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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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rankäme.
    Sie zahlte ihre Rechnung und stemmte sich wieder in die arktische Kälte hinaus. Ihre Aktenmappe und das Notizbuch preßte sie an sich, als brächten sie ein wenig Schutz vor dem Wind. Der Lumina sprang widerwillig an, und der Keilriemen jaulte den ganzen Weg bis zum Revier wie ein Klabautermann.
    Das einzig Gute an der Kälte war, daß sie die Presse davon abhielt, vor den Türen des Reviers herumzulungern. Nachdem man sie aus den Korridoren des Justizzentrums verbannt hatte, sammelten sie sich am
Haupteingang des City Center oder saßen mit laufenden Motoren in ihren Wagen auf dem Parkplatz. Megan stellte sich auf den für Agent L. Kozlowski auf der Rückseite des Gebäudes reservierten Platz und huschte zur Tür hinein, bevor einer der Geier seinen Ansitz verlassen konnte.
    Ihre Telefonautomatik blinkte, als sie ihr Büro aufschloß. Der Anruf kam von Dave Larkin, nicht von DePalma. Sie hoffte, daß dieses Schweigen bedeutete, daß die Kacke von der Pressekonferenz noch nicht bis ins Hauptquartier gedampft war. Sie überlegte, ob es ratsam wäre, ihnen zuvorzukommen. DePalma selbst anzurufen und ihm eine gesäuberte Version der Vorfälle zu liefern – sie und Mitch hatten über den Fall diskutiert und waren erschöpft von den vielen Überstunden vor dem Kamin eingeschlafen, dann war der Anruf gekommen …
    Anrufe. Plural. Blinde, nackte Ignoranz. Die Stimme dröhnte durch ihren Kopf, als sie ihre Jacke aufhängte. Flüsternd. Leise. Unheimlich. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Worte, die mit Blut auf die weiße Wand von Olies Zelle geschmiert waren – ICH NICHT. Was, wenn er unschuldig war? Was, wenn sie all die Zeit darauf verschwendet hatten, einer falschen Fährte nachzujagen, während die wahren Kidnapper sich ins Fäustchen lachten?
    Die Was-Wenns rotierten unablässig durch ihren Kopf. Sie mußte ihre Gedanken methodisch aufs richtige Gleis leiten, einen nach dem anderen. Sie hatte ihre Indizien verfolgt: Olie mit seinen Vorstrafen, mit der günstigen Gelegenheit. Sein Van paßte auf die Zeugenbeschreibung. Sein Van hatte Blutspuren auf dem Teppich. »Larkin«, murmelte sie.
    Sie schnappte sich den Hörer, drückte die Nummer und betete um seine Anwesenheit. Beim sechsten Klingeln nahm er ab.
    »Larkin?«
    »Dave, Megan hier. Was hast du für mich?«
    »Mein Beileid für das Ableben deines Verdächtigen. Mann o Mann, Irland, du hast vielleicht ein Pech.«
    »Ja, wenn wir kein Pech hätten, hätten wir gar nichts«, sagte sie.
    »Hast du sonst noch etwas aus unserer Richtung gehört?« erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Wie zum Beispiel?«
    »Nichts. Vergiß es. Hast du den Bericht über das Blut?«
    »Bin persönlich rübergegangen und hab ihnen auf die Zehen getreten. Ich dachte mir, so krieg ich schneller was für dich.«

    »Danke. Du bist ein echter Kumpel, Dave. Was haben sie gefunden?« »Es war kein menschliches.«
    Megan atmete hörbar aus. »Großer Gott, ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll.«
    »Weiß schon, tut mir leid, Kleines. Ich wünschte, ich hätte etwas zu bieten, aber das Blut ist es nicht. Stammt wahrscheinlich von einem armen Bambi und war schon seit Jahren auf diesem Teppich. In dem Haus von dem Typen lagen keine Sportgewehre oder Pistolen herum, es wurden überhaupt keine Waffen gefunden. Ich faxe dir den Bericht, und sobald ich sonst noch etwas höre, rufe ich dich an.«
    »Danke, Dave. Ich weiß es zu schätzen.«
    »Keine Ursache. Und, Kopf hoch, Irland. Wenn du diesen Fall löst, zahl ich dir ein Abendessen.«
    Megan machte sich nicht die Mühe ihm zu sagen, daß er allein essen müßte. Keine Cops. Nie wieder.
    Sie fragte sich, was aus der ungezwungenen Kameradschaft mit Dave Larkin werden würde, wenn Paige Price’ Story die interne Gerüchteküche erreichte. Seine amourösen Avancen hatte sie mittels ihres Prinzips des Ausgehverbots mit Cops in Schach gehalten. Er genoß es, sie damit zu necken, aber hatte immer ihre Grenzen respektiert. Wie würde er sich fühlen, wenn er erfuhr, daß sie mit Mitch geschlafen hatte? Würde er versuchen, es zu verstehen, oder würde sich sein Ego wie ein Airbag zwischen ihnen aufpumpen?
    Sie verfluchte sich selbst wohl zum hundertsten Mal. Wofür hatte sie sich so kompromittiert? Für ein paar Stunden Intimität mit einem Mann, den sie kaum kannte!
    Andere Gründe geisterten durch ihren Kopf, Ausreden und halbausgegorene Wünsche. Die körperliche Anziehung war stärker als alles, was sie bisher erlebt

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