche Vitalität ausstrahlen. Kein Wunder, daß Vic sich angezogen gefühlt hatte.
      »Nathan«, sagte Adam in diesem Moment. »Das ist Duncan Kincaid. Vics Ex-Mann.«
      Kincaid sah bei seinem Namen Erkennen in Nathans Augen aufblitzen. Vic hatte also von ihm gesprochen. Der Gedanke war ihm eine kleine Genugtuung.
      Sie starrten sich einen Augenblick an, bevor Nathan mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam. Im

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