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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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stand mit verschränkten Armen neben Mitch Holts Schreibtisch. Ihr Blick war von der Sorte, die er aus seiner Kindheit in dem alten Viertel von St. Paul kannte – ein Hauch Trotz, ein Anflug von Wut und eine kräftige Portion gute alte Abgebrühtheit. Wenn sie Kinder gewesen wären, hätte sie ihm vielleicht gesagt, sie würde seinen Hintern die Straße rauf- und runtertreten.
    Er richtete sich auf und verlagerte seinen Blick zu Holt, der mit aufgerollten Hemdsärmeln, die Ellbogen auf der Schreibunterlage, ganz entspannt, ein wenig verknittert, hinter seinem Schreibtisch saß.

    »Ich dachte, Sie wären allein«, blaffte Paul.
    »Alles, was Sie zu diesem Fall beizutragen haben, können Sie vor
    Agent O’Malley aussagen«, erwiderte Mitch. »Ziehen Sie Ihren Mantel aus, Paul, und setzen Sie sich.«
    Paul ignorierte das Angebot und begann vor dem Schreibtisch zu rotieren. »Ja, ich hab schon gehört, daß ihr beiden ein Herz und eine Seele seid. Schön zu wissen, daß bei all den Überstunden etwas rauskommt.«
    »Ich glaube, hier gibt es ein paar wichtigere Dinge zu besprechen, als Klatsch, Mr. Kirkwood«, sagte Megan in frostigem Ton. »Ihr mangelhaftes Gedächtnis zum Beispiel.«
    »Mein was?«
    »Paul, setzen Sie sich«, schlug Mitch erneut vor, der Kumpel, der Freund. »Wir müssen da eine Kleinigkeit klären wegen dem Van, den Sie mal gehabt haben.«
    »Das schon wieder?« Er klatschte sich an die Seiten seines weiten schwarzen Wollmantels. »Das glaub ich einfach nicht. Ihr Typen bringt es fertig, den einzigen Verdächtigen in diesem Fall umzubringen …«
    »Olie hat Selbstmord begangen«, verbesserte ihn Mitch gelassen.
    »Sonst hätten wir die Möglichkeit, ihm diese Fragen zu stellen«, erklärte Megan.
    Paul hielt unvermittelt inne und starrte sie an. Er sah ein bißchen dünner aus – seine Nase schien spitzer, die Augen tiefliegender; aber statt verhärmt wirkte er energiegeladen, als würde ihm die Spannung der augenblicklichen Situation das nötige Adrenalin liefern. Sie konnte nicht umhin, an Hannah zu denken, die von Tag zu Tag mehr aussah wie eine Gefangene in einem Todescamp.
    »Und wie, bitte, soll ich das verstehen?« fragte er.
    »Paul, warum haben Sie uns nicht erzählt, daß Sie diesen Van an Olie Swain verkauft haben«, fragte Mitch sachlich.
    Paul sah ihn fassungslos an. »Hab ich nicht! Ich hab gesagt, ich weiß nicht mehr, an wen ich ihn verkauft haben, aber er war es nicht. Mein Gott, ich würde mich doch wohl erinnern, wenn ich ihn dem verkauft hätte.«
    »Komisch«, sagte Megan, »genau das hab ich auch gesagt – man möchte doch meinen, daß er sich daran erinnert, daß er ihn an Olie verkauft hat …«
    »Hab ich nicht!«

    Mitch hielt das Fax hoch und entrollte es wie eine Urkunde.
    »Das DMV sagt aber etwas anderes, Paul.«
    »Mir ist scheißegal, was das DMV sagt! Ich habe diesen Van nicht an Olie Swain verkauft!« Er war so aufgeregt, daß er wieder anfing, aufund abzuhasten. »Und was, wenn ich es hätte? Das war wann – vor vier oder fünf Jahren …«
    »Im September 1991«, half Megan ihm auf die Sprünge.
    »Natürlich würde das keine Rolle spielen«, sagte Mitch. »Was eine Rolle spielt, ist, daß Sie uns anscheinend belogen haben, Paul. Das spielt eine große Rolle.«
    Paul schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Eine Zornesader pochte an seinem Hals. »Ich habe euch nicht angelogen. Wie könnt ihr es wagen, mich zu beschuldigen! Mein Sohn wird immer noch vermißt …«
    »Und wir untersuchen jede Spur, jeden einzelnen Fetzen von irgend etwas, das auch nur im entferntesten nach Beweismaterial aussieht,
    Paul«, sagte Mitch leise. »Wir machen unseren Job.«
    »Und was habt ihr gestern nacht vollbracht, als eurer einziger Verdächtiger sich die Pulsadern aufgeschlitzt hat?« keifte Paul mit hochrotem Kopf.
    Mitch erhob sich langsam, seine Miene war undurchdringlich. Er ging um den Tisch herum, klatschte eine Hand auf Pauls Schulter und dirigierte ihn zum Besucherstuhl. »Setzen Sie sich, Paul.«
    Dann lehnte er sich an den Schreibtisch, täuschend freundlich. »Lassen Sie mich ein paar Dinge klarstellen, Paul. Erstens tun wir alles, was in unserer Macht steht, um Josh zurückzubringen. Keiner ist von einer Überprüfung ausgenommen. Verstehen Sie, was ich damit sagen will, Paul? Keiner , so heißt die Vorschrift, und so werden die Ermittlungen geführt. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Wenn das Ihre Gefühle verletzt, tut es mir leid, aber Sie müssen verstehen:

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