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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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bruchstückhaften Gedanken eines geschädigten Kindes.
    »Ich sehe keinen Sinn darin, die Sachen zu beschlagnahmen«, sagte sie. »Untersuchen Sie alles nach Fingerabdrücken, auch wenn das kaum etwas nützen wird.«
    Die Vordertür ging auf und zu, und ein Schwall von kalter Luft und Feindseligkeit schwappte ins Haus. Sheriff Steigers Stimme kratzte wie Schmirgelpapier über Asphalt.
    »Wo, verdammt noch mal, ist Holt?«
    »Der Chief ist im Eßzimmer.«
    Mitch knirschte mit den Zähnen.
    Ellen zog ihren Mantel fester um sich. »Ich bin weg. Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen.«
    Steiger hatte sie fast umgerannt, als er mit wutverzerrtem Gesicht ins Zimmer stürmte. Ellen wich ihm aus, sie wollte nicht an dem Zuständigkeitsscharmützel teilnehmen, das gleich ausbrechen würde. Der Fall Holloman gehörte nach Park County, nicht zur Stadt Deer Lake. Mitch hatte Steiger raffiniert umgangen, indem er Wilhelm angerufen hatte, mit der Begründung, daß das BCA alle Ermittlungen überwache. Russ Steiger würde das anders sehen.
    »Sie machen sich auf den Weg, Miss North?« fragte Noga und öffnete die Tür. Der große Mann zuckte zusammen, als lautes Gebrüll aus dem Eßzimmer ertönte.
    Ellen schüttelte den Kopf. »Ja, der Testosteronspiegel wird mir ein bißchen zu hoch da drin. Gute Nacht, Noogie.«
    Sie trat hinaus in die Kälte, kramte die Schlüssel ihres Leihwagens aus der Manteltasche. Es war ein Wagen von Manley Vanloon. Manley verpaßte nie eine Gelegenheit, aus der sich Kapital schlagen ließ. Er hatte ihr ein riesiges, rollendes Werbeplakat gegeben. Einen gigantischen weißen Cadillac mit aufgemalten Flammen über den Hinterreifen. Auf den vorderen Türen stand der Slogan: »Vanloon Motors. Nur gestohlen ist billiger.« Es war so peinlich, daß sie fast lieber zu Fuß gegangen wäre.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, daß jemand ihren Cadillac in der Einfahrt blockiert hatte. Sie blieb stehen, als sie sah, wer es war.
    »Schon wieder Nachtschicht, Counselor«, sagte Brooks und schälte sich aus seinem Cherokee. »Wieder eine lange kalte Nacht. Eins muß man Ihrem Wetter lassen – es fördert auf jeden Fall lange Nächte, in denen man sein Bett mit einem Partner wärmen möchte. Hätte nie gedacht, daß ich Sex mal als Überlebenstaktik betrachten würde. Verdirbt einem das den Spaß daran?«
    »Keine Ahnung.« Ellen marschierte zum Cadillac.
    »Wir könnten es rausfinden«, sagte er herausfordernd. Die Kapuze seines Parkas umrahmte sein Gesicht. Ellen hatte das Gefühl, ein Wolf starre sie aus seinem Bau an. Sein Interesse an ihr war Selbstzweck, eine Vorstellung, die kränkend genug war, wenn man sie auf ihre berufliche Stellung bezog. Daß er sie auch sexuell benutzen würde, ließ ihre Sicherungen durchbrennen.
    »Eher würde ich an Unterkühlung sterben, aber ich würde es nur ungern hier tun. Würden Sie also die Güte haben, verdammt noch mal Ihren Wagen wegzufahren?«
    Er lehnte sich so überrascht zurück, als hätte ihn ihr verbaler Schlag mitten auf den Mund getroffen.
    »Was haben Sie hier überhaupt zu suchen?« fragte sie. »Das haben Sie nicht im Polizeifunk aufgeschnappt.«
    »Ich bin Steiger gefolgt. Wir haben unten im Blue Goose einen getrunken.«
    »Wie gemütlich. Wenn Sie mit jemandem ins Bett steigen wollen: Wie ich höre, hat er nichts dagegen, für ein paar Informationen gefickt zu werden.«
    »Er ist nicht mein Typ, danke.«
    »Dann habe ich eine Neuigkeit für Sie, Brooks. Ich bin auch nicht Ihr Typ. Hat Ihr Freund Costello Ihnen was anderes erzählt?«
    »Costello? Was zum Teufel hat der mit uns zu tun?«
    »Sagen Sie's mir. Nein.«
    Sie hielt eine Hand hoch, um die Antwort abzuwehren. »Ich bin in letzter Zeit oft genug manipuliert und angelogen worden.«
    »Ich habe Sie nicht angelogen.«
    »Haarspalterei. Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt, obwohl mir ohnehin scheißegal ist, was Sie tun. Bewegen Sie Ihren Wagen weg, ich fahre nach Hause.«
    Sie rutschte hinter das Steuer ihres Cadillac und schlug die Tür zu, in der Hoffnung, ein paar seiner Finger zu erwischen. Aber er ging unverletzt zu seinem Wagen zurück und fuhr ihn rückwärts auf die Straße.
    Scheinwerfer im Süden kündigten die Ankunft der ersten Mediengeier an. In wenigen Augenblicken würden sie die gesamte Straße verstopfen. Der Lärm würde die Nachbarn wekken. Sie würden vor ihre Türen kommen, um nachzusehen, was los war, und sie würden die Frühnachrichten des Fernsehens verfolgen, um zu sehen, ob sie

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