Der arme Drache (German Edition)
Inhalt:
1.
Oliver der Drache Seite 2
2.
Ein alter Mann verlässt Seite 6
uns
3.
Die Schöne und dasSeite 9
Ungetüm
4.
Der Freundschaft zarteSeite 15
Bande
5.
Das ErbeSeite 24
6.
Ein mutiger Ritter und Seite 31
ein schüchternder Mann
7.
In den Kampf!Seite 41
8.
ErkenntnisSeite 48
1.
Oliver
der Drache
Vor
langer langer Zeit lebte in einem alten Wald in einer Höhle ein
Drache.
Oje,
ein Drache , werden viele jetzt denken. So ein
riesiges Ungetüm mit grüner Haut und scharfen Zähnen,
das zu allem Überfluss auch noch Feuer speit.
Nun, diese
Leute werden feststellen müssen, dass man in dieser Geschichte
(wie auch im richtigen Leben) mit Vorurteilen sehr schlecht beraten
ist, denn der Drache von dem ich erzähle, war kein gewöhnlicher
Drache. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihm
und anderen Drachen bestand darin, dass er grün war. Ein schönes
Grün, sanft, und kein Bisschen erschreckend; ein Grün, das
im Sonnenlicht sogar funkelte wie ein Edelstein, den man ehrfürchtig
immer wieder in eine andere Richtung drehte. Ansonsten war dieser
Drache nicht wie seine Artgenossen. Er war noch sehr jung,
allerhöchstens zwei- dreihundert Jahre, das weiß ich nicht
genau, und für seine Verhältnisse ziemlich klein. Von dem
Horn, das er auf der Nase hatte, bis zum Schwanz maß er nicht
einmal ganz drei Meter. Er hatte zwar Flügel, benutzte sie aber
nur sehr selten, weil ihm in großen Höhen übel wurde.
So sahen die kleineren Tiere, die in der Nachbarschaft seiner Höhle
lebten, ihn ab und zu herauskommen, die ledrigen Schwingen ausbreiten
und ein wenig schütteln, damit sie nicht steif wurden, und
danach wieder im dunklen Schlund des Hügels verschwinden. Feuer
speien konnte er auch nicht. Das heißt, er konnte schon, doch
die Anstrengung, die dieser Vorgang mit sich brachte, ließ es
ihn so gut wie immer lieber bleiben. Oft, wenn er es versuchte, kam
nur heiße Luft heraus und es stank fürchterlich nach
Schwefel. Seitdem er von einem schlimmen Husten geplagt wurde, ließ
er auch diese Versuche sein. Außerdem war er ein sehr netter
Kerl, der nicht denselben Unsinn im Kopf hatte wie andere Drachen,
die harmlose Bauern belästigten und Jungfrauen entführten,
wie es ihnen gerade passte. Darüber gab es ja unzählige
Erzählungen und Sagen, eine grausiger als die andere.
Der
kleine grüne Drache hieß Oliver, ein sehr ungewöhnlicher
Name für einen Drachen, ja, aber er hieß nun einmal so.
Den Namen hatte er sich selbst gegeben, weil er seine Eltern nicht
kannte und auch sonst niemanden an seiner Seite hatte. Gut, manchmal
kamen verschiedene der Waldtiere zu Besuch, und das uferte meist in
eine angeregte Unterhaltung oder eine schöne Partie Dame aus,
aber einen richtigen Gefährten, einen von derselben Art, so
etwas hatte er nicht. Die anderen Drachen, sofern sie nicht gerade
harmlose Bauern belästigten, lachten über ihn wegen seiner
geringen Größe und seines ungewöhnlichen Namens. Das
war ihm zwar größtenteils egal, denn die meisten von ihnen
wussten ja nicht einmal wo er wohnte, und recht oft sah oder hörte
er einen von ihnen über seinen Hügel brausen, ohne dass der
viel größere Artgenosse ihn oder seinen Wohnsitz überhaupt
zur Kenntnis nahm. Aber manchmal fragte er sich schon wie es wäre,
mit einem richtigen Schwarm Drachen über die Wolken zu
schnellen, als vollwertiges Mitglied ihrer Gesellschaft. Es blieb bei
der Frage. Oliver hatte kaum das Anliegen, sich selbst auf den
Präsentierteller für den Hohn und Spott seiner Artgenossen
zu begegeben. Meistens war das Alleinsein ja auch gar nicht so
schrecklich. Er hatte seine Ruhe und konnte tun und lassen was er
wollte.
Nur
eine einzige Sache machte Oliver traurig und ließ ihn in so
mancher Nacht nicht schlafen: Er hatte keinen Goldschatz.
Das
war für einen Drachen sehr schlimm, denn was war ein Drache ohne
seinen Goldschatz, ohne schimmernde Münzen auf denen er schlafen
konnte und ohne Truhen, die vor lauter Perlen überquollen?
Ihr
werdet jetzt denken, dass es für einen Drachen ein Leichtes sein
sollte, sich einen Schatz zu beschaffen, schließlich war das
Land, in dem er lebte, nicht gerade arm. Überall gab es
florierende Städte aus weißen Steinen, die mit aller
Herren Reiche Handel trieben. Karawanen der exotischsten Tiere zogen
über die prachtvollen Straßen, beldaden mit Kostbarkeiten
von nah und fern. Hier nagte niemand am Hngertuch. Die Bauern hatten
ein frohes Dasein, weil das Land fruchtbar war, und selbst
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