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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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hatte; sie hatte nicht verstanden, sich dagegen zu wehren. Er war hartnäckig, überzeugend gewesen. Bei ihm hatte sie eine Bindung gespürt, die in ihr die Sehnsucht nach unbekannten Größen erweckte – Nähe, Kameradschaft … Liebe.
    Sie schloß die Augen und schüttelte den Kopf, war abgebrüht genug gewesen, um die Testosteron-Schallmauer zu durchbrechen und Detective bei der Polizei in Minneapolis zu werden. Unnachgiebig hatte sie mit dem BCA um ihr Recht auf diesen Außenposten gekämpft, hatte die miesesten Typen hinter Gitter gebracht. Und all das war innerhalb eines Herzschlags vergessen, wegen ein paar Stunden Zärtlichkeit und der Illusion, daß sie einem Mann als Frau etwas bedeutete.

    Das Faxgerät hinter ihr piepte. Megan drehte sich mit ihrem Stuhl. Es war sicher der Laborbericht über die Blutflecken. Statt dessen kam es von der DMV, die Ergebnisse der Routineüberprüfung von Olies Van. Mit Hilfe der Fahrgestellnummer hatten sie die Lebensgeschichte des Vans in Minnesota vom ersten Besitzer bis zum letzten verfolgt. Laut diesem Bericht war das Fahrzeug im September 1991 auf Olie Swain überschrieben worden. Davor hatte es 1989 schon einmal den Besitzer gewechselt, der glückliche Käufer: Paul Kirkwood.
    Megan bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Der Van, über den Paul Kirkwood nicht mit ihr hatte reden wollen, war Olie Swains Van.

14 Uhr 14
    »Der Gemeinderat ist wirklich sehr beunruhigt, Mitch. Niemand versteht hier, wie das passieren konnte. Ich meine, wie kam er denn an ein Messer heran? Ihr gebt doch diesen Kerlen nur Löffel zu ihrem Essen, oder?«
    Mitch sah Bürgermeister Don Gillen an, der vor seinem Schreibtisch stand und alles tat, um aus Magensäure und Streß Geduld zu erzeugen. »Er hatte kein Messer, Don, hatte überhaupt keine Waffe, sondern sein Glasauge zertrümmert und sich mit den Scherben die Pulsadern aufgeschlitzt … Wenn du mir irgend jemanden im Stadtrat nennst, der das hätte voraussehen können, stecke ich ihm mit Freuden meine Marke an und ziehe mich aus dem Beruf zurück.« »Heiliger Strohsack.« Gillen war wie vom Donner gerührt. Seine blauen Augen blinzelten hinter seiner goldgeränderten Brille. Zusätzlich zu seinem Amt als Bürgermeister bekleidete er einen Verwaltungsposten bei den Gemeindeschulen von Deer Lake. Er war gute fünfzig, zog sich aber immer noch wie ein modebewußter Yuppie an, auffällige Krawatten und Hosenträger waren sein Markenzeichen. »Himmel, Mitch, das ist ja grauenhaft.«
    Mitch breitete die Arme aus. »Es wäre mir lieb, wenn du das niemandem außer den Mitgliedern des Stadtrats erzähltest.« »Ja, klar.« Gillen ächzte bekümmert, als er sich aus dem Besucherstuhl erhob. »Du glaubst also, es ist fast vorbei?« fragte er hoffnungsvoll. »Dieser Olie hat es getan und sich dann umgebracht, weil er sich schuldig fühlte oder den Gedanken, zurück ins Gefängnis zu müssen, nicht ertragen konnte?«

    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Don«, Mitch stand ebenfalls auf.
    »Gar nichts weiß ich.«
    Gillen wollte etwas sagen, verstummte aber, da es an der Tür klopfte. Megan steckte den Kopf herein, ohne auf eine Einladung zu warten.
    »Verzeihung, Chief«, sie sah ihn offen an. »Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich habe hier etwas äußerst Dringendes. Ich muß sofort mit Ihnen reden.«
    Sie betrat den Raum, mit einer Hand umklammerte sie eine Faxrolle. Ihr Gesicht war gespannt und blaß, nur ihre Augen funkelten. Mitchs Instinkte regten sich wie Radarfühler. Sie hatte etwas Konkretes, er spürte es.
    »Ja, kommen Sie rein, Agent O’Malley«, er trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »Sie kennen unseren Bürgermeister, Don Gillen?«
    Megan nickte dem Bürgermeister kurz zu, sie war sich nur allzu bewußt, daß Gillen sie und Mitch nicht aus den Augen ließ. Offensichtlich wußte man in der Stadt schon über sie beide Bescheid, aber im Moment war ihr das scheißegal.
    »Bitte, halte mich auf dem laufenden, Mitch«, sagte Gillen. »Ich werde im Gemeinderat tun, was ich kann.«
    »Danke, Don.«
    Gillen verließ den Raum und schloß die Tür hinter sich. Megan wartete volle zehn Sekunden, ihr Herz klopfte bis zum Hals, sie atmete so heftig, als wäre sie von ihrem Büro hierhergesprintet. Mitch stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor seinem Schreibtisch, sein Gesicht war undurchschaubar, auf der Hut.
    »Letzten Freitag hab ich vom DMV einen Bericht über den Van angefordert, den Paul Kirkwood einmal besessen hat –

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