Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
gesagt, sie würden mir helfen, wenn ich es behalten will … Babysitten, während ich teils zur Uni, teils zur Arbeit gehe. Sie sagten, sie würden es gerne tun. Ich hoffe, sie meinen das auch.«
Sie presste die Lippen aufeinander und schnalzte.
»Ich werde es also behalten, ich denke, ich bin wohl vorbeigekommen, um mich zu verabschieden.«
Decker schwieg.
Terry lachte leise. »Es ist doch wirklich eine Ironie. Den Kontakt zu meinen Großeltern hat ursprünglich Chris hergestellt. Man weiß nie, was das Leben noch für einen bereithält. Ich komm schon zurecht. Ich bin intelligent. Ich kann hart arbeiten, und ich wachse an Widerständen. Und obwohl Chris kaputt ist, hat er ein paar beeindruckende, brachliegende Talente. Zwischen all dem psychopathologischen Zeugs sind auch ein paar gute Gene versteckt. Ich werde ein wundervolles Baby haben.«
»Da bin ich ganz sicher.«
»Wenigstens werde ich von dem ganzen Ausgehquatsch nicht abgelenkt sein. Ich glaube, Jungs sind erst mal für lange Zeit weg vom Fenster.«
Wieder wurde es still im Raum. Dann sagte Decker: »Wirst du es ihm sagen, Terry?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe daran gedacht, aber es steht außer Frage. Wir sind nicht gerade freundschaftlich auseinander gegangen. Ich habe Angst vor ihm … was er mit mir machen würde … und mit dem Baby. Manche Dinge behält man besser für sich.«
»Er hat dir den Artikel geschickt, Terry. Er hat dich nicht vergessen.«
»Das war nur aus Bosheit, um mir zu sagen, dass er mich nicht braucht. Ein Messer in den Rücken. Wenn Chris von etwas nichts mehr wissen will, kann er vollkommen loslassen. Ich weiß noch gut, wie er mich in der Highschool völlig ausgeblendet hat. Es gab nicht mal ein Nicken, wenn wir uns auf dem Flur begegnet sind.«
»Meinst du?«
»Ich war dabei, Ser … Sie sind jetzt Lieutenant, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Na jedenfalls glaube ich nicht, dass Chris noch einen Pfifferling für mich gibt.«
»Da bin ich mir nicht so sicher, Terry. Er hat mir erzählt, dass er von dir besessen war, und dich nicht aus den Augen gelassen hat, wenn du nicht hingesehen hast.«
Sie sagte nichts.
»Terry, er wird es herausfinden. Vielleicht wäre es besser, wenn es direkt von dir käme.«
Sie sah zur Decke. »Er wird es nicht herausfinden.«
Decker antwortete nicht.
Sie zuckte die Achseln. »Und wenn er es tut, que será, será – ich kann mich wohl kaum gegen einen Profikiller schützen.«
Decker spürte ihre Seelenpein. Sie lächelte, als ob sie es fühlen könnte.
»Irgendwie werde ich diesen ganzen Schlamassel überstehen – mein Baby aufziehen … eine Ausbildung machen. Ich bin clever. Und ich bin zäh.«
»Da widerspreche ich nicht«, sagte Decker.
Sie lachte unter Tränen. »Danke, dass Sie mich empfangen haben. Ich habe von Ihnen gelernt, wissen Sie?«
»Von mir?«
»Von Ihnen. Ich habe gelernt, dass man Fehler … sogar große Fehler machen … und dann trotzdem noch das Richtige tun kann. Sie haben Chris aus dem Gefängnis geholt, obwohl Sie wussten, wer er war. Weil Sie an etwas Höheres geglaubt haben.«
»Das ist eine sehr wohlwollende Auslegung«, sagte Decker. »Aber ich nehme das Kompliment trotzdem an.«
Sie stand auf. »Ich gehe jetzt besser.«
»Brauchst du irgendetwas, Terry?«, fragte Decker. »Ich könnte dir bei der Fürsorge weiterhelfen.«
»Nein, danke. Ich schlage mich schon auf meine Weise durch. Darf ich Ihnen von Zeit zu Zeit einen Brief schreiben?«
»Selbstverständlich.«
»Glückwunsch zu Ihrer Beförderung.«
»Danke.«
Sie winkte Decker zaghaft zu, dann ging sie und versuchte, die Tür hinter sich zuzumachen.
»Lass nur«, sagte Decker. »Die ist kaputt.«
Terry schenkte ihm ein berückendes Lächeln. »Sind wir das nicht alle?«
Decker lachte und folgte mit den Augen ihrem schwingenden Kleid, während sie durch den Einsatzraum ging. Er seufzte. Ein willensstarkes Mädchen, Rina nicht unähnlich, und Cindy auch nicht. Mit ein bisschen Hilfe würde sie schon zurechtkommen.
Wenn Whitman sie nicht vorher umbrachte.
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