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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Plätzchen lieber.«
    »Jessie …« Mitch sah sie streng an, als er sie auf den Boden stellte. Auf der anderen Seite des Raums klingelte das Telefon auf einem Beistelltisch, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
    »Mitch? Mitch, kannst du mich hören?« Die Stimme der Frau war total hektisch. »Ich bin’s, Joy. Ich sehe deine Lichter.« Sie wandte sich vom Hörer ab und sprach mit ihrem Mann, der irgendwo im Hintergrund hämmerte. »Jurgen, er geht nicht ran! Vielleicht solltest du rübergehen. Sie könnten eine Kohlenmonoxydvergiftung haben!«

    Mitch rang sich ein gequältes Lächeln ab und seufzte. »Ich geh wohl besser ran.« Er sah seine Tochter an. »Jessie, bitte bring Megan in die Küche und hilf ihr, die Eisschalen rauszuholen.«
    Jessie fügte sich mit Leidensmiene in ihr Schicksal und stapfte los in Richtung Küche. Megan folgte ihr pflichtschuldigst. Der Hund trabte an ihnen beiden vorbei. Die Puppe in seinem Maul lächelte und hatte einen Arm erhoben, als ob sie winke.
    »Das ist mein Hund Scotch«, sagte sie. »Ich hab ihm die Schleife umgebunden. Ich kann schon meine eigenen Schuhe und Bänder und so binden. Kimberley Johnson aus meiner Klasse kann das noch nicht. Sie muß Schuhe mit Klettverschluß tragen, und sie bohrt auch in der
    Nase.«
    »Bäh.«
    »Und sie ißt es auch«, fuhr Jessie fort und kramte den Eisportionierer aus einer Schublade, die mit Spachteln und Plastiklöffeln vollgestopft war. »Und sie ist gemein. Sie hat einmal meine Freundin Ashley gebissen und mußte die ganze Pause in der Ecke stehen und hat nichts von Kevin Neilsens Geburtstagsüberraschung in der Milchpause abgekriegt. Und sie hat gesagt, das wär ihr egal, weil es keine richtigen Snacks wären, sondern Katzenkacke.« Sie sah Megan herausfordernd an. »Das war gelogen.«
    »Hört sich an, als wär die ganz schön ausgekocht.«
    Jessie beendete das Thema mit einem Schulterzucken. Sie zog sich einen Stuhl über den Linoleumboden und kletterte drauf, um die Schüsseln aus einem Hängeschrank zu angeln. Megan machte sich daran, die Schachtel zu öffnen und das Mitbringsel auszuteilen. »Ich kann zwei Kugeln essen«, sagte Jessie und lugte über den gekachelten Küchentisch. »Daddy kann ungefähr zehn essen. Scotch kriegt nichts, weil er zu fett ist.«
    Megans Blick huschte durch die Küche, registrierte die Meisterwerke mit Malstift und Fingerfarbe, die an der Wand und am Kühlschrank klebten. Sie zerrten an einem schwachen Punkt ihres Herzens – ihre Naivität, der unbeschwerte Schwung und die Vorliebe für seltsame Details. Und die Tatsache, daß Mitch sie so stolz zur Schau stellte! Sie konnte ihn sich gut vorstellen, den eisenharten Cop, wie er mit Tesafilm herumfummelte, leise vor sich hin fluchend, und schwitzte, um das neueste Kunstwerk gerade an die Wand zu kriegen. Sie konnte nicht umhin, diese Küche mit der in der Butler Street in St. Paul zu vergleichen, die nach Fett, Zigaretten
und bitteren Erinnerungen roch. Ein Pappkarton unter ihrem Bett war die Schatztruhe für Dinge gewesen, auf die sie und sonst keiner stolz gewesen war.
    »Du bist wirklich eine Künstlerin«, sagte sie zu Jessie. »Hast du all die Bilder gemacht, damit dein Daddy sie aufhängen kann?«
    Jessie ging zu einem, das in Augenhöhe schwebte. »Das ist mein Daddy, und das bin ich, und das ist Scotch«, erklärte sie ihr. Mitch war als abstraktes Arrangement geometrischer Flächen dargestellt, wie ein Mann aus Bauklötzen. Auf seiner Brust prangte eine Polizeimarke so groß wie ein Teller. Scotch hatte ungefähr die Größe eines Shetlandponys mit Zähnen wie eine Bärenfalle. Eine lange, rosa Zunge baumelte aus seinem Maul.
    »Ich hab früher eine Mommy gehabt«, sagte Jessie, als sie zum Tisch zurückkam und die Arme drauflegte. »Aber sie ist in den Himmel gegangen.«
    Sie sagte das ganz selbstverständlich, aber Megan ging es durch Mark und Bein. Sie setzte sich auf einen Stuhl, beugte sich über den Tisch und sah Mitchs hübscher, dunkeläugiger Tochter mit ihren schiefen Spangen und dem violetten Sweatshirt direkt in die Augen.
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Das ist schwer. Ich hab auch meine Mom verloren, als ich noch klein war.«
    Jessies Augen weiteten sich vor Staunen über diese unerwartete Gemeinsamkeit. »Ist sie in den Himmel gegangen?«
    »Nein«, murmelte Megan. »Sie ist bloß so verschwunden.«
    »Weil du unartig warst?« fragte Jessie schüchtern.
    »Das hab ich manchmal gedacht«, gab Megan zu. »Aber ich

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