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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kincaid war ihrer Geschichte bis zu dem Zeitpunkt gefolgt, als sie die leidenschaftliche Verbindung mit Morgan Ashby einging. Und Ashby sollte auch sein erster Anlaufpunkt in Cambridge sein.
      Er mußte herausfinden, weshalb Lydias Ex-Mann sich geweigert hatte, mit Vic zu sprechen. Anschließend war Vics Freund und Nachbar, Nathan Winter, dran. Vor allen anderen jedoch stand ihm Alec Byrne bevor.
      »Ich hätte den Obduktionsbericht gern gelesen, Alec«, sagte er, als er Byrne in dessen Büro gegenübersaß. »Ich bin ein braver Junge gewesen - also spricht doch eigentlich nichts dagegen.«
      »Das sehe ich etwas anders. Du hast meine Freundschaft und Solidarität ganz schön strapaziert. Du hast dich in meinen Fall gemischt, am Tatort eigenmächtig gehandelt und bist dann auch noch unverschämt geworden. Für eine offizielle Beschwerde gegen dich ist das mehr als genug.«
      Diesmal hatte Kincaid nicht die Absicht, sich provozieren zu lassen. Wenn er auf Byrnes Anschnauzer einging, bekam er nicht, was er wollte. Er versuchte es mit Zuckerbrot und Peitsche. »Du hast ja recht, Alec. Tut mir leid. Aber vielleicht wär’s dir in meiner Lage ähnlich ergangen. Vic ist tot. Vielleicht verständlich, wenn mir da die guten Manieren ausgegangen sind. Aber was kann es schaden, mir den Obduktionsbericht zu überlassen? Möglich, daß ich euch unterstützen kann.«
      Byrne zögerte. »Also gut. Ich sage dir, was drinsteht«, antwortete er schließlich. »Damit mußt du dich zufriedengeben. Dr. McClellan ist an der Überdosis einer Form von Digitalis gestorben, wie du weißt. Wann das Gift verabreicht wurde, steht nicht fest. Digitalis gibt es in Form von Digoxin oder Digitoxin. Wann ihre Wirkung einsetzt, ist unterschiedlich. Bei Digitoxin geht es sehr schnell, wogegen Digoxin mehrere Stunden braucht. Die meisten Fälle einer Digitalisvergiftung sind auf die versehentliche Einnahme einer Überdosis zurückzuführen, es steckt also keine Tötungsabsicht dahinter. Wir haben inzwischen Dr. McClellans Hausarzt ausfindig gemacht. Er hat bestätigt, daß sie keine Herzprobleme hatte und in letzter Zeit keinerlei Medikamente genommen hat.«
      »Und Lydia? Welches Medikament hat sie genommen?' fragte Kincaid. Er hatte die Details aus Lydia Brookes nicht mehr im Kopf.
      Byrne zog einen Aktenordner aus seiner Schreibtischschublade. Kincaid registrierte erfreut, daß er zumindest Lydias Akte in Reichweite aufbewahrt hatte. »Mal sehen«, murmelte er und blätterte. »Lydia hat Digoxin gegen leichte Herzrhythmusstörungen genommen. Allerdings besagt eine Randbemerkung des Pathologen, daß Digoxin bei dieser Indikation normalerweise nicht verschrieben wird, weil die therapeutische Dosis fast mit der toxischen übereinstimmt. Hätte Lydia nicht schon mehrere Selbstmordversuche hinter sich gehabt, hätte er unfreiwilligen Medikamentenmißbrauch dafür verantwortlich gemacht.«
      »Aber der Pathologe kann nicht sagen, ob Vic dasselbe Mittel verabreicht worden ist?«
      Byrne legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Nein. Wir können übrigens auch nicht sicher sein, daß Lydia Brooke tatsächlich an einer Überdosis ihres Medikaments gestorben ist. Obwohl man eine hohe Konzentration Digoxin bei ihr festgestellt hat. Ich bin zwar kein Chemiker, aber wenn ich den Bericht richtig verstanden habe, ist Digoxin ein Stoffwechselnebenprodukt von Digitoxin.« Er warf einen Blick in den Bericht.
      »Das heißt also, es läuft letztendlich alles auf dasselbe hinaus«, bemerkte Kincaid. »Gibt es sonst noch was?«
      Byrne tauschte die Akten. »Dr. McClellan hatte auch eine Spur Alkohol im Blut. Das ist alles.«
      »Sie könnte also Wein oder Bier zum Mittagessen getrunken haben?« fragte Kincaid. Er hatte kaum erlebt, daß Vic früher tagsüber Alkohol getrunken hätte. Aber vielleicht hatte sich das geändert.
      »Ihr Magen war leer. Aber das will nichts heißen. Zum Zeitpunkt des Todes hätte sie das Mittagessen sowieso verdaut gehabt. Allerdings wissen wir noch nicht, wo und mit wem sie zu Mittag gegessen hat.«
      Kincaid verkniff sich die Bemerkung, daß sie dafür mittlerweile achtundvierzig Stunden Zeit gehabt hatten. Was zum Teufel hatten sie eigentlich getrieben? Laut fragte er jedoch: »Habt ihr im Garten was gefunden?«
      Byrne verzog angewidert das Gesicht. »Auf der Flußseite der Gartenpforte sah es aus, als habe man dort eine Kuhherde vorbeigetrieben. Wir haben ein paar Abdrücke genommen, aber

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