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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Unterhaltung zu verwandeln. Er würde es bei diesem Fall wieder tun, und sie würde ein Teil der Geschichte sein.
    Er hatte soviel Geld, daß er einen Tony Costello anheuern könnte, soviel Geld, wie man brauchte, um Garrett Wright auf Kaution aus dem Gefängnis zu holen.
    Und sie hatte ihm vertrauen wollen.
    Ohne ein Wort ließ sie ihn in der Küche stehen und ging durch das Wohnzimmer zu der Fensterwand, die auf die gefrorene Landschaft hinausging. Sie konnte hören, wie er Drinks eingoß, dann, etwas näher, wie er ein Feuer im steinernen Kamin entfachte. Als er sich neben sie stellte, hatte er seinen Parka abgelegt.
    »Whiskey mit Soda«, sagte er und reichte ihr einen Pappbecher.
    Er stellte seinen auf das Fensterbrett und lehnte seine Schulter gegen den Rahmen. Er hatte kein Licht im Zimmer gemacht, Mondlicht und Feuerschein waren die einzige Beleuchtung im Raum. Die Dunkelheit schien seine Stimmung zu verändern. Das unverschämte Grinsen und das jungenhafte Gehabe fielen von ihm ab wie eine Maske.
    »Ich habe einen Sohn«, sagte er ohne jede Einleitung.
    Er achtete nicht darauf, wie Ellen reagierte, er konzentrierte sich darauf, seine eigenen Reaktionen unter Kontrolle zu halten. Er nahm einen Schluck von seinem Whiskey und kramte in seiner Hemdtasche nach einer Zigarette, während der Schnaps wie geschmolzenes Gold in seinen Magen glitt.
    »Die Pointe ist, daß ich es nicht gewußt habe und daß er es immer noch nicht weiß.« Er zündete eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch hoch in Richtung Mond. »Er ist acht. Genau wie Josh. Seine Mutter – meine Exfrau – hat ihn mir weggenommen, ehe ich auch nur wußte, daß es ihn gibt. Es ist schon ein verflucht komisches Gefühl, wenn du hinterher rausfindest, daß ein Teil von dir fast ein Jahrzehnt lang ohne dich existiert hat.«
    »Ich nehme an, sie war schwanger, als sie dich verlassen hat«, sagte Ellen leise.
    »Soviel habe ich mir während der Scheidungsschlacht auch zusammengereimt, aber ich habe nicht im Traum daran gedacht, daß es mein Kind sein könnte.« Er lachte verbittert. »Damals bin ich hinter Unfallopfern hergejagt, habe wie ein Tier gearbeitet, mich hundeelend gefühlt. Christine und ich . . . Na ja, es war eigentlich schon vorbei, bis auf das Geschrei. Sie hat sich einen Anwalt geangelt, ein hohes Tier, einen Typen, der eigentlich nur eine florierende Firma und jedes Jahr einen neuen BMW haben will . . . Ich habe einfach angenommen, das Baby wäre seins. Ich habe nicht daran gedacht, daß sie mich so sehr hassen könnte. Ich habe mich geirrt.«
    Es überraschte ihn, wie dicht unter der Oberfläche die Traurigkeit lag. Es mußte am Whiskey liegen – seit Generationen brachte er die bei den Männern seiner Familie latent vorhandene Verzagtheit zum Vorschein. Onkel Hooter kam ihm in den Sinn, wie er in warmen Sommernächten auf der Veranda gesessen und um den Hund geweint hatte, den er als Junge verloren hatte.
    Ellen beobachtete sein Gesicht, während er schwieg. Es war nackt im Mondlicht, verletzt, von Bartstoppeln umschattet, gezeichnet von einem Schmerz, der nicht von körperlichen Wunden herrührte.
    »Wie hast du es rausgefunden?«
    Die Spitze seiner Zigarette glühte rot, als er einen tiefen Zug nahm. Ein eigenartiger Farbfleck unter all den Grauschattierungen.
    »Ihr Großvater lebte in Eudora. Sie kam nie auf Besuch, aber sie kamen zurück, als er starb. Die Beerdigung war vor zehn Tagen. Ich nehme an, sie dachte, daß ich nicht den Anstand hätte, ihm die letzte Ehre zu erweisen, aber ich war da. Sie kam mit diesem Typen, der allmählich eine Glatze kriegt . . . und mit meinem Sohn.« Er lächelte auf eine Art, die ihr das Herz brach. »Und verdammt, er war mir doch tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten . . .«
    »Hast du sie gefragt?«
    »Sie hat zu mir gesagt: ›Carter Talcott ist der einzige Vater, den er je gekannt hat. Er ist ein sehr glücklicher kleiner Junge. Wir haben ein schönes Leben. Mach ihm das nicht kaputt, Jay‹.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, was hat sie denn gedacht, was ich tun würde? Einem achtjährigen Jungen gleich da erzählen, daß der Mann, den er sein ganzes Leben lang Daddy genannt hat, nicht sein Daddy ist? Daß ich ein solches Schwein war, daß seine Mutter es für richtig hielt, ihn all diese Jahre vor mir geheimzuhalten? O Gott.«
    Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie sorgfältig an der kalten Fensterscheibe aus.
    »Was hast du

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