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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ich erwarte mir nicht viel davon.«
      Kincaid hatte es kommen sehen. Fälle wie dieser zogen die Schaulustigen an wie der Leim die Fliegen. »Hm«, murmelte er nichtssagend. »Und im Haus?«
      »Nichts von Interesse - bis jetzt. Sieht so aus, als sei Dr. McClellan im Begriff gewesen, sich eine Tasse Tee zu kochen, als sie ... ohnmächtig geworden ist. Der Doktor meint, sie habe vielleicht leichte Kopfschmerzen verspürt, oder Übelkeit. Wäre sie nicht allein gewesen, hätte man sie vermutlich retten können.«
      Kincaid schloß für einen Moment die Augen. Großer Gott, laßt das bloß Kit nicht hören. Das Kind trug schon genug Schuldgefühle mit sich herum. »Was ist mit der Todeszeit?« wollte er wissen. »Kann die Pathologie da Genaueres sagen?«
      Byrne lächelte. »Da legt sich die Pathologie nur ungern fest. Vic McClellans Sohn hat behauptet, sie habe vermutlich noch geatmet, als er sie um fünf Uhr gefunden hat. Ich schätze, das müssen wir vorerst so hinnehmen.« Er steckte die Berichte wieder in die entsprechenden Aktenordner. »Heute morgen hat die erste Verhandlung zur Untersuchung der Todesursache stattgefunden. Und die Familie hat den Pfarrer gebeten, einen Trauergottesdienst abzuhalten, da noch nicht abzusehen ist, wann die Leiche freigegeben werden kann. Die Großeltern meinen, es sei für den Jungen das beste, wenn ein Schlußstrich gezogen wird.«
      Diesmal mußte Kincaid seinen ehemaligen Schwiegereltern recht geben. »Weißt du, wann die Trauerfeier stattfinden soll?«
      »Freitag, ein Uhr. In der Kirche in Grantchester.«
      »Morgen? Die haben’s aber eilig, was?« Kincaid wurde plötzlich klar, daß er seine Eltern noch gar nicht verständigt hatte. Besonders seine Mutter hatte Vic sehr gern gehabt. Sie hatte das Scheitern der Ehe bedauert, sich jedoch nie über einen von ihnen kritisch geäußert.
      »Und wie geht es jetzt weiter, Alec?« wollte er so beiläufig wie möglich wissen.
      »Die übliche Routine. Wir haben angefangen, die Bewohner im Dorf zu befragen. Für den Fall, daß jemandem an besagtem Nachmittag was Ungewöhnliches aufgefallen ist. Und wir sprechen natürlich mit ihren Arbeitskollegen.«
      Mit anderen Worten >Scheiß drauf<, dachte Kincaid und sagte laut: »Natürlich.«
      Byrne beugte sich plötzlich vor, die Hände flach auf dem Tisch. »Ich brauche deine Hilfe nicht, Duncan. Ich wäre dir dankbar, wenn du dich da raushieltest.«
      »Alec, ich bitte dich. Sei vernünftig«, entgegnete Kincaid sanft und eindringlich. »Du kannst mich nicht davon abhalten, mit den Leuten zu reden. Antworten kann ich schließlich nicht erzwingen. Dazu fehlt mir die Handhabe. Also, warum juckt’s dich? Und falls ich tatsächlich was rausfinde, erfährst du es. Da kannst du sicher sein. Ist doch alles nur zu deinem Vorteil. Schon irgendwas Neues vom Ehemann?«
      Die Frage nahm Byrne den Wind aus den Segeln. »Er hat eine Adresse im College hinterlassen. Aber da ist er nicht mehr«, ergänzte er widerwillig. »Wir prüfen gerade, ob er vielleicht inzwischen wieder nach England gereist ist.«
      »Hatte er nicht eine seiner Studentinnen mitgenommen? Vielleicht weiß ihre Familie, wo sie sich aufhalten.« An Byrnes Miene war deutlich abzulesen, daß er von diesem pikanten Detail keine Ahnung gehabt hatte. »Sicher kennt jemand von der Fakultät den Namen des Mädchens - und wenn du Druck machst, sicher auch noch ein paar Einzelheiten.« Grinsend fügte er hinzu: »Keine Sorge, Alec. Ich erwarte keine Dankbarkeitsbezeugungen von dir, nicht mal inoffiziell.«
      Byrne lehnte sich mit leicht resignierter Miene zurück. »Ich will nur keine Beschwerden hören, daß du Leute belästigst oder dich mit falschen offiziellen Federn schmückst«, bemerkte er. Auf dieser freundlichen Basis verabschiedeten sie sich.
      Kincaid verschlang ein hastiges, mittelmäßiges Mittagessen in Grantchester. Danach wartete er, bis der Mann hinter der Theke eine freie Minute hatte. »Wissen Sie zufällig, wo Nathan Winter wohnt?« erkundigte er sich.
      Das runde, freundliche Gesicht des Mannes verdüsterte sich besorgt. »Nur zwei Cottages weiter die Straße rauf«, erwiderte er und deutete in Richtung Cambridge. »Das weiße mit dem schwarzen Fachwerk und dem Reetdach. Haufenweise Blumen im Vorgarten.« Er musterte Kincaid unverhohlen neugierig. »Dann wissen Sie das mit Dr. McClellan?« Er schüttelte den Kopf. »Wer hätte das gedacht? Eine schöne junge Frau stirbt

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