Deer Lake 02 - Engel der Schuld
selbst im Bild waren.
Die Fenster in Wrights Haus waren dunkel. Schlief er, ohne etwas von dem neuen Chaos zu ahnen, oder saß er grinsend im Dunkeln?
»Du wirst schon irgendwann deinen Fehler machen«, murmelte Ellen. »Fürs erste muß ich dich nur vor Gericht bringen.«
Als sie in ihre Straße einbog, folgten ihr Scheinwerfer. Brooks. Sie war müde, deprimiert, desillusioniert – der perfekte Zeitpunkt für eine Konfrontation.
Bring es hinter dich. Schaff ihn aus deinem Leben, bevor du noch einmal Mist baust.
Wortlos ließ sie ihn ins Haus. Harry trabte in die Küche, um sie zu begrüßen, warf einen Blick auf ihr Gesicht und schlich zurück ins Schlafzimmer.
»Behalten Sie den Mantel an, Sie werden nicht lange bleiben«, sagte Ellen und streifte ihren ab.
»Wird hier noch die Anklage gegen mich verlesen, oder gehen wir direkt zur Urteilsverkündung über?«
Er lehnte sich an die Wand, ganz entspannt, als wäre ihm egal, was sie ihm vorzuwerfen hatte. Es ist ihm wahrscheinlich auch egal, dachte sie. Er hatte seine Absichten von Anfang an deutlich gezeigt. Er hatte sie auch gewarnt, das mußte sie zugeben. Sie war diejenige, die sich etwas vorgemacht hatte. Sie hatte geglaubt, daß sie nicht zweimal denselben Fehler machen würde, daß sie zu clever, zu gewitzt sei – genau wie damals bei Costello.
»Sie waren mit einem Baseball-Stipendium in Purdue«, be gann sie und zitierte die Information, die sie in dem Newsweek -Artikel bestätigt gefunden hatte.
»Das gilt in den meisten Staaten nicht als Verbrechen, auch wenn ich keinen hohen Inside Fastball schlagen konnte.«
Ellen ignorierte seinen Versuch zu scherzen. »Sie waren dann auf der juristischen Fakultät von Purdue.«
»Sehr zum Leidwesen meiner Familie. Sie konnten sich unter ihresgleichen kaum noch sehen lassen.«
»Tony Costello war auch in Purdue.«
Er blinzelte nicht mal. »Die Welt ist klein, was?«
»Sie tauchen hier in der Stadt auf, sind an diesem Fall interessiert. Dann feuert Wright plötzlich seinen Anwalt und bringt Costello ins Spiel, einen Anwalt, den er sich mit seinem Professorengehalt unmöglich leisten kann.«
Jetzt riß er die Augen auf, und sein amüsierter Blick stachelte ihren Zorn noch mehr an.
»Wollen Sie etwa andeuten, ich hätte Costello reingebracht?« fragte er. »Zu welchem Zweck?«
»Sie sind wegen einer Story hierhergekommen. Vielleicht hatten Sie einen speziellen Schluß im Sinn. Vielleicht macht es Sie heiß, wenn Sie Leute manipulieren können. Vielleicht sind Sie nicht besser als Wright, vielleicht ist alles ein Spiel für Sie.«
»Also, bin ich nicht ein kriminelles Genie?« Ellen starrte ihn wutentbrannt an, ihr Körper war stocksteif vor Wut, als sie auf ihn zuging. »Wagen Sie nicht, sich über mich lustig zu machen. Es ist mir scheißegal, was Ihr Spiel ist. Alles, was Sie wissen müssen, ist das: Ich werde nicht mehr mitspielen. Kein Einblick mehr in das Büro der Anklägerin. Gehen Sie zu Bill Glendenning, wenn Sie wollen, aber ich glaube nicht, daß er von Ihrem Glamour noch so hingerissen sein wird, wenn er sich überlegt, was für Folgen es haben könnte, Sie weiter mitspielen zu lassen. Er möchte für das Gouverneursamt kandidieren. Die Leute von Minnesota werden nicht erfreut sein, wenn sich herausstellt, daß er die Gerechtigkeit gegen ein Bad im Glorienschein eines zweifelhaften Prominenten getauscht hat.«
Brooks zuckte zusammen. »Aua. Sie haben eine ganz schön spitze Zunge, Schätzchen. Sie sollten sie als gefährliche Waffe registrieren lassen.«
Sein Blick wanderte zu ihrem Mund, und ihr wurde klar, daß diesmal sie diejenige war, die zu nahe gekommen war. Wenn er sich von der Wand aufrichtete, würden sie sich berühren. Aber sie wich keinen Millimeter zurück.
»Was würden Sie sagen, wenn ich behaupten würde, daß ich Costello nicht gut kenne?« fragte er.
»Ich würde sagen, daß ich keinen Grund habe, irgend etwas, das Sie behaupten, zu glauben.«
»Hmm, wir haben da ein kleines Vertrauensproblem, Ellen.«
»Sie können doch keine Probleme mit etwas haben, das nicht existiert«, sagte sie. »Ich vertraue Ihnen nicht, und Costello vertraue ich schon ganz und gar nicht.«
Neugier schärfte seinen Blick. »Und warum? Was hat er Ihnen getan, daß Sie ihm so spinnefeind sind?«
»Er ist ein Hai. Er würde alles tun, um einen Fall zu gewinnen. Er tut immer alles, um das zu bekommen, was er haben will.«
»Und wollte er Sie?« fragte er. »Ist es das, worum es hier wirklich
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