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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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entfernt, und versuchte, sich auf eine uralte Art mit ihr zu verbinden, mehr als nur körperlich, tiefer als alles, was er seit langer Zeit erlebt hatte. Mehr, als er gewollt hatte, als er hergekommen war. Er hatte sich verlieren wollen, jetzt wollte er nichts mehr, als diesen Augenblick festzuhalten, diese Nacht, diese Frau. Die Vorstellung machte ihm eine Höllenangst.
    Dann waren sie beide nicht mehr fähig zu denken. Da war nur noch Bedürfnis und Drang, ein Rasen bis zu einer Explosion der Lust.
    Ellen schrie auf, als sie den Höhepunkt erreichte, Woge um Woge. Sie hielt Jay fest, als er unmittelbar nach ihr kam. Und sie hielt ihn immer noch fest, als die Spannung aus seinem Körper verebbte. Plötzlich hatte sie Angst davor, wie sie sich fühlen würde, wenn sie ihn losließe – allein.
    Seltsam, wo sie sich doch immer mit sich selbst wohlgefühlt hatte, für sich selbst sorgend, unabhängig, fähig, eine Beziehung zu teilen oder ihren eigenen Weg zu gehen. Sie hatte sich nie über die Beziehung zu einem Mann definiert. Dieser spezielle Fall lag wohl etwas anders. Sie hatte das Gefühl gehabt, daß die Belastung sie wie ein Steinhaufen niederdrückte. Und jetzt war für eine kurze Zeit die Last leichter geworden. Für die Zeit, in der sie hier in Brooks' Armen liegen konnte, fühlte sie sich . . . sicher.
    Sicher. Bei einem Mann, den sie kaum kannte und dem sie kaum vertraute.
    Um 4 Uhr 06 erschütterte eine Explosion Dinkytown. Die Druckwelle zertrümmerte die Fenster eines ganzen Straßenzugs, einschließlich der Fenster des Pla-Mor Ballrooms. Um 4 Uhr 08 wählte Alvin Underbakke die Nummer 911 , um den Vorfall zu melden und die Feuerwehr zu rufen, damit sie das Flammenmeer löschte, das einen weißen Cadillac vor seinem Haus einhüllte.

27
    »Wo warst du heute morgen um vier Uhr?« fragte Mitch, die Hände auf die Lehne des Stuhls gestützt, auf dem er eigentlich sitzen sollte. Tyrell Mann begegnete hochmütig seinem Blick. »Da habe ich mir meinen Schönheitsschlaf geholt. Wo hätten Sie mich denn gerne gehabt, Chief? Was wollen Sie denn meinem schwarzen Arsch diesmal anhängen?«
    »Eins wollen wir gleich mal klarstellen, Tyrell«, sagte er. »Mir ist scheißegal, was für eine Farbe dein Arsch oder sonst irgendein Teil von dir hat, aber die Macke, die du mit dir rumschleppst, würde ich, offen gesagt, gern da hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Das einzige, was mich interessiert, ist eine ehrliche Antwort.«
    »Wie ich schon sagte, im Bett. Wir sind auf die Party für den Doc gegangen, und dann haben wir uns hingehauen.«
    »In der Jugendherberge auf dem Campus?«
    »Wo's gerade gepaßt hat.«
    Mitch richtete sich auf und ging auf ihn zu.
    »Ja, in der Jugendherberge«, sagte Tyrell hastig. »Warum?«
    »Jemand hat heute früh Miss Norths Wagen in die Luft gejagt.«
    Ein widerliches Grinsen zog über Tyrells Gesicht. »War die Schlampe drin?«
    Mitch beugte sich zu ihm hinunter. »Weißt du, Tyrell, genau diese Einstellung ist es, die deinen Arsch demnächst für den Rest deines Lebens in den Knast befördern wird. Ich dachte, man müßte ein bißchen Hirn haben, um zu den Cowboys zu kommen.«
    »Ich habe Hirn genug, um zu wissen, daß ich einen Anwalt verlangen könnte, wenn ich einen haben wollte.«
    »Warum solltest du denn einen Anwalt brauchen, Tyrell? Du bist nicht verhaftet. Oder solltest du es etwa sein?«
    »Fick dich, Holt.«
    Ellen beobachtete den Schlagabtausch vom Gang aus, wo eine Einwegscheibe Aussicht auf die Vernehmung bot. Die Chancen, daß ein Cowboy den anderen belastete, waren praktisch Null. Die Chancen, daß sie sich bei ihren Geschichten verplauderten, waren gering. Keiner würde irgend etwas aus Tyrell herausbekommen. Am Ende des Ganges spielten Agent Wilhelm und J.
    R. Andersen dasselbe Spiel. Andersen spielte den Besorgten; falsche Anteilnahme troff aus ihm wie Harz aus einem Baumstamm.
    Falls einer der Cowboys den Cadillac berührt hatte, würden sie einen Augenzeugen brauchen, um ihm das zu beweisen, und Sonntag morgen um vier waren die Leute von Deer Lake im Bett. Keiner hatte irgend etwas gesehen. Keiner hatte Tyrell Mann oder J. R. Andersen oder Speed Dawkins oder Todd Childs oder sonst irgend jemanden gesehen.
    Sie vergeudeten ihre Zeit. Wieder einmal. Ellen fragte sich, ob Garrett Wright im Augenblick zu Hause saß und, leise vor sich hin grinsend, die Sonntagsausgabe der Star Tribune las.
    Sie sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Sie mußten um vier Uhr beim

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